Es waren dramatische Bilder am Ende von FP3: Marc Marquez verlor auf der Jagd nach einem der Fixplätze für Q2 in der sehr schnellen Kurve sieben die Kontrolle über seine Honda. Fahrer und Motorrad wurden durch die knapp bemessene Auslaufzone geschleudert und schlugen schließlich in den Airfence ein. Marquez wirkte benommen, konnte aber schließlich per Scooter zurück ins Fahrerlager gebracht werden.

Dort begab sich der Repsol-Honda-Star sofort zum Check ins Medical Center. Das Ärzteteam um MotoGP-Arzt Dr. Angel Charte diagnostizierte schwere Prellungen am Nacken und oberen Rücken, aber keine Schäden am lädierten rechten Oberarm. Marquez kehrte anschließend in sein Motorhome zurück, wo er plötzlich von Schwindelfällen übermannt wurde. "Ich wusste nicht mehr, wo ich bin", verriet er später.

Marquez wurde zur Untersuchung ins Krankenhaus von Jerez geschickt, wo eine Computertomographie am Schädel durchgeführt wurde. Wenig später erhielt er die Startfreigabe für das 4. Freie Training und das anschließende Qualifying. Eine bedenkliche Entscheidung, denn was Marquez in seiner Medienrunde beschrieb, kann nur als Gehirnerschütterung gedeutet werden. Das ließ sich Motorsport-Magazin.com am Samstagabend von einer Ärztin bestätigen.

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Bedenklich ist die Startfreigabe für Marquez, weil nach einem derartigen Schlag auf den Kopf normalerweise mindestens 24 Stunden Ruhe nötig sind. Kommt es zu einem erneuten Unfall, sind schwere und dauerhafte Folgeschäden möglich. In anderen Sportarten nimmt man diese Bedrohung mittlerweile sehr ernst und entfernt betroffene Athleten sofort aus dem Wettbewerb, in der MotoGP wird das Thema seit Jahren nachlässig behandelt. Immer wieder ist von Fahrern zu hören, die trotz Gehirnerschütterungen fahren. So dürfte es nun auch bei Marquez sein, der das Rennen am Sonntag in Angriff nehmen wird.

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Marc Marquez nur auf Startplatz 14

Im Rennen wartet auf Marquez jede Menge Arbeit. Denn im Qualifying lief es für ihn schließlich gar nicht nach Wunsch. Er schied bereits in Q1 aus und steht nur auf Startplatz 14. "Der Sturz hat mich im Qualifying doch beeinträchtigt", gesteht Marquez. "Ich habe den weichen Vorderreifen gewählt, weil ich mich damit in den Linkskurven sicherer gefühlt habe. Das war aber ein Fehler. Ich konnte nicht wie gewünscht bremsen und einlenken. Ich habe mehr an die Sicherheit als an die Performance gedacht."

Auch mit dem Setup seiner Honda RC213V zeigte sich Marquez nicht zufrieden. "Wir haben das Bike am Freitag nicht gut abgestimmt", so der Rückkehrer, der es in FP1 und FP2 bewusst ruhig anging, um Energie für das restliche Wochenende zu sparen. "Die Probleme habe ich dann sofort gespürt und wir werden für den Sonntag definitiv Veränderungen vornehmen. Wir müssen das Motorrad an meinen Stil anpassen."