Für Valentino Rossi wird die MotoGP-Saison 2021 ein ganz neues Abenteuer. Vom Yamaha-Werksteam wechselt er in diesem Jahr ins Kundenteam von Petronas SRT. Das allein ist für den 'Doktor' schon ein ungewöhnlicher Schritt, eine Sache macht sein Jahr aber noch seltsamer. Er teilt sich auch noch mit seinem Academy-Zögling Franco Morbidelli die Box in Yamahas Kundenteam. Egal, wie groß die Rivalität auf der Strecke jedoch werden mag, ihre Freundschaft darf diese Situation nicht verändern, findet Morbidelli.

Darüber sprach er am Dienstag im Rahmen des Petronas-Launch vor der MotoGP-Presse. Gegeneinander angetreten sind die beiden Italiener bereits unzählige Male, sowohl in der MotoGP, als auch auf Rossis Ranch in Tavullia. Verändert sich das Verhältnis der beiden nun, da sie Teamkollegen sind? "Ich will mich Vale gegenüber genauso verhalten, wie gegenüber allen meinen Freunden. Ich möchte fair bleiben und mich richtig verhalten", erklärt Morbidelli.

"Natürlich ist er ein ganz besonderer Freund, seine Persönlichkeit ist größer als die von allen anderen. Das ändert aber nichts. Ich werde und muss gegen ihn so fahren, wie gegen alle anderen auch", so der Italiener weiter und verrät dabei auch seine größte Priorität im Kampf mit Rossi. "Natürlich kämpfen wir um eine wichtige Sache, aber wir müssen uns daran erinnern, dass nichts so wichtig ist wie Freundschaft und Liebe."

Morbidelli weiter: "Die menschliche Seite ist immer wichtiger als ein Spiel. Natürlich ist die MotoGP ein wichtiges Spiel, das wir schon sehr lange spielen. Aber am Ende ist nur das. Wenn wir in diesem Jahr um gute Ergebnisse kämpfen, was wir hoffentlich tun werden, dann müssen wir uns daran erinnern."

Für Morbidelli wird es eine Herausforderung, zwischen seinem Freund Valentino und seinem Rivalen Valentino zu unterscheiden. "Es ist schwierig, da eine Linie zu ziehen", glaubt er. "Unsere Gedanken gehen ja nie nur in eine Richtung, sondern immer in mehrere gleichzeitig. Ich glaube, in manchen Situationen sehe ich ihn als den ersten Konkurrenten und in anderen als einen meiner besten Freunde. Ich glaube, wenn ich in der Box sitze, wird eher das sportliche Denken Überhand nehmen. Ich glaube aber trotzdem, dass es da schwer ist, zu unterscheiden."

Franco Morbidelli ist 2021 Petronas' Top-Pilot, Foto: Petronas SRT Racing
Franco Morbidelli ist 2021 Petronas' Top-Pilot, Foto: Petronas SRT Racing

Morbidelli: Ziel für 2021 dasselbe wie im letzten Jahr

Auch wenn es mit einem guten Freund als Teamkollegen eine noch größere Herausforderung wird als im letzten Jahr, Morbidellis Ziele für die Saison 2021 sind klar gesteckt. "Ich hoffe, auch in diesem Jahr meinen Teamkollegen schlagen zu können", gibt er zu. "Wir wollen ähnliche Ergebnisse wie in der vergangenen Saison anstreben." Die Saison 2020 beendete Morbidelli als WM-Zweiter, mit nur 13 Punkten Rückstand auf Weltmeister Joan Mir und seinen ersten drei Rennsiegen in der Königsklasse. Seinen damaligen Teamkollegen Fabio Quartararo ließ er damit am Ende weit hinter sich, der Franzose wurde nur WM-Achter.

Morbidelli sieht vor allem in der Außergewöhnlichkeit der MotoGP-Saisons 2020 und 2021 einen Vorteil für sich. Durch den Effekt der weltweiten Corona-Pandemie ist die Entwicklung der Bikes drastisch heruntergefahren worden, das könnte dem Italiener zur Gute kommen. "Ich habe jetzt mehr Wissen und mehr Vertrauen in mich und mein Bike", erklärt er. "Es bleibt ja mehr oder weniger dasselbe. Wir kennen jetzt alles besser als im letzten Jahr, da gibt es also sicher genug Raum für Verbesserungen."

Die hervorragenden Ergebnisse aus dem vergangenen Jahr bringen aber auch einen gewissen Druck mit sich, wie Morbidelli zugibt. "Am Ende des letzten Jahres lief es wirklich gut und ich konnte Ergebnisse abliefern, die niemand erwartet hat", stellt er klar. "Jetzt ist es meine Pflicht und meine Aufgabe, dieses Gefühl und diese Leistungen zu wiederholen. Dann werde ich auch wieder um die WM und um gute Positionen in allen Rennen kämpfen können. Das ist meine Pflicht und das werde ich versuchen."