Die Frage nach dem großen Favoriten auf die MotoGP-Krone war in den vergangenen Jahren stets leicht zu beantworten. In praktisch jeder Saison seit seinem Aufstieg in die Königsklasse wurden Marc Marquez die größten Chancen auf den Weltmeistertitel zugerechnet. Und mit Ausnahme der Jahre 2015 und 2020 erfüllte er die Erwartungen auch stets.

In der bevorstehenden Saison ist plötzlich alles anders. Marquez ist seit seinem gescheiterten Comeback im Juli in Jerez nicht auf einem MotoGP-Bike gesessen. Nach drei Operationen am verletzten rechten Oberarm kämpft er aktuell um eine Rückkehr auf die Honda RC213V. Wann es dazu kommen wird, kann aktuell niemand wirklich beurteilen.

Für Titelverteidiger Mir aber noch lange kein Grund, Marquez in der Saison 2021 abzuschreiben. "Wenn er völlig fit zurückkommen kann, dann ist Marc für mich der Favorit", sagte der Suzuki-Pilot am Mittwochabend in einem Zoom-Call mit der MotoGP-Presse. "Er hat mehr Erfahrung und mehr Titel als ich, außerdem ist er schneller. Er ist also der Mann, den es dann zu schlagen gilt."

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Doch was passiert, wenn Marquez' Comeback tatsächlich noch lange auf sich warten lässt? "Wenn wir Marc aus diesen Überlegungen herausnehmen, dann sehe ich keinen klaren Favoriten. Vielleicht bin es dann ich", so Mir. "In meinem Kopf bin ich der Mann, den es zu schlagen gilt. Ich weiß aber nicht, ob ich wirklich der Favorit bin. Natürlich habe ich im Vorjahr den Titel gewonnen, aber das lag nicht unbedingt an meinem Speed, sondern daran, dass ich clever und konstant war. Mein Ziel ist es deshalb, in dieser Saison ein noch besserer Fahrer zu sein. Ich will mehr von dem zeigen, was ich kann. Ich will Pole Positions holen und mehr Rennen gewinnen. Konstant bin ich ja schon."

Joan Mir: Konstanz 2020 als Trumpf

Tatsächlich konnte Mir in seiner Weltmeistersaison 2020 nur ein einziges der 14 Rennen gewinnen, den Grand Prix von Europa in Valencia. Auf der Pole Position stand er überhaupt nie. Sieben Podiumsplatzierungen sorgten in einer extrem turbulenten und von Leistungsschwankungen seiner Rivalen geprägten Saison aber für den entscheidenden Vorteil. Eine Taktik, auf die sich Mir aber freilich 2021 nicht mehr verlassen sollte.