5. Fratelli d'Italia
In Valentino Rossis Glanzzeiten Anfang der 2000er Jahre war er der erfolgreichste italienische Motorradpilot, aber bei weitem nicht der einzig starke Fahrer seines Heimatlandes. In der Königsklasse kämpfte er gegen Loris Capirossi, Max Biaggi oder Marco Melandri. In den kleineren Klassen sorgten Andrea Dovizioso, Marco Simoncelli oder Roberto Locatelli für große Erfolge. Dann aber versiegte der italienische Motorradnachwuchs plötzlich. Man überließ dem Erzrivalen Spanien das Feld völlig. 2013 und 2014 gingen jeweils alle sechs Fahrer-WM-Titel auf die iberische Halbinsel. Das wollte Rossi nicht länger akzeptieren und gründete seine VR46-Academy und Teams in Moto3 sowie Moto2. Der Rest ist Geschichte: Mit Franco Morbidelli und Francesco Bagnaia hat dieses System bereits zwei Champions in der mittleren Kategorie hervorgebracht. Luca Marini, Marco Bezzecchi oder Celestino Vietti wurden ebenfalls bereits zu Spitzenpiloten. Valentino Rossi hat mit seiner Academy seit 2014 das geschafft, was der italienische Verband über Jahre verschlafen hat. Ein unglaublicher Verdienst an der großen Motorradnation!
4. Keine schnelle Nummer
Startnummern waren im Motorradsport lange nicht mehr als eine, zwei oder drei Ziffern an der vorderen Verkleidung des Motorrads. Sie wurden mehr oder weniger beliebig gewählt, lediglich der amtierende Weltmeister klebte sich stolz die Nummer 1 auf die Front seines Motorrads. Barry Sheene hatte als erster Fahrer erkannt, dass eine gleichbleibende Startnummer großen Nutzen für den Wiedererkennungswert des Piloten haben kann. Was er begonnen hatte, perfektionierte Rossi gut zwei Jahrzehnte später. Vom WM-Einstieg 1996 an prangte auf seiner Maschine stets die 46, immer in Verbindung mit der Farbe Gelb. Jeder Motorradfan, der heute im Alltag eine gelbe 46 sieht, weiß was Sache ist. Ein Vorbild, dem mittlerweile die gesamte Szene gefolgt ist. Seit Casey Stoner 2012 wählte kein MotoGP-Weltmeister mehr die Nummer eins. Und so ist heute nicht nur VR46 eine Marke, sondern auch MM93 oder AD04. Selbst die Formel 1 folgt mittlerweile Rossis Beispiel.
3. Bikes und Business
Das Image, welches sich Rossi mit seiner Startnummer und Markenzeichen wie dem 'The Doctor'-Schriftzug oder der Schildkröte mit #46 aufbaute, machte er schon bald zu barem Geld. Er wollte nicht weiter Einnahmen an Merchandising-Firmen abtreten und außerdem die Kontrolle über Design und Qualität seiner Fan-Artikel gewinnen. Die Lösung: VR46 Racing Apparel. Mit diesem Unternehmen produzierte Rossi fortan seine eigene Merchandising-Ware. Die Firma wuchs bald zu einem wahren Imperium an. Ein Großteil des MotoGP-Feldes ließ seine Fan-Artikel fortan von Rossis Mitarbeitern designen und produzieren, mittlerweile setzen sogar Fußball-Giganten wie Juventus Turin auf die Expertise von VR46 Racing Apparel. Bei jedem Produkt, das über den Ladentisch geht, klingelt es auch in der Kasse von Valentino Rossi. Über sein Vermögen spricht der Superstar nicht. "Es ist eine schöne Summe", meinte er zuletzt verlegen.
2. Beinchen raus
Früher oder später wird Valentino Rossi die MotoGP verlassen. Ob es dann ein VR46-Team in der Königsklasse geben wird oder er in einer anderen Rolle erhalten bleibt, ist noch offen. Auf jeden Fall wird Rossi aber in jeder Session der MotoGP allgegenwärtig sein. Denn kein Fahrer kommt mittlerweile ohne eine Technik aus, die 'Il Dottore' eingeführt hat. Der Leg-Dangle, in Anlehnung an seinen Erfinder oft auch als 'Doctors-Dangle' bezeichnet, gehört zum Standardrepertoire jedes modernen MotoGP-Piloten. Erstmal in Erscheinung trat er 2004, als Rossi in der legendären Zielkurve von Jerez Sete Gibernau von der Strecke boxte und das Rennen gewann. Im Anschluss zeigte er den Leg-Dangle immer öfter. Was Dominator Rossi machte, musste gut sein, dachten sich damals wohl seine Konkurrenten. Und so sehen wir das weggestreckte Bein an der Kurveninnenseite heute in praktisch jeder harten Bremszone, obwohl über den Sinn dieser Bewegung bis heute diskutiert wird.
1. Hart aber herzlich
Kenny Roberts gegen Barry Sheene, Wayne Rainey gegen Kevin Schwantz, Mick Doohan gegen Alex Criville - knallharte Duelle gab es in der Motorrad-Weltmeisterschaft immer schon. Was Valentino Rossi mit seinen Rivalen wie Max Biaggi, Sete Gibernau, Casey Stoner oder Jorge Lorenzo anstellte, hob derartige Zweikämpfe auf ein davor unbekanntes Niveau. Nicht nur auf der Strecke arbeitete Rossi mit voller Härte gegen seine Kontrahenten, auch abseits davon ließ er keine Möglichkeit aus, um sich einen Vorteil zu erarbeiten. Schon im jungen Alter beherrschte er das Spiel mit den Medien perfekt und zermürbte seine Gegner psychologisch. Redegewandt, humorvoll und nie um einen flotten Spruch verlegen - so wurde Rossi bald zum Liebling von Presse und Fans. Seine oft etwas spröde wirkenden Rivalen hatten dem nichts entgegenzusetzen. Erst Marc Marquez konnte dem Meister der Psychospielchen Paroli bieten und ihn sogar mit eigenen Waffen schlagen. Schon beinahe eine Hommage an sein einstiges Vorbild.
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