Als sich Marc Marquez im ersten MotoGP-Saisonrennen bei einem heftigen Highsider den rechten Oberarm brach, rechnetet praktisch niemand damit, dass diese Verletzung für ihn weitreichende Folgen haben würde. Ein paar Wochen Pause hätten für einen gut trainierten jungen Mann wie ihn reichen müssen, um wieder mit zumindest annähernd voller Fitness zurückzukehren.
Doch Marquez schmiedete einen tollkühnen Plan und gab nur vier Tage nach seiner Operation in Barcelona sein Comeback. Das Repsol-Honda-Team stand dem von Beginn an skeptisch gegenüber, doch der ehrgeizige Fahrer und die beteiligten Ärzte überstimmten die HRC-Bosse. Denn weder Dr. Xavier Mir, der Marquez operierte, noch das medizinische Team der MotoGP rund um Dr. Angel Charte bremsten den Superstar. Nach einem Check am Donnerstag erhielt er die Startfreigabe für den zweiten Grand Prix in Jerez und saß am Samstag wieder auf seiner RC213V.
Was folgte, ist bekannt. Marquez bestritt das dritte und vierte Training, im Qualifying war nach nur einer Runde Schluss. Gut eine Woche später die Hiobsbotschaft. Die eingesetzte Platte am Oberarm wurde beschädigt, ein zweiter Eingriff war notwendig. Offiziell passierte das beim Öffnen einer großen Türe zuhause. Die verfrühte Rückkehr in Jerez habe damit nichts zu tun, so die Darstellung seines Teams.
Marc Marquez: Es war ein Fehler
Dieser Darstellung widersprach Marquez nun in einem Interview mit dem spanischen MotoGP-Broadcaster DAZN erstmals. "Die Platte wurde zwar erst zuhause endgültig beschädigt, aber nicht nur durch das Öffnen dieser Türe, sondern durch die kumulierte Belastung. Es war ein Fehler", gesteht Marquez.
Ein Fehler, für den er aber nicht allein die Schuld tragen will. "Wie jeder andere Fahrer wollte auch ich nach der Operation als erstes wissen, wann ich wieder fahren kann. Das ist der Moment, in dem die Ärzte wissen müssen, wie sie dich aufhalten. Sie müssen realistisch sein. Ich bin beruhigt nach Jerez zurück, weil ich dachte, die Platte würde halten und alles sei in Ordnung - das wurde mir so gesagt. Ich habe danach gefragt, denn ich bin zwar mutig, mir aber der Gefahren bewusst. Wenn sie mir gesagt hätten, dass die Platte beispielsweise beim Anbremsen beschädigt werden kann, dann hätte ich mich nicht auf ein Motorrad gesetzt und wäre damit 300 Stundenkilometer gefahren. Die Rückkehr war verfrüht. Ich habe daraus gelernt, dass wir Fahrer eine große Tugend besitzen, die gleichzeitig eine Schwäche ist: Wir sehen das Risiko nicht. Man muss es uns verdeutlichen."
Marc Marquez setzt auf neues Ärzteteam
Dass Marquez mit dem Verhalten seines bisherigen Vertrauensarzt Dr. Mir, der an ihm und seinen MotoGP-Kollegen bereits unzählige Operationen durchführte, nicht zufrieden ist, zeigte bereits die Tatsache, dass er den jüngsten Eingriff am vergangenen Donnerstag nicht mehr von Mir in Barcelona, sondern von einem Ärzteteam rund um Dr. Angel Villamor in Madrid durchführen ließ.
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