Jorge Lorenzo ist zurück - in der MotoGP, auf der Rennstrecke und bei Yamaha. Während der Testfahrten auf dem Sepang International Circuit in Malaysia war der Spanier zum ersten Mal in seiner neuen Rolle als Testpilot unterwegs. Das hatte Lorenzo nach seinem Comeback zu sagen:

Unterwegs war der mehrfache Champion an zwei Tagen: Einmal während des Shakedown-Tests, an dem nur Rookies, die Testpiloten der Hersteller sowie Werke, die von Concession-Points profitieren, teilnehmen durften. Als frischgebackener Testfahrer war Lorenzo also mit von der Partie. Danach setzte er die ersten zwei Tage der offiziellen Tests aus, um am Sonntag, dem letzten Testtag, wieder mitzumischen.

Nach ein paar Monaten MotoGP-Pause zog Lorenzo am Sonntagnachmittag in Sepang ein positives Feedback. "Es war ein guter Tag. Ich war schneller als an meinem ersten Tag und außerdem bin ich viel entspannter und mit mehr Selbstvertrauen gefahren", fasst er zusammen.

Während des Shakedowns absolvierte der Spanier insgesamt 46 Runden, seine persönliche Bestzeit lag bei 02:00.506. Damit landete er in der Bestzeiten-Liste dieses Tages auf Rang acht. Bei seinem zweiten Outing wenige Tages später drückte er seine Bestzeit auf eine 1:59.197, landete aber aufgrund der höheren Teilnehmerzahl bei den offiziellen Tests nur auf Rang 20. Auf die absolute Bestzeit von Fabio Quartararo fehlten Lorenzo nur 1.348 Sekunden.

Mit diesem Ergebnis ist Lorenzo zufrieden, vor allem, wenn man bedenkt, dass es zu einer ernst gemeinten Attacke des mehrfachen Weltmeisters auf die Bestzeit gar nicht erst kam. Der machten späte Regenfälle nämlich einen Strich durch die Rechnung.

Den Großteil des finale Testtages in Sepang über blieb es trocken und heiß, nur knapp 40 Minuten vor Ende der Testzeit begann es zu regnen. "In diesem Zeitfenster hatten wir eigentlich vor, die neuen Reifen auszuprobieren, mit denen ich sicher schneller gewesen wäre", ärgert sich Lorenzo im Nachhinein. Zuvor war der Spanier auf gebrauchten Reifen unterwegs gewesen und hatte deshalb, wie er selbst gestand, auch nicht mit Spitzenreiter Quartararo mithalten können, als dieser auf der Strecke an ihm vorbeizog. Der Petronas-Pilot war zu diesem Zeitpunkt schon auf neuen Pneus unterwegs, um einen Angriff auf die Bestzeit zu wagen.

Auch wenn diese kleine Panne den Perfektionisten in Lorenzo ärgert, ist er sich dennoch bewusst, dass sein Hauptaugenmerk nun nicht mehr zwangsläufig auf schnellen Rundenzeiten liegen muss. "Eigentlich ist es auch gar nicht so wichtig", resümiert er deshalb. "Unser Fokus liegt ja darauf, zu verstehen, wie das Bike funktioniert und wie wir es verbessern können."

Lorenzo: Neue Yamaha noch ähnlich wie früher

Auch nach drei Jahren Abwesenheit war die Rückkehr auf die Yamaha M1 für Lorenzo schon wie ein nach Hause kommen. Allzu große Veränderungen hat das Bike in Lorenzos Abwesenheit nicht durchgemacht, wie er in Sepang feststellte. "Die neue Yamaha ist der, die ich zuletzt gefahren bin, immer noch sehr ähnlich", so der Spanier. "In zwei Tagen habe ich schon einige Dinge gefunden, die wir noch verbessern können, aber auch sehr viele positive Punkte."

Als Grund, weshalb er sogleich in der Lage war, sehr präzises und ausführliches Feedback zur neuen Yamaha abzuliefern, sieht Lorenzo sein ausgeprägtes Gefühl für das Motorrad. "Ich denke, eine meiner Stärker als Fahrer war immer, dass ich sehr feinfühlig bin", erklärt Lorenzo. "Das war als Kind schon so. Ich habe immer alle Änderungen, die mein Vater an meinem kleinen Motorrad vorgenommen hat, sofort gespürt." Das hat sich bis heute nicht geändert. Jede noch so kleine Veränderung spürt der Spanier sofort und kann so entsprechend schnell abwägen, ob diese ein Vor- oder Nachteil ist.

Laut Lorenzo selbst gibt es nur einen, der ihn in dieser Hinsicht noch übertrumpfen kann. Und der ist zum Glück für Yamaha in denselben Farben unterwegs. "Nur Valentino ist vielleicht sogar noch ein bisschen feinfühliger als ich. Ich denke, davon kann Yamaha profitieren." Damit hat er vermutlich recht: Mit Valentino Rossi und Maverick Vinales im Werksteam, Fabio Quartararo im Kundenteam und Jorge Lorenzo als Testfahrer können sich die Japaner für die kommende Saison vielleicht endlich wieder große Hoffnungen machen.