Andrea Dovizioso wird 2019 zum dritten Mal in Serie MotoGP-Vizeweltmeister. Das steht bereits jetzt fest. Geschlagen wurde er jedes einzelne Mal von Marc Marquez. Bedenklich: Der Abstand zwischen Marquez und Dovizioso wuchs in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich an.

2017 fiel die Entscheidung erst beim großen Finale in Valencia, am Ende hatte Marquez 37 Punkte Vorsprung. Im Vorjahr fixierte Marquez den Titel bereits am viertletzten Rennwochenende in Motegi und beendete die Saison mit einem Polster von 76 Zählern. Und in der laufenden Saison machte Marquez noch ein Event früher in Thailand bereits alles klar und führt vor dem letzten Grand Prix mit satten 139 Punkten Vorsprung auf Dovizioso.

Dovizioso ist sich dem Ernst der Lage bewusst. "Wir hatten in dieser Saison viele Ups und Downs - und insgesamt mehr Probleme als in den vergangenen beiden Jahren", analysiert er. "Mir ist es gelungen, den zweiten Platz in der Gesamtwertung zu holen. Damit bin ich zufrieden, aber der Abstand zu Marc ist zu groß - lächerlich groß! Das gilt nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen Fahrer. Marc war in dieser Saison noch besser als in der Vergangenheit. Es ist schwierig, eine Möglichkeit zu finden, wie man Marc schlagen kann. Es ist schwierig, herauszufinden, was wir tun müssen."

Dovizioso verliert seine schärfste Waffe

Dovizioso litt in der Saison 2019 vor allem daran, dass er seine größte Stärke der vergangenen Jahre nicht mehr wirklich ausspielen konnte. Er war zum Meister der Renntaktik geworden, konnte sich seine Reifen sehr oft besser einteilen als die Konkurrenz und dann in der Schlussphase eiskalt zuschlagen. Seine vielen Siege gegen Marquez nach Duellen in der letzten Runde sind dafür der beste Beweis.

Das gelang Dovizioso aber nur, weil ihm sein Motorrad in Verbindung mit den Michelin-Reifen die Möglichkeit dazu gab. Die Ducati war in den Bereichen Beschleunigung und Topspeed eine Klasse für sich, wodurch Dovizioso den Pneus weniger abverlangen musste, aber dennoch die gleiche oder sogar eine bessere Pace als Marquez gehen konnte. Im Winter legte Honda aber bei der Motorleistung nach und schloss die Lücke zu Ducati. Fortlaufende Anpassungen von Michelin sorgten außerdem dafür, dass die Reifen nicht mehr so gut zur Desmosedici GP19 passten, wie das noch zuvor der Fall war.

"Ich konnte viele Rennen innerhalb meiner Möglichkeiten richtig managen, indem ich in den ersten Runden ruhig geblieben bin, auch wenn ich zu langsam war", erklärt Dovizioso. "Dafür konnte ich dann am Ende meistens Positionen gutmachen. Das ist aber nicht genug. Wir brauchen mehr und müssen uns steigern. Wir haben in dieser Saison einfach nicht den Speed in den Trainings und am Rennbeginn, den wir noch im Vorjahr hatten. Das bringt uns in eine schwierige Situation, weil man sich so keine richtige Strategie zurechtlegen kann."

Dovizioso konnte Marquez 2019 nur in Katar und Österreich schlagen, Foto: LAT Images
Dovizioso konnte Marquez 2019 nur in Katar und Österreich schlagen, Foto: LAT Images

Schwierige Vorzeichen also im Hinblick auf 2020. Doch ein neues Motorrad und ein frischer Start in die Saison geben Dovizioso Zuversicht. "Ich weiß, was ich gerne anders hätte. Das alles in puncto Fahrstil und auch vom Motorrad zu bekommen, ist aber nicht einfach. Nichtsdestotrotz werden wir weiter alles geben, sonst brauchen wir gar nicht mehr hier auftauchen. Alles ist möglich. 2017 und 2018 konnten wir ganz gut mithalten. Ich glaube, dass wir dorthin wieder zurückkommen können. Jede Saison hat ihre eigene Geschichte."