Vier relevante Plätze hat Ducati in der MotoGP-Saison 2020 zu vergeben: Zwei im Factory-Team und zwei im eng an das Werk gebundenen Rennstall von Pramac. Die teils wenig professionell geführte Truppe von Avintia ist für Spitzenpiloten kaum interessant. Außerdem könnte das spanische Team bald ohnehin den Hersteller wechseln und auf Suzuki setzen.

Vier Plätze also, von denen aktuell einer fix vergeben ist. Andrea Dovizioso wird auch im nächsten Jahr der Teamleader in der Werkstruppe bleiben. Sein Vertrag läuft bis Ende 2020 und Dovizioso ist aktuell besser als je zuvor, wird wohl auch in der laufenden Saison einziger Herausforderer von Marc Marquez im Kampf um den MotoGP-Weltmeistertitel sein.

Doviziosos aktueller Teamkollege im Werksteam, Danilo Petrucci, verfügt nur über einen Kontrakt für die aktuelle Saison. Spekulationen darüber, warum er nicht über einen der sonst üblichen Zweijahresverträge verfügt, gibt es viele. Die einen vermuten, dass Ducati nicht vollstes Vertrauen in Petrucci hatte. Andere meinen, Petrucci war sich selbst nicht sicher, ob er die Aufgabe als Ducati-Factory-Pilot zufriedenstellend erfüllen würde können. Und wieder andere glauben, dass sich 'Petrux' seiner Sache so sicher war, dass er nur für ein Jahr unterschrieb, um dann für 2020 neue Gehaltsverhandlungen führen zu können.

Petrucci empfiehlt sich bei Ducati

Wo die Wahrheit liegt, wissen nur Petrucci und die Ducati-Führungsebene. Fakt ist, dass Petrucci zuletzt in Le Mans und vor allem mit seinem ersten MotoGP-Sieg in Mugello das bestmögliche Empfehlungsschreiben abgab. Bereits vor einigen Wochen verriet Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti, dass man nach dem nun folgenden Rennwochenende in Barcelona eine Entscheidung über den zweiten Fahrer im Werksteam für 2020 treffen möchte.

Danilo Petrucci ist in der Pole Positon für den zweiten Factory-Platz, Foto: LAT Images
Danilo Petrucci ist in der Pole Positon für den zweiten Factory-Platz, Foto: LAT Images

Petruccis Konkurrenten um diesen Platz sind die Pramac-Fahrer Jack Miller und Francesco Bagnaia. Für Bagnaia kommt der Aufstieg ins Werksteam 2020 definitiv noch zu früh, in bislang sechs Saisonrennen sah er nur zwei Mal die Zielflagge. Miller fährt eine gute Saison, war bereits einmal Dritter und zwei mal Vierter. Er schied aber auch drei Mal aus und liegt mit praktisch gleichem Material wie Petrucci 40 Punkte hinter dem Italiener.

Pramac muss wohl aufrüsten

Der Werksplatz geht also wohl an Petrucci, womit Pramac seine beiden Fahrer für 2020 behalten würde. Das wirft aber dort ein weiteres Problem auf. Aktuell fährt Miller die Desmosedici GP19, Bagnaia die Vorjahresmaschine. Ihm wurde aber für nächste Saison vertraglich eine GP20 zugesichert. Miller wird sich kaum mit einem Vorjahres-Bike zufrieden geben und Pramac kann den starken Australier auch nicht auf einem schwächeren Motorrad sehen wollen. Das Team rund um Francesco Guidotti wird also 2020 wohl oder übel zwei aktuelle Motorräder einsetzen müssen.

Das ist aber freilich mit zusätzlichen Kosten verbunden. Wie Pramac diese stemmen soll, ist aktuell noch unklar? Im Moment steht man de facto ohne einen Hauptsponsor da. Nach dem ersten Saisonrennen in Katar flog ein Steuerskandal um Geldgeber Alma aus, das Unternehmen verschwand daraufhin aus dem Teamnamen und von den Motorrädern. Zuletzt in Mugello konnte man für ein Rennen Lamborghini als Titelsponsor gewinnen, eine dauerhafte Lösung ist das im Moment aber noch nicht.