Ducati startete mit einer Tagesbestzeit in das MotoGP-Wochenende in Jerez. Das ist bemerkenswert, da die andalusische Strecke noch nie Territorium der Roten war. In den vergangenen zehn Jahren gab es keine einzige Freitagsbestzeit für Ducati, die in diesem Zeitraum auch nur drei Podestplätze in Jerez zu Buche stehen haben.

Das eröffnet die große Frage: Ist diesmal mit Ducati zu rechnen? Wie schneidet die italienische Marke im Trainings-Vergleich mit Honda ab? Und wie schätzen die Fahrer die Ausgangssituation nach dem Freitag ein?

Das sagen die Faher

"Es ist noch sehr früh für Aussagen, aber die beiden Ducati-Werksfahrer sehen in jedem Fall sehr schnell aus", musste Marc Marquez zugeben. Der MotoGP-Weltmeister hatte zwar im ersten Trainings Bestzeit erzielt, musste diese in der zweiten Session aber an Danilo Petrucci abtreten. "Aktuell sieht es so aus, als würde es auf Honda gegen Ducati hinauslaufen", sagte Marquez.

Das sieht auch Markenkollege Cal Crutchlow so: "Ducati sieht sehr stark aus, wenn Petrucci derartige Rundenzeiten auf gebrauchten Reifen fahren kann. Wenn man sich die Zeiten ansieht, dann bemerkt man, dass Marc und Dovi die beste Pace haben dürften. Dovi spielt noch ein bisschen mit uns, denke ich."

Der WM-Leader belegte im Tagesklassement hinter Petrucci und Marquez den dritten Rang, ließ sich nach Ende der Trainings aber noch nicht in die Karten schauen. "Wir müssen erst abwarten, wie sich unser Speed entwickelt. Morgen kann sich noch einiges ändern. Erst dann können wir Aussagen treffen", gab Andrea Dovizioso zu Protokoll.

Petrucci gab sich zuversichtlich: "Ich bin sehr glücklich über mein Gefühl für das Motorrad. Wir sind in guter Form und ich kann das Motorrad genauso fahren, wie ich das möchte. Allerdings haben wir noch nicht das wahre Potenzial von Honda und Marquez gesehen. Ich erwarte, dass sie hier sehr schnell sind."

Der direkte Vergleich der Rundenzeiten

Beim Blick auf die Rundenzeiten vom Freitag sieht man keinen Grund, warum Marc Marquez seine Favoritenstellung in Jerez eingebüßt haben sollte. Zwar fuhr Petrucci die schnellste Zeit des Tages, doch Marquez war zweit-, dritt-, sechst- und zehntschnellster Pilot. Er blieb ganze sechsmal unter der Marke von 1:38,200, die nur sechs weitere Fahrer überhaupt unterbieten konnten (davon nur Dovizioso und Nakagami mehr als einmal).

Die besten 10 Rundenzeiten am Freitag

ZeitFahrerSession
1:37,909 Danilo Petrucci FP2
1:37,921 Marc Marquez FP1
1:37,946 Marc Marquez FP1
1:38,006 Andrea Dovizioso FP2
1:38,045 Jorge Lorenzo FP1
1:38,074 Marc Marquez FP2
1:38,104 Cal Crutchlow FP2
1:38,112 Maverick Vinales FP1
1:38,134 Takaaki Nakagami FP1
1:38,147 Marc Marquez FP2

Zwischen der schnellsten Runde von Marquez und seiner drittschnellsten betrug die Differenz nur 0,126 Sekunden. Beim Tagessschnellsten Danilo Petrucci hingegen 0,565 Sekunden und bei Jorge Lorenzo sogar 0,608 Sekunden. Marquez war im Hinblick auf konstant schnelle Runden der stärkste Mann am Freitag.

Auffällig war allerdings, dass Ducati in der deutlich heißeren Nachmittagssession (die Asphalttemperatur war in FP2 um 18 Grad höher als in FP1) plötzlich die Zeiten von Marquez matchen und sogar unterbieten konnte. Das macht ein Vergleich der Bestzeiten der jeweiligen Stints deutlich.

Wie steht es um Yamaha?

Maverick Vinales landete in den beiden Trainings zwar auf den Plätzen 3 und 5, doch dieser Schein trügt: Beide Rundenzeiten erzielte er in Qualifying-Stints mit neuen Reifen und nur einer fliegenden Runde. Eine Strategie, die Honda und Ducati am Freitag nicht nötig hatten.

Valentino Rossi, der in keiner der beiden Sessions die Top-10 erreichte, warnte am Nachmittag in Jerez bereits: "Wir haben ein Problem. Am Nachmittag haben wir es etwas ausprobiert, doch auch das hat nichts gebracht. Es sieht so aus, als würde das Zusammenspiel zwischen Reifen, der Yamaha und der Strecke hier nicht richtig funktionieren."

Kann sich Yamaha bis zum Sonntag nicht noch massiv steigern, dürfte es im Rennen tatsächlich auf ein Duell zwischen Ducati und Honda hinauslaufen.