Die MotoGP fährt an diesem Wochenende in Jerez. Damit fällt der Startschuss zu den Europa-Rennen und die Ausgangsposition in der WM-Wertung könnte kaum spannender sein: Aktuell liegen mit Andrea Dovizioso, Valentino Rossi, Alex Rins und Marc Marquez vier Fahrer von vier verschiedenen Werksteams innerhalb von nur neun Punkten an der Spitze.

WM-Leader ist, wie bereits im Vorjahr vor dem Lauf in Jerez, Andrea Dovizioso. Der Italiener liegt mit 54 Punkten aktuell drei Zähler vor Altmeister Valentino Rossi. Dahinter folgen Alex Rins (49) und Titelverteidiger Marc Marquez (45). Wie sind die Aussichten des Spitzenquartetts beim MotoGP Grand Prix von Spanien?

Marc Marquez und Jerez

Der MotoGP-Weltmeister ist in Jerez eine Bank. Bei seinen sechs Auftritten in der MotoGP-Klasse stand er jedes Mal auf dem Podest und feierte dabei zwei Siege. Kein anderer Fahrer holte in diesem Zeitraum auf dieser Strecke mehr WM-Punkte als Marc Marquez. Seine Ausbeute liegt bei 126 Zählern und damit um ganze 26 Punkte höher als jene des zweiterfolgreichsten Jerez-Piloten in diesem Zeitraum, Jorge Lorenzo. "Für uns ist das eine gute Strecke", analysierte Marc Marquez zuletzt nach seiner Nullnummer in Argentinien trocken.

Valentino Rossi und Jerez

Was für Marc Marquez gilt, galt lange Zeit auch für Valentino Rossi. Zwischen 2000 und 2016 stand er in Jerez zwölfmal auf dem Podest und holte dabei sieben Siege. Damit hält Rossi bis heute den Rekord für die meisten MotoGP-Siege auf der andalusischen Strecke. Vor zwei Jahren wendete sich allerdings das Blatt für den Italiener: Die Yamaha kam mit Jerez plötzlich überhaupt nicht mehr klar und Rossi musste sich in den vergangenen beiden Jahren mit den Plätzen 10 und 5 zufrieden geben. "Jerez war in den letzten Saisons unsere schwächste Strecke und wir hatten immer Probleme", gab Rossi in Austin zu. Die große Hoffnung für Yamaha: Der neue Asphalt.

Andrea Dovizioso und Jerez

Jerez zählt definitiv nicht zu den Lieblingsstrecken von Andrea Dovizioso. Der WM-Leader holte in elf Starts in der MotoGP-Klasse noch nie mehr als fünfte Plätze. Auf dem Podest stand der Italiener in Jerez zuletzt 2007 - im 250cc-Rennen als Dritter hinter Jorge Lorenzo und Alex De Angelis. Auch für Ducati ist Jerez ein Schreckgespenst: Der letzte Sieg datiert aus 2006, in den vergangenen sechs Jahren konnte lediglich Jerez-Spezialist Jorge Lorenzo 2017 einen Podestplatz für die Roten einfahren.

Alex Rins und Jerez

Der Austin-Sieger ist die große Unbekannte in Jerez, denn in seinen ersten beiden MotoGP-Saisons bestritt er lediglich fünf volle Rennrunden auf dem Kurs. 2017 fehlte Alex Rins verletzungsbedingt, 2018 stürzte er früh im harten Kampf um die Top-5. Crashes musste der Spanier zuvor bereits 2015 (letzte Kurve des Moto2-Rennens im Podestkampf) und 2013 (in Runde 11 des Moto3-Rennens im Duell um die Führung) hinnehmen. Dem gegenüber stehen zwei dritte Plätze (Moto3 2014 & Moto2 2016) als beste Ergebnisse. Dass die Suzuki in Jerez stark sein kann, bewies im Vorjahr Andrea Iannone, der einen Podestplatz erobern konnte.

Und die restlichen MotoGP-Fahrer?

Mit Dani Pedrosa ist einer der Jerez-Spezialisten (10 Podien in 12 Starts) nicht mehr dabei. Ein weiterer kämpft noch mit Umstellungsproblemen sowie den Nachwirkungen unzähliger Verletzungen: Jorge Lorenzo. Bei seinen elf bisherigen Starts in Jerez fuhr er drei Siege und fünf weitere Podestplätze ein - unter anderem seinen ersten für Ducati vor zwei Jahren. Bei zwei Ausfällen ist Rang 4 (2014) das schlechteste Zieleinlaufergebnis in der Statistik von Lorenzo. In der aktuellen Printausgabe von Motorsport-Magazin.com analysierte ServusTV-Experte Alex Hofmann bereits vor dem Rennen in Austin: "Die Referenz für ihn wird das Rennen in Jerez sein. Er mag diese Strecke. Mit Startpunkt Jerez muss er dann auch liefern, sonst wird es richtig bitter für ihn."

Bitter waren bislang auch sämtliche Jerez-Ausflüge für Cal Crutchlow. Der Brite, der sich in bestechender Frühform zeigte, war in Andalusien noch nie besser als Vierter. In den vergangenen beiden Jahren fiel er jeweils aus - im Vorjahr trotz Pole Position. Podestplätze holten 2018 Johann Zarco und Andrea Iannone - beide haben 2019 aber noch mit der Umstellung auf ihre neuen Motorräder zu kämpfen.

Fazit: Selbstläufer für Marquez?

Sechs Versuche, immer im Ziel, immer auf dem Podest: Marc Marquez kommt trotz seiner Nullnummer in Austin als Favorit nach Jerez. Das ist auch dem Umstand geschuldet, dass seine schärfsten Rivalen ein Handicap mitbringen: Dovizioso liegt die Strecke nicht, noch weniger liegt sie seiner Ducati. Für Rossi entwickelte sich Jerez in den vergangenen Jahren von einer Traum- zu einer Alptraumstrecke - Hoffnung gibt allerdings die Neuasphaltierung. Lorenzo zeigt sich bislang noch nicht in der Form, dass er ernsthaft um den Sieg kämpfen könnte und Crutchlow war in Jerez noch nie sonderlich stark. Bleibt als wahrscheinlichster Gegenspieler für dieses Wochenende Alex Rins. Der Spanier kommt mit dem Momentum des Austin-Sieges nach Europa und nicht wenige trauen Suzuki in Jerez viel zu.