Andrea, die österreichischen MotoGP-Fans kennen dich ja schon seit drei Jahren, aber den Zusehern in Deutschland bist du noch nicht so bekannt. Kannst du kurz deinen Werdegang skizzieren?
Andrea Schlager: Dass es für mich in den Sport gehen wird, war mir immer klar. Ich habe selbst Tennis gespielt und habe auch bald kleine Nebenjobs in der Formel 1 angenommen. Das hat sich angeboten, weil ich in der Nähe von Spielberg aufgewachsen bin. So hatte ich die Möglichkeit, mit der Formel 1 bereits ein wenig um die Welt zu reisen und war daher schon früh motorsportbegeistert. Professionell hat dann alles mit einem Sportjournalismus-Studium begonnen. Dann war ich beim ORF im Sportbereich tätig, wo ich auch viel im redaktionellen Bereich gearbeitet habe. Ich war auch Sendeleiterin und bei verschiedenen Produktionsfirmen, kenne also auch die operative und kreative Seite hinter der Kamera.
Bist du bei ServusTV neben deiner Rolle als Moderatorin auch redaktionell involviert?
Andrea Schlager: Ja, das ist ein großer Luxus den wir ServusTV haben. Es ist aber auch mein Anspruch als Moderatorin, das Programm selbst mitzugestalten. Es ist bei uns nicht so, dass ein Sendeleiter sagt, was wir zu machen haben. Es ist eine Zusammenarbeit des On-Air-Teams und der Redaktion, in der jeder einzelne eine Stimme hat und seine Themen unterbringen kann.
Welche Themen liegen dir da besonders am Herzen?
Andrea Schlager: Es sind diese Storys, die man im Laufe eines Wochenendes vor Ort mitkriegt, aber eben nicht direkt im Fernsehen sieht. Ich kann mich noch erinnern, als ich 2016 Danilo Petrucci bei der Heimreise nach dem Frankreich-GP getroffen habe. Er hatte zuvor eine schwere Handverletzung und ist dann in Le Mans starker Siebenter geworden. Ich habe ihm zu dem tollen Rennen gratuliert und er ist völlig zusammengebrochen, hat fast geweint, weil er zwischenzeitlich dachte, die Verletzung würde sein Karriereende bedeuten. Solche Dinge greife ich dann gerne in der Sendung auf.
Wie würdest du dich in deiner Rolle als Moderatorin bezeichnen? Da gibt es ja durchaus unterschiedliche Typen.
Andrea Schlager: Ich habe das Privileg, dass ich nur über Sportarten berichte, die mich auch wirklich begeistern (Schlager moderiert neben der MotoGP auf ServusTV auch noch Eishockey, Tennis sowie diverse andere Events, Anm.). Ich kann also sehr authentisch sein. Wenn ich mich im TV freue, dann ist das auch wirklich so. Ich habe das Glück, dass ich bei den Events vor Ort sein kann und den Zuseher nach Hause liefern kann, was passiert. Das ist mein Job: Den Zuseher so nah wie möglich an die Geschehnisse heranbringen.
2019 wirst du im Gegensatz zu den vergangenen Saisons nicht mehr bei allen, sondern nur noch bei zehn Rennen vor Ort sein. Die restlichen Events übernimmt deine neue Kollegin Eve Scheer. In Anbetracht deiner anderen Verpflichtungen eine Erleichterung oder doch ein Verlust?
Andrea Schlager: Ganz ehrlich? Beides! Ich habe schon lange darum gebeten, dass wir eine zweite Person für meine Rolle bekommen. Der Job ist einfach mit extrem vielen Reisen verbunden und dadurch sehr anstrengend, auch wenn man es wirklich gerne macht. Vor allem, wenn man daneben eben noch andere Aufgaben hat. Außerdem kommt so Abwechslung in die Sendung. Für mich ist es auch toll, nach drei Jahren wieder einmal ein Rennwochenende vor dem Fernseher zu erleben und zu sehen, wie eine andere Moderatorin den Job macht. Aber natürlich ist man immer gerne bei den Rennen dabei.
Was gefällt dir so gut an der MotoGP?
Andrea Schlager: Da weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, wo ich anfangen soll. Was ich super finde, ist die Tatsache, dass es einfach nie vorhersehbar ist. In anderen Sportarten weiß man oft im Vorhinein schon, wer gewinnt. Hier kann - auch wenn es abgedroschen klingt - immer alles passieren. Wenn man sich ansieht, wie sich alleine an einem Grand-Prix-Wochenende vom ersten Training über das Qualifying bis zum Rennen oft alles dreht, dann kann es gar nie langweilig werden.
Wenn du dann an der Strecke bist und siehst, was alle Beteiligten da leisten, dann bist zu sowieso vom Sport an sich sehr beeindruckt. Und zusätzlich ist das Fahrerlager in der MotoGP einfach megawitzig. Es ist sehr zugänglich und es gibt so viele unterschiedliche Charaktere, angefangen von Fahrern über Team-Managern bis hin zu Köchen. Durch das viele Herumreisen lernt man sich dann gut kennen und das ist wirklich nett. Es ist einfach ein sehr schöner Arbeitsplatz.
Worauf freust du dich 2019 aus sportlicher Sicht am meisten?
Andrea Schlager: Auf die Rookies in der MotoGP! Und klarerweise auf Honda. Ich bin sehr gespannt, was da passiert.
Zum Abschluss: Dein Weltmeistertipp 2019?
Andrea Schlager: Ich will eigentlich nicht Marc Marquez sagen, weil das ziemlich fad ist. Aber wenn ich um Geld wetten würde, dann wäre es einfach Marc. Vor allem auch nachdem, was uns unser Experte Stefan Bradl nach den Testfahrten so verraten hat.
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