Marc Marquez hat zum ersten Mal seit 2014 wieder ein MotoGP-Rennen in Sepang gewonnen. Es war ein Sieg in einem der härtesten Rennen des Jahres, in dem es zu einem finalen Showdown zwischen dem amtierenden Champion Marquez und dem Altmeister Valentino Rossi hätte kommen sollen. Wäre Rossi nicht in der viertletzten Runde gestürzt.

"Eigentlich wollte ich nur nahe genug an ihn herankommen, um in der letzten Runde eine Attacke setzen zu können", sagte Marquez nach dem Rennen. "Ich war absolut am Limit, aber er auch. Dann lag ich noch ungefähr sechs Zehntel hinter ihm, als er weit ging und gestürzt ist. Danach konnte ich das Rennen entspannt zu Ende fahren."

Marquez hinter Rossi

Zuvor hatte Rossi nach einem guten Start 16 Runden lang das Rennen angeführt und sich von allen Fahrern gelöst - außer von Marquez, der ihm im letzten Renndrittel im Windschatten hing. Das Duell spornte beide Piloten sichtlich an, sodass alle dem Showdown entgegen fieberten. Doch mit einem Fahrfehler setzte der Doctor diesem Fieber ein Ende.

Auch Marquez wurde davon überrascht: "Die Pace war enorm hoch und unser Niveau war beinahe gleich. Ich wäre selbst zuvor drei oder vier Mal beinahe gestürzt. Er ist dann ein bisschen zu weit nach außen abgekommen und wollte schnell wieder auf die Linie zurück, weil es zwischen uns um jede Zehntel ging. Dabei hat er die Front verloren."

Sobald Rossi draußen war, fiel auch der Druck von Marquez' Schultern ab. Verfolger Zarco hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als vier Sekunden Rückstand. "Als ich den Crash von Valentino sah, hat sich mein ganzer Körper entspannt und ich bin völlig anders gefahren", gab Marquez zu. Mitleid für den Gestürzten hatte er keines: "Natürlich bin ich glücklich, dass ich gewonnen habe. Und es macht am Ende keinen Unterschied, wie du gewinnst. Schon gar nicht nach so einem harten Rennen."

Körper und Material am Limit

Denn nicht nur körperlich forderte die Hitzeschlacht in Sepang von den Piloten alles, sondern auch das Material musste an die Grenzen. Bei Stefan Bradl etwa überhitzten die Bremsen, Marquez nahm die Reifen auf dem 53 Grad heißen Asphalt zu Beginn zu hart ran. Denn er war nach seiner Strafe nur von Startpatz sieben ins Rennen gegangen.

Das verleitete ihn zu einigen Überholmanövern zu Beginn des Rennens: "Ich habe noch nie aus Reihe drei ein Rennen gewonnen, daher war ich noch mehr motiviert. Die erste Runde war gut und ich konnte ein paar Fahrer überholen. Dann sah ich aber sofort, dass Valentino das Tempo an der Spitze anzieht. Dann überhitzte aber mein Reifen. Vor allem nachdem ich Johann (Zarco) überholt hatte, gab es echte Probleme."

Doch Marquez konnte seinen Reifen auf Platz zwei liegend den nötigen Hauch von Erholung gönnen, um alles für die Schlussattacke vorzubereiten. Zu dieser kam es aufgrund des Sturzes von Rossi aber nicht mehr. Das Pendel hätte in Sepang aber genauso in die andere Richtung ausschwingen können, wie der MotoGP-Weltmeister offen zugab.

Marquez aggresiver als sonst

"Zwei oder drei Mal musste ich das Motorrad mit Ellbogen und Knie abfangen. Das zeigt, wie sehr ich heute gegen die Strecke und gegen mein Bike kämpfen musste", so Marquez. Diese Aggressivität legte er auch nur an den Tag, weil er den MotoGP-Titel bereits in der Tasche hat. Auch das stellte der Weltmeister am Sonntag nach dem Rennen klar.

"Wenn ich in der WM-Wertung noch gegen Dovi kämpfen würde, wäre ich heute sicher nur Dritter oder Vierter geworden. Keinesfalls hätte ich um den Sieg gekämpft. Ich hatte in der ganzen Saison in all den Rennen vielleicht ein oder zwei Saves. Heute waren es drei oder vier - weil ich so hart gepusht habe."

Ein Risiko, das sich letztlich ausgezahlt hat. Denn das bescherte Marc Marquez den neunten Saisonsieg, seinen 44. in der MotoGP und den 70. in der Motorrad-WM. Ein weiterer Schritt also auf seinem Weg an die Spitze der Rekordlisten.