Über einen Monat nach seinem schlimmen Sturz im Warm Up von Brünn saß Pol Espargaro am Freitag in Misano erstmals wieder auf einer MotoGP-Maschine. Der erste Tag zurück auf der KTM RC16 war für Espargaro extrem hart. Nach zwei Trainings liegt er nur auf Rang 24 von an diesem Wochenende 26 Piloten, deutlich über zwei Sekunden fehlen ihm auf die Spitze.

"Ich habe mich gefühlt, wie bei der ersten Fahrt nach der Winterpause", gestand Espargaro. "Es fühlt sich an, als wäre mein ganzer Körper in einem Schlafzustand. Die Muskeln müssen erst wieder aufwachen. Ich konnte kaum trainieren, lediglich ein paar Übungen mit leichten Gewichten machen und etwas am Ergometer fahren."

Espargaro hatte eine schwierige Rückkehr erwartet, doch die Realität war härter als befürchtet: "Wenn du mit den Jungs wieder auf der Strecke bist, realisiert du erst, wie schnell sie sind. Es ist brutal, wenn dich Fahrer, die normal langsamer sind als du, überholen als wärst du auf einem Moto2-Bike unterwegs. Mit dieser Situation muss ich jetzt aber einfach zurechtkommen."

Pol Espargaro: Kein Gefühl in Armen und Beinen

In Misano sprach Espargaro auch erstmals detailliert über seine Verletzung. Bekannt war nur, dass sein linkes Schlüsselbein angebrochen war und er Probleme im Nackenbereich hatte. Wie er nun verriet, waren seine Nervenbahnen aber massiv in Mitleidenschaft gezogen. "Nach dem Sturz war ich bewusstlos und als ich im Kies wieder zu mir gekommen bin, habe ich weder Arme noch Beine gespürt", erzählt der KTM-Pilot von den dramatischen ersten Minuten nach dem Crash.

Nach und nach kam das Gefühl in den Gliedmaßen zurück, verbunden mit höllischen Schmerzen: "Es hat sich angefühlt, als wären sämtliche Knochen gebrochen. Jede kleine Berührung hat höllisch wehgetan, selbst wenn die Haare meiner Frau mich gestreift haben, war das extrem schmerzvoll. Das war ein sehr eigenartiges Gefühl. So etwas habe ich noch nie erlebt."

Mittlerweile verspürt Espargaro nur noch im Bereich seines Schlüsselbeins Schmerzen. "Vor allem das Anbremsen vor den Linkskurven macht mich fertig. Aber auch die Richtungswechsel und die schnellen Kurvenausgänge sind schlimm. Im Moment stresst mich so ziemlich alles auf dem Motorrad", musste Espargaro zugeben. Mit Hilfe von Schmerzmitteln glaubt er allerdings, diese Probleme für den Rest des Wochenendes ausreichend in Griff zu bekommen.

Fehlende Kraft größtes Problem für Espargaro

Mehr Sorgen bereitet ihm da schon die nach der langen Zwangspause völlig fehlende Kraft in seinem Körper. "Die Schmerzen sind ein Problem, aber das kann man mit Schmerzmitteln bekämpfen und gewissermaßen ausblenden. Wenn dir die Kraft fehlt, kannst du aber nichts dagegen tun. Ich bin extrem müde und freue mich heute eigentlich nur noch darauf, ins Bett gehen zu können. Es ist aber dennoch wichtig für mich, hier zu fahren. Ich brauche das", ist Espargaro weiterhin hart zu sich selbst.