Nach viereinhalb Stunden an konstanten Verschiebungen wurde der MotoGP-Rennsonntag in Silverstone um 16 Uhr Ortszeit endgültig abgesagt. Die Rennleitung hatte sich mit den Fahrern in den Büros der Teamvereinigung IRTA getroffen, wo man sich ihre Sicht der Dinge anhörte und schließlich eine Abstimmung durchführte. Nur Jack Miller und Johann Zarco stimmten für ein Rennen, der Rest war für eine Absage.

Bei einem Starterfeld von 23 Fahrern - Tito Rabat befand sich nach seinem schlimmen Unfall am Samstag ja im Krankenhaus - würde dieser 'Rest' eigentlich 21 Piloten bedeuten. Doch es waren wohl einige weniger. Bereits am Sonntag beschwerte sich Ducati-Teammanager Davide Tardozzi, dass weder er noch sein Fahrer Andrea Dovizioso über das Meeting informiert wurden.

Loris Capirossi, als Sicherheitsverantwortlicher von MotoGP-Promoter Dorna Teil der Race Direction, wies diese Vorwürfe in der spontan einberufenen Pressekonferenz mit ihm und seinen Rennleitungskollegen Mike Webb und Franco Uncini noch ab: "Wenn von Ducati niemand informiert wurde, frage ich mich wieso Jorge Lorenzo da war. Wer hat es ihm gesagt? Es ist nicht mein Job, Fahrer und Teams zu informieren, aber ich bin mir sicher, dass es jemand gemacht hat."

Am Montag musste Capirossi in der italienischen Radiosendung 'Tutti Convocati' zurückrudern: "Ich war draußen auf der Strecke und habe mir die Bedingungen angesehen, als ich gebeten wurde, in die IRTA-Büros zu kommen. Ich wusste aber nicht, ob die Fahrer dorthin beordert wurden." Das war nicht der Fall, wie mittlerweile bekannt ist. Fahrer wie Aleix Espargaro oder Dani Pedrosa beschlossen von sich aus, das Meeting zu besuchen und informierten einige weitere Fahrer.

MotoGP-Debakel in Silverstone: Was sind die Folgen?: (17:20 Min.)

Jorge Lorenzo etwa erhielt die Nachricht auch nur von seinem Manager Albert Valera, bei dem ebenfalls Aleix Espargaro unter Vertrag steht. Marc Marquez machte sich auf dem Weg zu den IRTA-Büros, nachdem er Bilder des bevorstehenden Meetings im Fernsehen gesehen hatte. "Es war ein Fehler, nicht alle Fahrer anzuhören und dann gemeinsam eine Entscheidung zu treffen. IRTA hätte dafür sorgen müssen, dass alle Fahrer informiert werden", gesteht Capirossi.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Der Rennsonntag in Silverstone war eine absolute Ausnahmesituation für alle Beteiligten. Erstmals seit 1980 am Salzburgring mussten alle Rennen eines Grands Prix abgesagt werden. Dass es da mitunter zu chaotischen Situation kommt, ist verständlich. Eine Absage schlussendlich durch eine Abstimmung der Fahrer zu beschließen, über die gar nicht das gesamte Starterfeld informiert wurde, ist einer hochprofessionellen Serie wie der MotoGP dennoch unwürdig. Ein deratiges Vorgehen ist schlicht undemokratisch. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass eine oder mehrere Stimmen für einen Rennstart nichts an der Entscheidung geändert hätten. (Markus Zörweg)