Der MotoGP-Sonntag in Silverstone steht unter keinem guten Stern. Das Wetter bereitet den Fahrern Sorgen: Heftige Regenfälle könnten für Verzögerungen sorgen oder sogar eine Austragung des Rennens verhindern. Als erste Präventivmaßnahme verlegten die Offiziellen den Start des MotoGP-Rennen am Sonntag von 14.00 Uhr unserer Zeit auf 12.30 vor. Davon erhofft man sich, dass die Königsklasse bereits im Ziel ist, wenn die heftigsten Regenfälle über der Strecke niedergehen.

Denn die Piloten fürchten in Silverstone um ihre Sicherheit. Am Samstag hatte ein kurzer Regenschauer für einen Massen-Crash am Ende des 4. Trainings gesorgt, bei dem sich Tito Rabat schwer verletzte. In der Anfahrt zum Stowe-Corner stand so viel Wasser, dass nacheinander Alex Rins, Jorge Lorenzo, Aleix Espargaro, Rabat und Franco Morbidelli binnen weniger Sekunden zu Boden gingen. Rabat verletzte sich, als er nach seinem Crash bereits wieder im Kies stand, dort aber von Morbidellis Motorrad getroffen wurde.

Cal Crutchlow gab unmittelbar nach dem Zwischenfall Auskunft über die schwierigen Bedingungen auf der Strecke: "Es war richtig gefährlich dort draußen, denn es steht sehr viel Wasser. Du kannst auch nichts sehen, weil die nasse Strecke wie ein Spiegel aussieht. Wir konnten alle aufgrund des Wassers nicht genug Temperatur in die Karbonbremsen bringen. Ich hatte kurz vor dem Zwischenfall das gleiche Problem, hatte aber das Glück, dass ich alleine unterwegs war."

Regen am Sonntag deutlich heftiger

Die Wetterprognose für Sonntag ist schlecht: Von den Vormittagsstunden bis zum späteren Nachmittag liegt die Regenwahrscheinlichkeit konstant zwischen 75 und 90 Prozent. Gewisse Streckenabschnitte führen aber nicht genug Wasser ab, wie sich bei dem kurzen Regenguss am Samstag zeigte. Das bereitet auch Crutchlow Kopfzerbrechen: "Das war eigentlich nur ein kurzer Schauer, aber an dieser Stelle stand mehrere Zentimeter hoch das Wasser. Und morgen soll ja deutlich mehr kommen."

Das Problem der zu kalten Karbonbremsen könnte am Renn-Sonntag einfach durch den Umbau auf Stahlbremsen gelöst werden. Sobald aber die Regenreifen nicht mehr genug Wasser verdrängen können, ist durch Aquaplaning akute Sturzgefahr im Verzug. Vor allem im Renntempo, wie Jack Miller klarstellte: "Wir kommen dort mit knapp 300 km/h an. Da liegst du schnell auf der Nase."

Denn vor allem in den Kurven 7, 8 und 9 gab es Probleme mit Wasserlacken auf der Strecke. Selbst über eine Stunde nach dem Regenschauer und trotz der Bearbeitung durch Marshalls mit Besen, waren diese Passagen am Ende des Qualifyings noch immer klitschnass, während ein Großteil der restlichen Strecke bereits trocken war.

Neuer Asphalt nicht hilfreich

Der erst in dieser Saison neu aufgebrachte Asphalt dürfte deutlich weniger Wasser ableiten als der alte. So zumindest der Verdacht von Jack Miller: "Wir haben dieses Problem oft auf neuen Belägen. Die trocknen dann ewig nicht ab. Wenn es morgen so nass ist wie heute im 4. Training, dann ist es für uns nicht mehr sicher."

Miller war sich daher nicht sicher, ob das Rennen am Sonntag bei durchgehenden Regenfällen überhaupt ausgetragen werden könne: "Ich habe da meine Zweifel. Wir haben heute ja nicht einmal wahnsinnig viel Regen gesehen und die Vorhersage für morgen sieht deutlich schlechter aus."

Daher hilft eventuell auch die Vorverlegung der Startzeit auf 12:30 Uhr unserer Zeit nicht viel. Einige Fahrer sollen am Samstagnachmittag bereits bei den Offiziellen vorstellig geworden sein, um auf eine Verschiebung des MotoGP-Rennens auf Montag zu plädieren - für den Fall, dass es am Sonntag regnet. Mehr denn je dürfte das MotoGP-Paddock daher auf eine Fehlprognose der Wetter-Experten hoffen.