Mit den Erfolgen von Max Verstappen ist in den vergangenen Jahren in den Niederlanden ein regelrechter Formel-1-Hype ausgebrochen. Zu zehntausenden pilgern die Fans ins belgische Spa-Francorchamps, an den deutschen Hockenheimring und sogar nach Spielberg in Österreich, um ihren Nationalhelden anzufeuern.

Da würde es nur Sinn machen, Verstappen und den niederländischen Fans wieder ein echtes Heimrennen zu bescheren. Das gab es zuletzt 1985 in Zandvoort, wo alle 30 Grands Prix der Niederlande bislang ausgetragen wurden. Die Strecke dort genügt den Ansprüchen der modernen Formel 1 aber bei weitem nicht, weshalb in der jüngsten Vergangenheit der TT Circuit von Assen in die Pole Position als Austragungsort gekommen ist.

F1-Rennleiter Charlie Whiting besichtige die Strecke im Januar dieses Jahres. "Wir sind noch nicht ganz da. Aber es ist schön zu hören, dass Whitings Urteil positiv ausgefallen ist, was den Kurs, die modernen Anlagen und den Zustand angeht", erklärte Arjan Bos, seines Zeichens Vorstandschef der Traditionsrennstrecke, damals gegenüber 'De Telegraaf'.

Anpassungen für Formel 1 in Assen nötig

Überarbeitet werden müssen laut FIA Randsteine und Streckenbegrenzungen. Letztere müssen unter anderem mit modernen Tecpro-Barrieren ergänzt werden. Etwaige Anpassungen um den Formel-1-Standard zu erfüllen, sollen laut Bos mit circa zwei Millionen Euro zu Buche schlagen. Whiting schlägt außerdem auch kleinere Änderungen am Layout vor. Im Detail soll Strubben, die vierte Kurve auf dem 4,555 Kilometer langen Kurs, für die Formel-1-Boliden verbreitert werden. Außerdem soll die Veenslang-Geraden, welche sich zwischen den Kurven vier und fünf erstreckt, für die Königsklasse des Automobilsports verlängert werden, um eine DRS-Zone zu ermöglichen.

Die Strecke in Assen müsste an einigen Stellen verändert werden, Foto: LCR
Die Strecke in Assen müsste an einigen Stellen verändert werden, Foto: LCR

In der MotoGP sorgt all das nicht unbedingt für Freude. Alle drei Piloten der Königsklasse, die bereits ein Formel-1-Auto fahren durften, befürchten Einschränkungen für die Zweiräder. "Ich hoffe, dass die Formel 1 hier nicht herkommt", stellte Valentino Rossi klar. "Sie haben viele Strecken, die die Formel 1 nützt. Assen ist nur für Motorräder. Deshalb denke ich, dass es von einem historischen Standpunkt aus besser wäre, wenn hier nur die MotoGP fährt. Außerdem haben wir so weniger Bodenwellen auf der Strecke."

MotoGP-Piloten befürchten Bodenwellen

Die Formel-1-Autos sorgen durch ihren enormen Anpressdruck stets für Unebenheiten im Asphalt, wie die Motorradpiloten Jahr für Jahr auf gemeinsam genutzten Strecken wie Spielberg, Barcelona, Austin oder Silverstone feststellen müssen. Jorge Lorenzo teilt Rossis Ansicht daher: "Ich hoffe auch, dass sie nicht hierherkommen. Erstens wegen den Bodenwellen und zweitens, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass die Formel 1 hier mit so vielen Grünflächen neben der Strecke fahren würde."

Etwas entspannter sieht Marc Marquez die Situation. Er testete ja erst Anfang Juni am Red-Bull-Ring ein Formel-1-Auto von Toro Rosso. "Natürlich hätten wir dann mehr Unebenheiten, aber für mich ist das kein großes Problem", meinte er. "Für die Formel 1 wäre Assen aber sicherlich eine sehr schnelle Strecke und die Rundenzeit wäre wohl nur etwas länger als eine Minute." Die schnellste je gefahrene MotoGP-Runde in Assen ist eine 1:32.627 von Valentino Rossi aus dem Jahr 2015.