Das Flag-to-Flag-Rennen der MotoGP in Brünn produzierte viele Verlierer. Zu ihnen gehört auch das Ducati-Werksteam um Andrea Dovizioso und Jorge Lorenzo. Während Dovizioso mit Platz sechs noch einigermaßen Schadensbegrenzung betreiben konnte, lief Lorenzo als geschlagener 15. in Ziel ein und rettete damit noch ein einziges Pünktchen. Die Ursache in der Niederlage der Roten liegt aber nicht in den verkorksten Boxenstopps (siehe nachstehender Video-Clip), sondern geht zurück auf eine folgenschwere Entscheidung vor dem Rennstart.

Denn: Bereits mit einiger Vorlaufzeit vor dem Start müssen die Teams wissen, wie sie ihr zweites Bike abstimmen, damit es für ein Flag-to-Flag-Rennen vorbereitet ist. "Wir müssen schon ein, zwei Stunden vor dem Start die Entscheidung hinsichtlich des Ersatzmotorrads fällen, ob es zum Beispiel schon am Start oder erst nach den ersten Runden bereit sein soll", klärte Dovizioso nach dem Rennen auf. Das wird so gehandhabt, damit sich die Mannschaften voll und ganz auf das Einsatzbike konzentrieren können.

Hinzu kommt aber, dass man im Lager der Roten die falschen Einstellungen für die Ersatzbikes wählte. Man rechnete nicht damit, dass die Strecke so rasch abtrocknen würde. "Die Strecke trocknet normalerweise sehr langsam ab. Das war letztes Jahr im Rennen so, das war am Freitag so, das war im Moto3-Rennen so. Nur in unserem Rennen war es nicht so, da wurde es viel schneller trocken", rätselte Dovizioso. Deshalb war auch das zweite Bike bei Dovizioso zunächst mit Regen-Setup ausgestattet.

Ein folgenschwerer Fehler, denn während etwa Marc Marquez schon nach zwei Runden das Bike wechseln konnte und danach unangefochten zum Sieg brauste, musste Dovizioso warten, bis seine Crew das Bike umgerüstet hatte. "Honda hat sich schon von vornherein dazu entschieden, das zweite Bike auf trockenes Wetter abzustimmen. Sie mussten es also nicht extra vorbereiten und Marc konnte hereinkommen, wann er wollte. Ich aber musste warten", haderte Dovizioso hinterher.

Brünn: Ducati-Pilot Lorenzo muss in der Box warten

Ähnlich wie bei Dovizioso verhielt es sich bei Teamkollege Jorge Lorenzo, der sich ebenfalls auf ein Regen-Setting für das zweite Motorrad festgelegt hatte. "Eine Stunde vor dem Start gehen wir alle Möglichkeiten durch", erklärte Lorenzo. Dabei legte sich auch die zweite Ducati-Crew auf ein Ersatzmotorrad mit Abstimmung für nasse Verhältnisse fest. Auch Lorenzos Mannen mussten daraufhin das zweite Bike erst einmal auf Trocken-Setup zurück bauen. Dazu kam es aber auch noch zu einem Missverständnis, denn Lorenzos Crew schickte ihm verfrüht den Aufruf zum Wechseln auf das Dashboard.

"Drei Kurven vor der Boxeneinfahrt bekam ich das Signal, daraufhin bin ich sofort hereingekommen", berichtete Lorenzo. Doch zu seiner großen Verwunderung war das Bike noch nicht bereit, weshalb Lorenzo für einige quälend lange Sekunden warten musste, ehe er weiterfahren konnte. "Ich hätte gedacht, das Bike wäre schon bereit, aber das war es nicht. Wahrscheinlich haben sie mir das Signal schon eine Runde früher als geplant angezeigt, damit ich nicht noch mehr Zeit verliere. Als ich herein gekommen bin, haben sie aber noch am Bike gearbeitet und versucht, die richtigen Settings einzustellen", so Lorenzo.

Somit hat sich Ducati alle Chancen auf ein Top-Ergebnis verspielt. Doviziosos Rennpace im Trockenen war nicht schlecht, wie auch die Aufholjagd bis auf Platz sechs zeigt. Und Lorenzo erhielt durch die neue Wingletverkleidung viel Auftrieb. Der Mallorquiner glaubt, dass sogar der Sieg drin gewesen wäre: "Ich hätte gedacht, ich hätte heute eine Chance auf einen Sieg mit der Ducati gehabt. Das Bike hat mir so viel Vertrauen im Regen vermittelt und ich war sehr schnell", trauert Lorenzo dem Top-Ergebnis hinterher. Beim Pokerspiel Flag-to-Flag haben er und Dovizioso jedoch schon vor dem Start auf die falschen Karten gesetzt.