Keine Verschnaufpause für die MotoGP-Piloten. Nach dem Michelin-Test vergangene Woche in Le Mans und dem Rennwochenende in Jerez ging es an selber Stelle am Montag mit dem ersten offiziellen IRTA-Testfahrten in der laufenden Saison weiter. Der schon traditionelle Testtag nach dem ersten Europarennen brachte in diesem Jahr einige interessante Neuerungen. Motorsport-Magazin.com hat die wichtigsten im Überblick:

Yamaha testet neues Chassis

Am Sonntag kassierte Yamaha mit Valentino Rossi und Maverick Vinales im Rennen von Jerez eine schallende Ohrfeige. Das Motorrad funktionierte mit den von Michelin nach Südspanien gebrachten Reifen überhaupt nicht, Yamaha kämpfte mit fehlendem Grip und Feedback an beiden Rädern. Bei den Testfahrten am Montag setzte man nun erstmals ein neues Chassis an der M1 ein, das diesen Problemen entgegen wirken sollte.

Ein wirklicher Durchbruch gelang damit aber nicht. "Es funktioniert nicht wirklich besser als das bisherige", musste Rossi feststellen. "Zumindest sind uns ein paar Dinge klar geworden, die in Zukunft vielleicht zu einer Lösung führen können. Wir brauchen irgendetwas Neues am Motorrad, aber ich weiß selbst noch nicht genau, was. Aktuell können wir also nur am Setup arbeiten."

Auch Teamkollege Vinales zeigte sich vom neuen Chassis nicht wirklich angetan: "Es hat okay funktioniert. In manchen Bereichen ist es besser, in manchen schlechter. Wir müssen analysieren, ob es Sinn macht, diese Version einzusetzen."

Vinales erkannte Vor- und Nachteile, Foto: Yamaha
Vinales erkannte Vor- und Nachteile, Foto: Yamaha

Honda: Neuer Auspuff für Marquez und Pedrosa

In den letzten beiden Rennen lief für Honda alles nach Plan. Die Fahrbarkeit des Motors ist aber immer noch ausbaufähig. Da man am Triebwerk selbst während des Jahres aber keine Änderungen mehr vornehmen darf, sind die Möglichkeiten begrenzt. Bei Honda versucht man nun, die Aggressivität des V4 mit einem neuen Auspuff in den Griff zu bekommen.

Das neue, deutlich kürzere Rohr an der Seite der RC213V, wurde erstmals kurz von Dani Pedrosa in Austin getestet und am gesamten Rennwochenende von Jerez an der Maschine von Cal Crutchlow erprobt. Am Montag testeten nun er sowie die Werkspiloten Marquez und Pedrosa den neuen Auspuff, der zur vorderen Zylinderbank gehört.

Links: der neue, kürzere Auspuff. Rechts: die alte Version, Foto: Repsol/Motorsport-Magazin.com
Links: der neue, kürzere Auspuff. Rechts: die alte Version, Foto: Repsol/Motorsport-Magazin.com

"Es hat fast einen halben Tag gedauert, um die Maschine mit dem neuen Auspuff abzustimmen. Dann war das Gefühl aber durchaus positiv. Die Beschleunigung ist damit sanfter. Ich habe ja oft geklagt, dass die Kraftentfaltung zu explosiv ist. Das ist jetzt besser", stellte Marquez fest. Auch Dani Pedrosa war nicht unzufrieden: "Seit ich den Auspuff in Austin zum ersten Mal ausprobiert habe, ist er deutlich besser geworden."

Michelin bringt neuen Vorderreifen

Eine große Premiere gab es für alle Fahrer in Jerez. Michelin brachte einen neuen Vorderreifen für die Testfahrten. Dabei handelte es sich um den mittlerweile sagenumwobenen #70. Dieses Modell, das durch eine härtere Karkasse den Reifen aus dem Vorjahr ähnlicher ist, wurde ja bereits im Winter vor allem von Valentino Rossi mit Nachdruck gefordert. Für den Argentinien-GP wurde der #70 dann auch in einer Hauruckaktion nach Südamerika verschifft und sollte dort als vierte Option für das Vorderrad zum Einsatz kommen. Nach einem Veto der Safety Commission passierte das aber nicht.

So gab der neue Reifen sein Debüt eben am Montag in Jerez. Rossi zeigte sich zufrieden. "Für mich ist der Unterschied nicht groß, aber ich bevorzuge den Vorderreifen mit der härteren Karkasse, ja", so die klare Aussage des WM-Leaders. Teamkollege Vinales zeigte sich relativ unbeeindruckt: "Ich fühle mich eigentlich mit fast allen Reifen wohl. Für mich ist es okay, wenn wir mit der härteren Karkasse fahren." Auch Ducati-Pilot Andrea Dovizioso sah die Angelegenheit nüchtern. "Für mich sind die Reifen sehr ähnlich. Es spielt keine Rolle", so der Italiener.

Einen klaren Fürsprecher hat der #70 auch mit Marc Marquez gefunden: "Für mich ist dieser Reifen besser. Er liefert mir mehr Stabilität beim Bremsen und auch beim Einlenken habe ich damit mehr Gefühl. Ich hoffe, dass wir diesen Reifen in Zukunft auch im Rennen verwenden können." Aprilia-Pilot Aleix Espargaro erkannt ebenfalls Vorteile. "Wenn man die Bremse am Vorderrad löst, gibt dieser Reifen mehr Stabilität. Durch die härtere Karkasse muss der Gummi nicht die ganze Last abfedern", erklärt er.

Michelin wird nun aufgrund der Rückmeldungen aller Fahrer entscheiden, ob der #70 in Zukunft zum Einsatz kommt.