WM-Rang acht nach vier Rennen in der Rookie-Saison: Jonas Folger schlägt sich in seinem ersten Jahr als MotoGP-Pilot wahrlich gut. Zum Pech des Deutschen überflügelt ihn sein Teamkollege und ebenfalls Rookie-Pilot Johann Zarco mit unglaublichen Leistungen. Das sieht Folger aber nicht unbedingt als ein Nachteil. Stattdessen glaubt er, viel von Zarco lernen zu können.

"Er ist der stärkste Rookie", steht für Folger ganz klar fest. Die Statistik spricht dafür, mit 35 Zählern liegt Zarco aktuell auf Rang sechs in der Gesamtwertung der Weltmeisterschaft und ist damit nicht nur bester Rookie, sondern auch bester Nicht-Werksfahrer. Sogar einen Routinier wie Cal Crutchlow lässt der Tech3-Pilot mit sechs Punkten hinter sich. Folger fehlen mit WM-Rang acht ebenso viele Punkte auf seinen Teamkollegen.

Das Zarco in der Königsklasse auf Anhieb so gute Resultate erzielen würde, ist für Folger keinesfalls eine Überraschung. "Ich wusste, dass er in den Rennen immer starker sein würde als beim Testen oder im Training. Das habe ich erwartet und es ist passiert", gibt Folger an. 16 Grand Prix-Siege, 41 Podien und zwei WM-Titel in der mittleren WM-Kategorie sprechen für sich. Das findet auch Zarco selbst: "Wenn ich die 125ern und die Moto2 gemeistert habe, kann ich auch die MotoGP schaffen", gibt sich Zarco selbstsicher. "Es wird nur schwieriger."

Mit so vielen Erfolgen im Hinterkopf ist es kein Wunder, dass Zarco momentan brilliert. Was für Zarco funktioniert, muss aber nicht zwangsläufig auch bei Folger klappen. "Er ist ein komplett anderer Charakter als ich", weiß Folger bereits nach der kurzen Zusammenarbeit in der Tech3-Box. "Auch die Art, wie er arbeitet, ist anders. Er ist vielleicht etwas langsamer, aber er lernt kontinuierlich."

Jonas Folger beendete den Spanien GP vor Valentino Rossi, Foto: Tech 3
Jonas Folger beendete den Spanien GP vor Valentino Rossi, Foto: Tech 3

Diesen Unterschied stellte bereits Tech3-Teamchef Herve Poncharal im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com heraus. Trotzdem glaubt Folger, sich einiges von seinem schnellen Teamkollegen abschauen zu können. "Er konnte mit Vale kämpfen, als würde er schon zehn Jahre MotoGP fahren. Er hat so viel Selbstvertrauen im Rennen. Ich kann noch viel von ihm lernen", sagt Folger ehrlich.

An diesem Selbstvertrauen muss Folger im Moment noch arbeiten. Laut dem Tech3-Piloten war es vor allem das Rennen in Austin, das ihm Kopfzerbrechen bereitete. "Ich hatte dort Probleme mit den Reifen und habe das erste Mal gemerkt, dass etwas nicht funktioniert. Das hat am Sonntag viel ausgemacht und hat mich ein bisschen aus der Bahn geworfen", reflektiert Folger. Der elfte Platz auf dem Circuit of the Americas ist Folgers bisher schlechtestes MotoGP-Ergebnis. In allen anderen Rennen schaffte er den Sprung in die Top-10.

Bei all den Aspekten, in denen Folger von Zarco lernen kann, darf er sich selbst aber nicht aus den Augen verlieren. Liegt der Fokus zu sehr auf den Ergebnissen des Teamkollegen, kann der Blick für die eigenen Ergebnisse schnell verloren gehen. "Ich werde mich auf mich selbst konzentrieren und am Sonntag vergleichen, was Johann anders gemacht hat und warum er schneller gewesen ist."

Doch nicht nur von seinem Teamkollegen kann sich Folger noch einiges abschauen. "Meine erste Priorität ist es, meinen Teamkollegen zu schlagen. Ich kann aber immer noch viel in der MotoGP lernen, vor allem im Rennen", ist er sich sicher. Zarcos Stärke ist bisher noch Folgers Schwäche. "Wenn ich mir die Rennen nochmal ansehe, erkenne ich viele Unterschiede zwischen mir und anderen Fahrern." Seine Pläne für die kommenden Rennen sind deshalb ganz klar gesteckt: "Ich versuche, mich anzupassen und so schnell wie möglich zu lernen."