Der Saisonstart der MotoGP in Katar hat viele Fragen offen gelassen. Das erste Abtasten in der Wüste brachte Überraschungen und Enttäuschungen und aufgrund der äußeren Bedingungen nur einen vagen Vorgeschmack auf das tatsächliche Kräfteverhältnis des Jahrgangs 2017. In Argentinien sollte sich der Schleier ein wenig heben. Diese Fragen brennen uns vor dem Wochenende unter den Nägeln:

Revanche: Kann Marquez zurückschlagen?

Der Weltmeister musste sich beim Auftakt in Katar mit einem mäßigen Ergebnis zufrieden geben. Einerseits haderte er nach dem Rennen mit der Reifenwahl, andererseits ist der Wüstenkurs aber absolut nicht die Paradestrecke für Honda. Seit mittlerweile drei Jahren ist der japanische Motorrad-Gigant dort sieglos und holte in diesem Zeitraum nur einen einzigen Podestplatz. Vom Katar-Ergebnis auf das grundsätzliche Kräfteverhältnis in der MotoGP 2017 zu schließen, wäre fatal.

Wissenswertes über den Argentinien GP: (01:17 Min.)

Denn schon in Argentinien sehen die Vorzeichen ganz anders aus: In den drei Jahren seit die Strecke im Rennkalender aufscheint, holte Marc Marquez zwei Siege, drei Pole Positions und Honda fünf von neun möglichen Podestplätzen. Die Aussichten für den Weltmeister sind an diesem Wochenende also besser. Auch wenn sich am Grundproblem des zu aggressiven Motors noch immer nicht genug verbessert hat, wie das Fazit der Fahrer nach dem Auftaktrennen in Katar nahelegte.

Glückspiel: Wie geht es mit Lorenzo weiter?

Jorge Lorenzo ist als feinfühliger Fahrer bekannt, der seine besten Rennen immer dann zeigte, wenn er unter guten Bedingungen an der Spitze einen Sololauf starten konnte. Wenig verwunderlich daher, dass er zum Saisonauftakt den schlechtesten Katar-Zieleinlauf seiner Karriere (Platz elf) verkraften musste. Ein neues Motorrad und wechselhafte Streckenverhältnisse machten dem Ducati-Neuzugang das Leben schwer.

Nach neun Jahren auf Yamahas M1 fällt Lorenzo die Umstellung auf das Kraftpaket namens Desmosedici schwer. Wenn dann auch das Wetter nicht mitspielt, kann es zu Debakeln wie in Katar kommen. Für Lorenzo gibt es in dieser Hinsicht erneut schlechte Nachrichten: Vor allem der Samstag in Argentinien weist nach aktueller Prognose hohe Regenwahrscheinlichkeit auf.

Favorit: Hält Vinales die WM-Führung?

Zum ersten Mal in seiner Karriere kommt Maverick Vinales als Gesamtführender der MotoGP-WM-Wertung zu einem Rennen. Schon nach den Wintertestfahrten galt er für viele Experten als Favorit auf den Titel, nach seinem Auftaktsieg ist er es auch auf dem Papier. "Im Moment sieht Vinales aus, als hätte er die meiste Ruhe", analysiert Riding Coach Randy Mamola im Vorfeld des Rennens in Argentinien. Die Strecke in Termas de Rio Hondo warf ihn bei drei Versuchen allerdings schon zweimal ab. 2014 musste er im Moto2-Rennen aufgeben, vergangenes Jahr stürzte er wegen eines feuchten Flecks auf abtrocknender Strecke auf Podestkurs mit seiner Suzuki. In drei Versuchen holte Vinales insgesamt nur sechs Punkte in Argentinien.

Überraschung: Aprilia ein Sonntags-Motorrad?

Seit dem MotoGP-Einstieg von Aprilia schafften die Italiener nie die Top-10. Das änderte sich erst vor eineinhalb Wochen in Katar, als Aleix Espargaro den Kampf um Platz fünf gegen Dani Pedrosa knapp verlor. "Die Pace im Rennen stimmt. Die Aprilia ist ein richtiges Sonntags-Bike weil die Traktion fantastisch ist, wenn der Reifen nachlässt", freute sich der Spanier nach dem Saisonauftakt.

Aber kann Aprilia diese tolle Form in den Rennen halten? "Unsere RS-GP hat bewiesen, dass sie ein sehr gut ausbalanciertes Motorrad ist", gibt sich Aprilias Rennchef Romano Albesiano stolz. Einer Wiederholung des guten Ergebnisses aus Doha sollte nichts im Wege stehen: "Die Charakteristik dieser Strecke hier sollte sowohl dem Charakter unseres Bikes als auch dem Fahrstil von Aleix entgegen kommen", ist Albesiano zuversichtlich.