Valentino Rossi ist trotz der Dauerbelagerung durch Fans und Journalisten im Fahrerlager normalerweise als durchwegs umgänglicher Geselle bekannt. Am Samstagabend in Valencia verlor er aber offensichtlich die Nerven. Rossi war auf dem Weg von der Qualifying-Pressekonferenz zurück in sein Motorhome. Wie üblich legt er die paar hundert Meter durch das Fahrerlager auf seinem Yamaha-Scooter zurück, am Sozius sein Pressesprecher Alen Bollini, der Rossis Helm transportiert.

Rossi und die anderen Superstars müssen sich dabei einen Weg durch die, vor allem bei den Rennen in Spanien oder Italien, gewaltige Anzahl an Fans machen, die sich durchs Paddock schieben und einen Blick auf ihre Stars erhaschen oder im Idealfall sogar ein Bild oder Autogramm von ihnen abstauben wollen. In Valencia hatte eine mit Selfiestick bewaffnete Dame nun nicht für Rossi Platz gemacht. Ob unbewusst oder mit dem Ziel, ein Foto von Rossi zu machen, geht aus dem Video nicht hervor.

Deutlich zu sehen ist aber, dass Rossi keine Lust hatte, sich von der Frau aufhalten zu lassen. Mit einem kräftigen Tritt befördert er sie aus dem Weg, ehe er seinen Weg fortsetzt. Eine mehr als unschöne Szene, die der Getretenen sauer aufstößt. "Ich habe nur ein paar Fotos mit Freunden gemacht, als Valentino mich plötzlich getreten hat. Er war hinter mir und hat nicht einmal gehupt", erklärte Ana Cabanillas gegenüber der spanischen 'As'. Sie möchte nun rechtlich gegen Rossi vorgehen: "Ich habe einen Bluterguss und werde eine ärztliche Bestätigung einholen um Anzeige gegen ihn zu erstatten. Dabei werden wir die Videos als Beweis verwenden."

Rossi bittet um Entschuldigung

Am Sonntagabend äußerte sich Rossi schließlich zu den Vorfällen und gestand seinen Fehler ein. "Ich möchte mich bei ihr entschuldigen", erklärte er reumütig. "Ich hoffe der Dame geht es gut." Rossi bat aber auch um Verständnis für seine schwierige Lage: "Für mich ist es immer schwierig, im Paddock unterwegs zu sein, aber in Valencia ist es völlig außer Kontrolle. Ich bin ständig von Menschen umzingelt. Manche versuchen meine Kappe zu stehlen, andere wollen mich mit dem Scooter aufhalten um Fotos zu machen. In dieser Situation dachte ich auch, dass sie mich für ein Selfie aufhalten will, was ich aber nicht wollte, weil so viele Leute um mich herum waren und ich deshalb ein ungutes Gefühl hatte."

Rossi wird auf der ganzen Welt von Fans belagert, Foto: Yamaha
Rossi wird auf der ganzen Welt von Fans belagert, Foto: Yamaha

Rossi würde daher abgetrennte Bereiche im Paddock begrüßen, zu denen die Fans keinen Zugang haben: "Es ist zwar toll, so viele Leute hier zu haben, aber für uns wäre es wichtig, einen Teil des Fahrerlagers zu haben, wo wir uns nicht ständig irgendwo durchkämpfen müssen."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Ja, ein MotoGP-Rennwochenende ist stressig. Vor allem wenn man der größte Star des Sports ist und sich keinen Zentimeter aus dem Motorhome bewegen kann, ohne belagert zu werden. Und ja, einige Fans benehmen sich auch daneben. Dass man da hin und wieder entnervt ist, ist verständlich. Dennoch tritt man nicht auf Menschen ein. Ganz einfach. Das gilt auch für einen neunfachen Weltmeister. Seinen Fehler dürfte Rossi aber eingesehen haben und entschuldigte sich daher bei der Dame, was man ihm wiederum hoch anrechnen muss. (Markus Zörweg)