Jorge Lorenzo und Regenrennen, das hat sich lange Zeit nicht vertragen. Seit seinem schweren Crash vor drei Jahren ist Lorenzo nicht mehr derselbe, wenn die Strecke unter ihm nass ist. Nach dem GP in Malaysia ließ der Drittplatzierte nun hören: "Ich habe fast gebetet, dass es regnet." Was scheint, als hätte Lorenzo eine 180 Grad-Wendung durchlebt, was seine Regen-Phobie angeht, ist eigentlich nur der Angst vor noch schlimmeren Bedingungen geschuldet. "Ich wollte kein Rennen unter gemischten Bedingungen fahren", so Lorenzo. Kein Wunder, verkündete bereits Teamkollege Valentino Rossi, dass die Yamaha M1 unter Mix-Bedingungen einfach nicht so gut funktioniere wie die Maschinen der Konkurrenz.

Um einen Rennstart bei gemischten Bedingungen zu verhindern, nahm Lorenzo die Sache dann gleich selbst in die Hand. "Ich habe nach der Warm-Up-Runde mit Loris (Capirossi, Sicherheitsberater der Dorna) gesprochen und gesagt, dass wir das Rennen später starten sollten", erzählt Lorenzo. "Sie haben dann mit den anderen Fahrern gesprochen und letztendlich wurde es so gemacht." Auf seinen eigenen Vorteil war Lorenzo mit dieser Maßnahme jedoch nicht aus. Grund für sein Eingreifen ist die Warm-Up-Runde. "Ich wäre dort fast gestürzt, weil es so viel Aquaplanning gab", erklärt der Yamaha-Pilot. "Als wir das Rennen später gestartet haben, war es für alle sicherer."

Für einige Piloten jedoch nicht sicher genug. Marc Marquez, Andrea Iannone und Cal Crutchlow überschritten das Limit und stürzten. Zu einem Zeitpunkt, an dem vor allem Lorenzo davon profitieren konnte. "Wir hatten heute Glück, weil alle Stürze vor mir passiert sind", gibt der Yamaha-Pilot auch ohne zu Zögern zu. Nach einem guten Start und dem Holeshot fiel Lorenzo schon in der ersten Runde diverse Plätze zurück, schließlich sogar bis auf Rang sechs. Glück im Unglück, dass ihm dieser Rückfall das Podium bescherte. "Durch die Stürze bin ich vom sechsten auf den dritten Platz gekommen." Selbstverständlich ist diese Leistung für den wasserscheuen Lorenzo aber nicht. "Ich bin heute auf dem Bike geblieben und das obwohl ich mich nicht besonders gut gefühlt habe", grübelt Lorenzo. "Dieser Platz ist deshalb gut für unser Selbstbewusstsein unter diesen Bedingungen."

Während alle anderen stürzten, blieb Jorge Lorenzo sitzen, Foto: Yamaha
Während alle anderen stürzten, blieb Jorge Lorenzo sitzen, Foto: Yamaha

Lorenzo erleichtert: Ducati im Aufwind

Nicht nur das Podium, sondern auch Andrea Doviziosos Sieg dürften bei Lorenzo ein gutes Gefühl hinterlassen. Immerhin wechselt der Spanier im kommenden Jahr ins Team der Roten. Mit gleich zwei Siegen in einer Saison fühlt sich Lorenzo in seiner Entscheidung bestätigt. "Es ist ein gutes Zeichen für mich, dass Ducati jetzt öfters an der Spitze steht", erklärt er, "Die Ducati verbessert sich Jahr für Jahr. Man sieht jetzt aber leichter, dass das Bike immer konkurrenzfähiger wird. Und das auch vielen verschiedenen Strecken."

Unrecht hat Lorenzo nicht, denn mit Dovizioso und Andrea Iannone haben gleich beide Ducati-Piloten ein Rennen gewonnen. Mit dem Red Bull Ring und dem Sepang International Circuit sogar auf zwei unterschiedlichen Strecken, mit unterschiedlichen Wetter-Bedingungen. Bei Iannones Sieg in Österreich herrschte strahlender Sonnenschein, Dovizioso erlangte seinen Sieg jetzt unter schwierigen Bedingungen. Das lässt Lorenzos Hoffnungen für einen erfolgreichen Einstieg bei Ducati noch weiter steigen. Vielleicht sogar mit besseren Ergebnissen im Regen.