Die Freude bei Valentino Rossi muss groß gewesen sein, als er erfuhr, dass er nach sieben gemeinsamen Jahren bei Yamaha mit Jorge Lorenzo den am wenigsten gemochten Teamkollegen seiner über 20-järhigen Karriere in der Motorrad-Weltmeisterschaft endlich los wird. Lorenzo hatte Rossi sowohl menschlich als auch sportlich alles abverlangt. Wirklich gut kamen die beiden Ausnahmekönner nie miteinander aus. Nun geht Lorenzo zu Ducati und Maverick Vinales schlüpft in die Rolle von Rossis Teamkollegen.

Zwischenmenschlich ist man versucht zu glauben, dass es zwischen Vinales und Rossi besser laufen wird als zwischen Lorenzo und dem Doktor. Die Neo-Teamkollegen sind einfach ähnlichere Charaktere, bisher prallten in der Yamaha-Box ja doch zwei Welten aufeinander. Auf der Strecke muss sich Rossi aber darauf einstellen, dass es ihm Vinales um nichts einfacher machen wird, als Lorenzo, der in der gemeinsamen Yamaha-Zeit mit Rossi das teaminterne Duell mit drei zu zwei MotoGP-Titeln für sich entschied. "Mit Jorge habe ich aktuell sicher einen der stärksten und schnellsten Fahrer überhaupt als Teamkollegen", stellte Rossi hierzu trotz der zuletzt schwachen Leistungen Lorenzo fest.

Rossi und Lorenzo kämpfen 2016 letztmals in denselben Farben, Foto: Yamaha
Rossi und Lorenzo kämpfen 2016 letztmals in denselben Farben, Foto: Yamaha

Rossi lobt Vinales in höchsten Tönen

Dass Vinales das Potenzial hat, in der MotoGP Siege einzufahren und somit auch früher oder später Weltmeisterschaften einzufahren, konnte er am Sonntag mit seiner Triumphfahrt in Silverstone ja eindrucksvoll beweisen. Für Rossi war das aber ohnehin längst klar: "Natürlich mache ich mir gewisse Sorgen wegen Maverick und das nicht erst seit heute. Jetzt hat er zum ersten Mal gewonnen, aber ich und alle anderen Leute in diesem Paddock wussten schon bisher, dass er ein enormes Talent hat. Seit dem Moment, als er bei Yamaha unterschrieben hat, war mir klar, dass ich mich im kommenden Jahr nicht zurücklehnen werde können."

Denn eines ist klar. Die Suzuki GSX-RR wurde im Vergleich zum Vorjahr extrem verbessert. Auf einem Niveau mit Rossis Yamaha ist sie aber noch lange nicht. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich in diesem Jahr noch ein Rennen gewinnen würde können", stellte Vinales daher nach seinem Premierensieg folgerichtig fest. "Dass ich jetzt vor meinem Abgang von Suzuki geschafft habe, ist das beste Geschenk, das ich dem Team machen konnte. Ich bin ihnen unglaublich dankbar. Sie haben diesen Sieg mehr als verdient. Alle Leute hier haben so hart gearbeitet."

Rossi sieht Einheitselektronik als Suzuki-Hilfe

Rossi schloss sich den Gratulationen an: "Ich freue mich für Maverick und das ganze Suzuki-Team, weil ich dort eine Menge Leute kenne. Sie habe heute Großartiges erreicht." Er wollte aber auch festgehalten haben, dass die Regeländerungen vor Saisonbeginn einen maßgeblichen Anteil daran hatten, dass Suzuki sich den Spitzenteams nähern konnte. "Die Elektronik hat Herstellern wie Suzuki oder Ducati sehr geholfen. Die Motorräder liegen nun viel näher beieinander als in den letzten Jahren", ist Rossi überzeugt. Im Duell zwischen ihm und Vinales ist die Frage nach dem besseren Motorrad 2017 dann aber ohnehin obsolet.