Das Automotodrom in Brünn ist mittlerweile etwas in die Jahre gekommen. Die Strecke wurde in ihrem heutigen Layout im Jahre 1987 eröffnet, seither wurden zwar immer wieder Veränderungen vorgenommen, jedoch nur minimaler Art. Klar, dass die MotoGP dort irgendwann an ihre Grenzen stößt. Vor allem, da sie trotz Regeländerungen wie Einheitselektronik und neue Einheitsreifen immer schneller wird. Marc Marquez stellte in diesem Jahr einen neuen Quali-Rekord auf. Deshalb fordern die MotoGP-Piloten nun, dass die Strecke endlich ordentlich auf Vordermann gebracht wird. An zwei Fronten müssen die Betreiber für 2017 Hand anlegen:

Problem 1 in Brünn: Bodenwellen

Auf den heftigen Bodenwellen in den Bremszonen ist es ein leichtes, zu stürzen, Foto: Milagro
Auf den heftigen Bodenwellen in den Bremszonen ist es ein leichtes, zu stürzen, Foto: Milagro

Schon 2015 kritisierte der Großteil des MotoGP-Feldes, dass in den Bremszonen mittlerweile extreme Bodenwellen vorhanden sind. In diesem Jahr verschlimmerte sich die Situation sogar noch. "Die Strecke ist ziemlich wellig geworden. Wir haben das eigentlich schon letztes Jahr beanstandet, aber es hieß, dass es Reparaturen geben wird. In Turn drei, zehn und 13 sind beim Anbremsen extreme Wellen im Boden. Das stört wirklich", nahm Stefan Bradl am Freitag kein Blatt vor den Mund. Zuspruch erfuhr der Deutsche dabei von einigen Kollegen, unter anderem Aleix Espargaro, Andrea Iannone und Marc Marquez.

Auch Lorenzo nimmt die Streckenbetreiber in die Pflicht: "Es ist welliger als 2015. Gestern haben sie uns gesagt, dass sie an drei Stellen unter der Strecke Kabel durchgezogen haben, da gibt es jetzt diese harten Schläge. Das macht das bremsen noch schwieriger!" Die Streckenbetreiber werden sich dafür eine Lösung einfallen lassen müssen. Möglich wäre es, ähnlich wie in Silverstone die Bodenwellen an den neuralgischen Stellen einfach abzufräsen. Auch eine Neuasphaltierung der Strecke legen die Fahrer den Betreibern ans Herz: "Früher oder später werden sie die Strecke neu asphaltieren müssen", meint etwa Marquez, der selbst einen Sturz über das Vorderrad auf den Bodenwellen von Kurve 13 im FP2 meisterhaft abgefangen hat.

Problem 2 in Brünn: Auslaufzonen

Tom Lüthis Moto2-Kalex flog im FP3 über den Begrenzungszaun und landete auf der Service Road, Foto: MotoGP.com/Screenshot
Tom Lüthis Moto2-Kalex flog im FP3 über den Begrenzungszaun und landete auf der Service Road, Foto: MotoGP.com/Screenshot

Neben den Bodenwellen gibt es in Brünn allerdings auch das Problem, dass durch die vernachlässigte schrittweise Modernisierung der Anlage mittlerweile auch die Auslaufzonen an manchen Stellen zu klein werden. Besonders zu erwähnen ist hier Kurve elf in der vorletzten S-Sektion des Kurses in Brünn. Am Samstag flogen hier Thomas Lüthi im dritten Moto2-Training und Cal Crutchlow in der MotoGP ab. In beiden Fällen hatte das Bike noch so viel Überschuss, dass es am Ende über den Begrenzungszaun flog und dort auf der Service Road landete, wo sich normalerweise die Streckenposten an dieser Stelle aufhalten.

Auch hier stellt Stefan Bradl fest: "Die Auslaufzonen an einigen Rennstrecken werden wirklich bis aufs Maximum ausgereizt. Wenn man sieht, Pedrosa in Österreich und hier jetzt wieder, was passiert ist, dann ist das schon heftig. Der Speed wird ja auch nicht weniger. Dass das so in den Zaun knallt, das ist echt Wahnsinn." Doch auch andere Stellen sind kritisch, wenn es um die Größe des Auslaufs geht. Das wurde bei Lorenzo Baldassarris Crash im FP3 der Moto2 deutlich, der sich wenige Minuten nach Lüthis Unfall ereignete. Hier knallte das Bike aber lediglich in die Reifenstapel. Dennoch, das zurückliegende Wochenende hat gezeigt: Brünn hat in puncto Streckensicherheit für 2017 viel Arbeit vor sich.