Valentino Rossi kam als einziger Pilot mit Rennerfahrung auf dem Red Bull Ring nach Österreich. Den ersten Trainingstag beendete der Yamaha-Fahrer auf dem vierten Rang. Marc Marquez und Jorge Lorenzo konnte er zwar hinter sich lassen, gegen die Ducatis hatte er jedoch keine Chance. Statt sich angesichts des großen Rückstandes geschlagen zu geben, wollen Rossi und seine Mannschaft sich im Kampf gegen die Rivalen aus Bologna ein Rezept einfallen lassen. Michelins veränderter Reifen könnte ihm dabei in die Karten spielen.

Kurz vor Schluss drehten Andrea Dovizioso und Andrea Iannone im 2. Freien Training richtig auf. Für Rossi bedeutete das unter dem Strich über acht Zehntel Rückstand auf die Ducati-Doppelspitze. Den Grund für den Zeitverlust sah der Yamaha-Pilot nicht nur in der reinen Power der italienischen Konkurrenz: "Die Ducatis haben viel Power. Aber was sie auch besser können als die Yamaha und die Honda, ist, weniger Wheelies zu produzieren."

Die Hauptaufgabe für Rossi und seine Crew lautet also, dieses Defizit so gut es geht zu verringern. Viele Möglichkeiten gibt es laut dem neunfachen Weltmeister jedoch nicht. "Wir müssen versuchen, all die kleinen Details hinzubekommen, um auf der Geraden ein wenig schneller zu werden. Aber es ist sehr schwer, auf der Geraden schneller zu werden. Du kannst versuchen, am Kurvenausgang mehr Geschwindigkeit mitzunehmen, aber auf der Geraden selbst kannst du nichts mehr ausrichten", sagte Rossi.

Die Flinte im Kampf gegen Ducati ins Korn zu werfen, kommt für Rossi allerdings noch nicht in Frage: "Natürlich sind Marquez und Lorenzo für mich wichtiger als die Ducatis. Aber ich will hier nicht starten, um nur Dritter zu werden. Um so zu denken, ist es zu früh."

Rossi beendete den ersten Trainingstag auf Position vier, Foto: GEPA Pictures
Rossi beendete den ersten Trainingstag auf Position vier, Foto: GEPA Pictures

Die direkte Konkurrenz im Blick

Angesichts der dominanten Vorstellung von Ducati verliert Rossi aber auch nicht den Blick fürs Wesentliche. Im Kampf um die Weltmeisterschaft spielen Dovizioso und Iannone schließlich keine Rolle, ganz im Gegensatz zu Lorenzo und Marquez. Das Programm seiner beiden größten Konkurrenten hat Rossi am ersten Trainingstag genau beobachtet: "Die beiden sind heute lange Zeit nur den harten Reifen gefahren und haben den weichen erst am Ende benutzt."

Dementsprechend erwartet er nicht, dass er es sich hinter den beiden Ducatis gemütlich machen kann: "Ich denke, dass Lorenzo und Marquez am Samstag konkurrenzfähiger sein werden." Seinen zukünftigen Yamaha-Teamkollegen Maverick Vinales hat er ebenfalls auf der Rechnung. "Vinales ist auch schnell, auch wenn er mich nur knapp geschlagen hat, um sich die erste Position hinter den beiden Werks-Ducatis zu holen", fügte Rossi an.

Rossi behält im Kampf gegen Ducati die Augen dennoch auf seiner direkten Konkurrenz, Foto: Red Bull/GEPA
Rossi behält im Kampf gegen Ducati die Augen dennoch auf seiner direkten Konkurrenz, Foto: Red Bull/GEPA

Neuer Reifen kommt Rossi entgegen

Anders als bei den Testfahrten vor einigen Wochen, brachte Michelin zum Rennwochenende auf dem Red Bull Ring einen anderen Reifen mit. Rossi kam die neue Reifenmischung von Anfang an entgegen: "Beim Test war es okay. Da hattest du zwar sehr viel Grip, aber nach drei oder vier Runden kam sehr viel Bewegung ins Motorrad. Mit der härteren Konstruktion, die wir jetzt haben, ist das Motorrad stabiler."

Nur Vorteile konnte Rossi bei dem neuen Reifen allerdings nicht ausmachen. Gerade angesichts der niedrigen Temperaturen, könne es mit der härteren Karkasse auf die Renndistanz problematisch werden: "Wir hatten heute hohe Verschleißerscheinungen. Nach ein paar Runden hast du sehr viel Zeit verloren, weil der Reifen viel Schlupf bekommen hat. Ich denke, das kann im Rennen entscheidend sein, denn das ist mit 28 Runden sehr lang", fügte Rossi an.