Was nach den zweitägigen Testfahrten auf dem Red Bull Ring von fast allen Fahrern, Fans, Beteiligten und Experten vorhergesagt wurde, ist zudem nach zwei Trainingssessions am Freitag eingetreten: Ducati dominiert das MotoGP-Geschehen in Österreich nach Belieben. Andrea Dovizioso sicherte sich vor Teamkollege Andrea Iannone die Tagesbestzeit.

Das Ducati-Duo konnte dabei als einziges 1:23er-Runden in den Asphalt brennen, die Konkurrenz wurde um 0,6 Sekunden abgehängt. Alles spricht für einen Ducati-Sieg am Sonntag. Alles? Nein, denn die Piloten haben auch Schwächen ausgemacht. Motorsport-Magazin.com zeigt euch auf, was für oder gegen einen Ducati-Durchmarsch im Rennen spricht:

1. Ducati-Stärke in Österreich: Die Power

An genügend Pferdestärken mangelte es der Ducati noch nie in ihrer MotoGP-Geschichte. Doch erst auf dem Red Bull Ring kommt die überlegene Motorleistung erst so richtig zum Tragen. Zwar werden in Österreich bei Weitem nicht so hohe Topspeeds wie beispielsweise in Mugello erreicht, dennoch lagen in der Topspeed-Wertung in beiden Trainings wieder vier Ducati in den Top-5. Einzig Jorge Lorenzo (im FP1) und Dani Pedrosa (im FP2) konnten in diese Phalanx eindringen.

"Wir haben eine bessere Beschleunigung aus den langsamen Kurven heraus und wir haben die Höchstgeschwindigkeit auf den Geraden. Das sind die zwei Gründe, warum wir hier so schnell sind", analysiert Andrea Dovizioso. Ein Umstand, der die Konkurrenz zum Verzweifeln bringt. "Wir können bis zu drei Zehntel pro Bremszone aufholen. Aber auf jeder Geraden verlieren wir fünf Zehntel", rauft sich Cal Crutchlow die Haare.

2. Ducati-Stärke in Österreich: Die Beschleunigung

Doch Power allein ist, wie Dovizioso schon angedeutet hat, nicht alles. Auch in puncto Beschleunigung gilt die Ducati als MotoGP-Klassenprimus, was ebenfalls auf die großzügige Motorleistung zurückgeht. Aber auch die Winglets, die ab nächster Saison verboten sind, helfen bei der Beschleunigung. Für Dovizioso ist das alles also eine direkte Folge der Philosophie, die man bei Ducati bei der Konstruktion des MotoGP-Bikes verfolgt: "Es liegt daran, wie das Bike gemacht ist. Ich glaube auch, dass die Winglets bei den Wheelies den Unterschied machen. Es sind einige Dinge zusammen, die eine bessere Beschleunigung kreieren", so Dovizioso.

3. Ducati-Stärke in Österreich: Das Streckenlayout

Die beiden erstgenannten Stärken Ducatis stehen im Einklang mit der besonderen Streckencharakteristik des Red Bull Ring. "Das Bike ist hier sehr schnell, aber auch ich und Andrea. Außerdem ist mein Gefühl für das Bike sehr gut", freute sich Andrea Iannone nach den ersten beiden Trainings. Teamkollege Andrea Dovizioso stimmt zu: "Das Layout der Strecke ist kurz und recht einfach, aber mit der Ducati fühlt es sich gut an". Ein Indiz dafür, dass der Red Bull Ring die perfekte Spielweise für das Ducati-Werksteam darstellt.

Auf dem Red Bull Ring fühlen sich die Ducatisti wohl, Foto: Ducati
Auf dem Red Bull Ring fühlen sich die Ducatisti wohl, Foto: Ducati

1. Ducati-Schwäche in Österreich: Spritverbrauch

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Ein Ducati-Sieg am Sonntag ist trotz aller Überlegenheit noch nicht in Stein gemeißelt. Dovizioso sorgt sich nach den beiden Trainings vor allem um den Spritverbrauch im Rennen. Dieser fällt aufgrund der Stop-and-Go-Charakteristik der österreichischen Piste wesentlich höher aus als auf anderen Kursen. "Sicherlich ist es eine der schlimmsten Strecken in Sachen Spritverbrauch. Wir müssen sehen, wie es bei der Konkurrenz ist. Ich weiß nicht, ob es für uns positiv oder negativ ist", betrachtet Dovizioso die Sache skeptisch. Für die Konkurrenz könnte das immerhin zur großen Hoffnung werden. "Ich schätze, dass die Ducatis deswegen vielleicht auch etwas Power reduzieren müssen", spekuliert Valentino Rossi.

2. Ducati-Schwäche in Österreich: Reifenabnutzung

Neben dem Spritverbrauch sind die Reifen das größte Fragezeichen. Michelin hat zum GP neue Reifen mit neuer Mischung und neuer Konstruktion mitgebracht. Beim Test vor gut drei Wochen lösten sich schon ca. zehn bis 15 Runden Gummistücke von den Reifen. "Wir haben andere Reifen als beim Test, und wenn man neue Reifen bringt, dann ist doch alles möglich. Wir haben damit aber heute gezeigt, dass wir sehr konkurrenzfähig sind", strahlte Iannone.

Dennoch können die neuen Reifen die Ducatisti noch empfindlich treffen: "Wir haben die Zeit, das Gefühl und die Konstanz mit den harten Reifen verbessert, und sie sollten eine sehr gute Option für das Rennen sein. Aber in den letzten fünf Minuten sind die Zeiten mit den weichen Reifen nochmal richtig gesunken. Das haben wir nicht erwartet", wunderte sich Iannone. Die Reifenwahl und auch die Reifenabnutzung für das Rennen stellen also noch zwei große Fragezeichen dar für Ducati.