2010 war der teaminterne Streit bei Yamaha zwischen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo endgültig eskaliert. Die legendäre Trennwand stand in der Box, die beiden Rivalen würdigten sich keines Blickes mehr. Mit Saisonende suchte Rossi das Weite und verließ Yamaha in Richtung Ducati. Lorenzo blieb im Team und bekam mit Ben Spies einen neuen Stallgefährten an seine Seite gestellt. mit dem US-Amerikaner sollte die auf dem Tiefpunkt befindliche Stimmung bei Yamaha wieder gehoben werden. Der Plan ging zunächst aber nicht wirklich auf.

Denn auch Spies rieb sich an der damaligen Attitüde Lorenzos, die dem Mallorquiner heute selbst etwas unangenehm ist. "Ich war damals noch etwas unsicher und wollte das überspielen, indem ich Härte und Stärke zeigte. Dementsprechend habe ich gesprochen und mich verhalten. Für viele Menschen hat das wohl arrogant gewirkt", überlegte Lorenzo kürzlich in einem Interview mit GPone. Einer dieser Menschen war offenbar Ben Spies: "Jorge war der Fahrer, den ich zu Beginn am allerwenigsten mochte. Als wir uns das erste Mal wirklich trafen, habe ich ihm das auch direkt ins Gesicht gesagt."

Der neue Lorenzo

Doch Lorenzo änderte sich im Laufe der Jahre und somit auch die Beziehung zwischen ihm und Spies. Die beiden Ex-Kollegen sind mittlerweile gut befreundet, neben Casey Stoner ist Lorenzo der beste Kumpel Spies' unter den MotoGP-Piloten. "Jorge war früher ein echtes Arschloch. Niemand mochte ihn", erinnert sich Spies im Gespräch mit MCN. "Das weiß er mittlerweile aber auch selbst und hat sich geändert. Er ist jetzt wirklich ein klasse Kerl." Lorenzo selbst zeigt sich stolz über seine Wandlung: "Mit dem Typen von damals habe ich nicht mehr viel gemeinsam. Ich habe mich sehr verändert."

Nur noch wenig erinnert Lorenzo an sich selbst im Jahr 2008, Foto: Fiat Yamaha
Nur noch wenig erinnert Lorenzo an sich selbst im Jahr 2008, Foto: Fiat Yamaha

In den letzten Minuten vor dem Start eines Rennens, Qualifyings oder Trainings ist Lorenzo aber nach wie vor eiskalt. Kein Lachen, kein Winken, keine Geste zeigt der amtierende Weltmeister und unterscheidet sich somit drastisch vom stets herumalbernden Kollegen Valentino Rossi. "Die Art, wie ich mich in der Box benehme, wenige Minuten, bevor ich auf das Motorrad steige, werde ich nie ändern", stellt Lorenzo klar. "Da bleibe ich ernst und sehr fokussiert. Ich kann keine Späße machen, so wie es andere Fahrer machen. Und das will ich auch gar nicht. Ich möchte meine Arbeitsweise nicht ändern, nur um die Fans zu beeindrucken. Ich will so sein, wie ich bin, Wenn das den Leuten gefällt - gut. Wenn nicht? Tja, es ist mein Leben und ich werde es leben, wie ich es möchte."