Der Grand Prix von Katalonien brachte für Valentino Rossi den zweiten Sieg in dieser MotoGP-Saison, den zweiten auf spanischem Boden. Eine einzige Triumphfahrt, wie Ende April in Jerez, wo er das Rennen vom Start bis ins Ziel angeführt hatte, war es dieses Mal aber nicht. Rossi hatte sich nur als Fünfter qualifiziert und verpatzte dann auch noch den Start. Plötzlich fand sich der Doktor nur noch auf dem achten Rang wieder, während Teamkollege Lorenzo in Führung lag. Eine Konstellation, die im Normalfall einen sicheren Sieg für Lorenzo bedeutet.
Doch dieses Mal sollte alles anders kommen und Rossi vor Marquez siegen. Weil Lorenzo schon nach wenigen Runden völlig einbrach und Rossi eine Aufholjagd hinlegte, die definitiv zu den besten in seiner 21-jährigen Weltmeisterschaftskarriere zählt. Nur sieben Runden brauchte er, um in Führung zu gehen und belauerte sich in dieser Position mit Marquez bis Umlauf 21, also vier Runden vor Schluss. In den 14 Runden, die Rossi Marquez hinter sich herzog, zeigte der Mann mit der Nummer 46 nie sein wahres Potenzial.
Rossi verwaltet, Marquez riskiert
Er hätte sich wohl von Marquez absetzen können, Taktikfuchs Rossi war aber viel eher darauf bedacht, die an diesem Wochenende in Barcelona so schnell abbauenden Reifen an seiner Yamaha nicht zu überfordern. "Ich habe mich die ganze Zeit wirklich wohl auf dem Motorrad gefühlt", gab Rossi anschließend zu. Ganz anders Marquez: "Ich war immer am Limit, als ich hinter Valentino gefahren bin. In Sektor eins und zwei habe ich extrem viel verloren und musste daher im letzten Abschnitt alles gut gemacht. Deshalb wäre ich einmal fast gestürzt."
Marquez und Rossi mögen also in den 14 Runden ihres Formationsfluges dieselben Rundenzeiten gefahren sein, Rossi gingen diese aber viel leichter von der Hand als seinem Widersacher. Dass erkannte er selbst, als ihn Marquez in Umlauf 23 zum wiederholten Mal angriff, nun aber tatsächlich vor Rossi bleiben konnte. "Da habe ich gesehen, dass er große Probleme mit den Reifen hatte", bestätigt Rossi. Eine Runde später holte er sich die Führung von Marquez zurück und riss sofort ein Loch von rund sieben Zehnteln aus. Jetzt zeigte Rossi zum ersten Mal, seit er in der Anfangsphase die Führung übernommen hatte, was er in diesem Rennen wirklich draufhatte. Schon bis zur Führungsübernahme in Runde sieben war Rossi nämlich trotz seiner Aufholjagd schnellere Rundenzeiten gefahren als Marquez. Die plötzliche Attacke im vorletzten Umlauf erklärte er im Anschluss wie folgt: "Ich wollte mir eine kleine Lücke für die letzte Runde herausfahren."
Rossi distanziert Gegner in Schlussphase
Es wurde deutlich mehr als eine kleine Lücke, Rossi deklassierte in diesem einen Umlauf schlicht und ergreifend die Konkurrenz. Er fuhr eine Zeit von 1:47.644 Sekunden, Marquez brauchte um 0,826 Sekunden länger und war damit neben Rossi sogar noch der schnellste Mann im Feld. Dani Pedrosa büßte knapp eine Sekunde ein, der viertplatzierte Maverick Vinales 2,5 und Pol Espargaro auf Rang fünf über vier Sekunden.
Eine derart überlegene Performance über eine Runde gab es seit der Umstellung auf Michelin-Reifen zu Saisonbeginn noch nicht. Es sieht so aus, als könnte Altmeister Rossi mit den französischen Pneus besser haushalten als die jüngere Konkurrenz, war doch das Reifenmanagement schon bei seinem Sieg in Jerez der entscheidende Faktor. "Ich mag die Michelins wirklich gerne, weil ich praktisch mit ihnen aufgewachsen bin. Auf diesen Reifen komme ich super zurecht", stellte Rossi in Barcelona zufrieden fest. Auch wenn die großen Sturzfestivals der ersten Rennen Geschichte zu sein scheinen, könnten die Reifen den Kampf um den Weltmeistertitel also doch noch maßgeblich beeinflussen.
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