Die zuletzt kursierenden Gerüchte, Dani Pedrosa würde nach Saisonende 2016 zu Yamaha wechseln und dort neuer Teamkollege von Valentino Rossi werden, stellten sich als falsch heraus. Maverick Vinales tritt stattdessen in die Fußstapfen von Jorge Lorenzo. Rossi hatte stets erklärt, dass ihn die Wahl seines Stallgefährten nicht beeinflussen würde. Egal, ob der nun Pedrosa, Iannone oder eben Vinales heißt.

"Für mich macht es keinen Unterschied, wer es ist. Das meine ich ganz ehrlich. Ich habe mit allen ein gutes Verhältnis. Das sollte also kein Problem sein", so die Worte des Doktors damals. Dass er sowohl mit Pedrosa, als auch mit Iannone und Vinales zwischenmenschlich sehr gut auskommt, steht tatsächlich auch außer Zweifel. Dennoch darf zumindest angezweifelt werden, dass Rossi völlig egal ist, wer sich nun mit ihm die Yamaha-Box teilt. Von allen möglichen Kandidaten ist Vinales nämlich wohl der, der Rossi auf der Strecke die größten Probleme bereiten kann.

Vinales als Worst Case für Rossi

Pedrosa beendete die letzten drei Saisons stets weit hinter Rossi, Iannone zeigte bisher noch nicht annähernd die Konstanz, die es braucht, um den Altmeister mit der Nummer 46 zu schlagen. Vinales hingegen ist pfeilschnell und für sein Alter von gerade einmal 21 Jahren schon extrem reif. Für Rossi eine gefährliche Kombination. "Es wird sicherlich sehr schwer, ihn zu schlagen. Maverick ist extrem stark und noch sehr jung. Er hat riesiges Potenzial. Auf mich kommt ein weiterer harter Teamkollege zu", gab Rossi vor dem Rennwochenende in Mugello ganz offen zu.

Im MotoGP-Paddock wird bereits spekuliert, ob es auch zwischen Rossi und Vinales zu einem erbitterten Stallduell wie derzeit zwischen Rossi und Lorenzo kommen könnte, wenn Vinales den Platzhirsch nicht nur fordert, sondern sogar schlägt. Fest steht: Rossi hatte mit den vier weiteren Teamkollegen in seiner MotoGP-Karriere nie zwischenmenschliche Probleme. Tohru Ukawa (2002 bei Honda), Nicky Hayden (2003 bei Honda, 2011 und 2012 bei Ducati), Carlos Checa (2004 bei Yamaha) und Colin Edwards (2005 bis 2007 bei Yamaha) hatte er aber auch in jeder einzelnen Saison in der Gesamtwertung im Griff.

Rossis Teamduelle in der MotoGP

SaisonHerstellerErgebnis RossiErgebnis Teamkollege
2002Honda1. (355 Punkte)Ukawa: 3. (209 Punkte)
2003Honda1. (357 Punkte)Hayden: 5. (130 Punkte)
2004Yamaha1. (304 Punkte)Checa: 7. (117 Punkte)
2005Yamaha1. (367 Punkte)Edwards: 4. (179 Punkte)
2006Yamaha2. (247 Punkte)Edwards: 7. (124 Punkte)
2007Yamaha3. (241 Punkte)Edwards: 9. (124 Punkte)
2008Yamaha1. (373 Punkte)Lorenzo: 4. (190 Punkte)
2009Yamaha1. (306 Punkte)Lorenzo: 2. (261 Punkte)
2010Yamaha3. (233 Punkte)Lorenzo: 1. (383 Punkte)
2011Ducati7. (139 Punkte)Hayden: 8. (132 Punkte)
2012Ducati6. (163 Punkte)Hayden: 9. (122 Punkte)
2013Yamaha4. (237 Punkte)Lorenzo: 2. (330 Punkte)
2014Yamaha2. (295 Punkte)Lorenzo: 3. (263 Punkte)
2015Yamaha2. (325 Punkte)Lorenzo: 1. (330 Punkte)

Bleibt also die Frage, ob die Probleme zwischen Rossi und Lorenzo ihren Grund auf der Strecke oder abseits davon haben. Alex Hofmann, selbst sechs Saisons gegen Rossi in der MotoGP aktiv, sieht die Streitigkeiten zwischen Rossi und Lorenzo eher in ihrem jeweiligen Naturell begründet. "Ich denke, dass Rossi und Lorenzo einfach grundverschiedene Menschen sind. Wenn die in der Schule Klassenkameraden gewesen wäre, hätten die trotzdem nie zusammen Fußball gespielt. Es gibt einfach Menschen, die man sympathisch findet und Menschen, mit denen man nichts anfangen kann. Bei Rossi und Lorenzo ist wohl das Zweite der Fall. Das war mal die Grundlage. Durch diesen extremen Zweikampf hat sich das natürlich noch einmal potenziert", vermutet Hofmann im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

In Le Mans feierten Rossi und Vinales zusammen auf dem Podium, Foto: Milagro
In Le Mans feierten Rossi und Vinales zusammen auf dem Podium, Foto: Milagro

Das sei bei Vinales, der mit seiner lockeren Art deutlich mehr auf derselben Wellenlänge wie Rossi ist, eher nicht zu befürchten. "Ich sehe mit Maverick eine größere Chance, dass das klappt, weil er - obwohl aus einer neuen Generation Rennfahrer stammend - noch ein echter Gentleman-Racer ist. Ihm ist Vertrauen und Ehrlichkeit wichtig, er gibt auch Fehler zu. Mit dem kann man schon gut arbeiten. Ich denke, dass wäre also sicher ein harmonischeres Team als Rossi und Lorenzo", glaubt Hofmann.