Colin Edwards vs. James Toseland

In diesem kurzen, aber intensiven Duell ging es nie um Siege oder Titel. Dafür war der Hass, der die beiden Teamkollegen am Ende trennte, umso größer. 2008 stieß James Toseland als amtierender Superbike-Weltmeister zum Tech3-Team, wo er an der Seite von Colin Edwards auf einer Yamaha für gute Ergebnisse sorgen sollte. Im ersten Jahr lief noch alles halbwegs reibungslos, doch für 2009 tauschte Teamchef Herve Poncharal auf Ansuchen Toselands die beiden Crewchiefs seiner Fahrer untereinander aus. Edwards war mit diesem Wechsel überhaupt nicht einverstanden und attackierte Toseland verbal auf das Übelste.

Edwards und Toseland hatten sich nicht viel zu sagen, Foto: Monster Yamaha Tech 3
Edwards und Toseland hatten sich nicht viel zu sagen, Foto: Monster Yamaha Tech 3

Allerdings nur über die Medien, denn mit seinem britischen Teamkollegen sprach er in den ersten Monaten des Jahres 2009 überhaupt nicht. "Er ist ein Arschloch und sein Crewchief ist ein Arschloch. Wenn sie zusammenarbeiten wollten, hätten wir uns an einen Tisch setzen und das diskutieren sollen. Stattdessen haben sie alles hinter meinem Rücken gemacht", sagte der Texaner damals. Tech3 musste sogar eine Trennwand in der Mitte der Box aufstellen, um die erhitzten Gemüter zu beruhigen. Das Duell entschied letztlich Edwards für sich, der auch 2010 bei Tech3 blieb, während Toseland die MotoGP komplett verlassen musste.

Marc Marquez vs. Dani Pedrosa

Die Beziehung der beiden Katalanen war nicht immer so gut, wie sie aktuell ist. 2013 startete Dani Pedrosa bei den Buchmachern als Favorit in das Rennen um den MotoGP-Titel, während nur die wenigsten Rookie Marc Marquez ernsthaft auf dem Zettel hatten. Nach seinem Sieg in Le Mans führte Pedrosa erstmals in dieser Saison die Gesamtwertung an und in Barcelona kam es zum ersten großen Infight auf der Strecke. Eine Verletzung samt Nichtantreten am Sachsenring dämpfte Pedrosas Titelambitionen, in Aragon musste er sie komplett ad acta legen. Marquez touchierte die Honda seines Teamkollegen und kappte ihm dabei ein Elektronikkabel. Ohne Hilfsmittel stürzte Pedrosa prompt und verbuchte seinen einzigen Ausfall der Saison. Marquez wurde bestraft und sein Sieg wurde Honda für die Konstrukteurs-WM nicht anerkannt.

Mittlerweile hat sich die Beziehung zwischen Pedrosa und Marquez gebessert, Foto: Milagro
Mittlerweile hat sich die Beziehung zwischen Pedrosa und Marquez gebessert, Foto: Milagro

Hinter den Kulissen ging es aber erst danach richtig rund. Und zwar zwischen den Managern der beiden. Während Emilio Alzamora für Marquez lobbyierte, versuchte Alberto Puig die Interessen Pedrosas durchzusetzen. Nach einigen hitzigen Wortgefechten hatte sich aber die Marquez-Seite durchgesetzt und Puig erklärte, in der Folgesaison keine Rennen mehr an der Strecke zu besuchen. Dadurch wurde es in der Honda-Box ruhiger und die Beziehung zwischen den beiden katalanischen Fahrern besserte sich rasch.

Mick Doohan vs. Alex Criville

Nicht weniger als sechs Saisons waren Mick Doohan und Alex Criville Teamkollegen im Werksrennstall von Honda. Zu Beginn waren die Rollen im Team klar verteilt. Der fünf Jahre ältere Doohan war bereits ein etablierter Spitzenpilot, Criville stand in seinem Schatten. Mit dieser Position wollte sich der Spanier aber schon bald um keinen Preis mehr abfinden und gab alles, um sich selbst zur Nummer eins im Rennstall zu machen. So richtig Fahrt nahm das Duell 1996, dem dritten gemeinsamen Jahr von Doohan und Criville, auf. Bei Crivilles Heimspiel in Jerez lieferten sich die beiden einen Zweikampf um den Sieg. Criville führte bis zur letzten Kurve, wo sich Doohan innen an seinem Rivalen vorbeibremste, ihn berührte und Criville per Highsider in den Kies schickte. Der Sieg ging an Doohan, Verlierer Criville war entschlossen, Rache zu nehmen.

Wärend ihrer Zeit als Teamkollegen fuhr Doohan fünf Titel ein, Criville keinen, Foto: Milagro
Wärend ihrer Zeit als Teamkollegen fuhr Doohan fünf Titel ein, Criville keinen, Foto: Milagro

Welches Rennen wäre dazu besser geeignet gewesen als der Australien GP in Eastern Creek, Doohans Heimrennen. Wieder war es die letzte Runde, wieder eine Haarnadelkurve, doch dieses Mal versuchte Criville als Zweitplatzierter den Angriff. Sein Manöver war von geringerem Erfolg gekrönt als das von Doohan in Jerez. Criville krachte mit vollem Tempo in das Heck seines Teamkollegen und beide landeten am Boden. In der Box kam es anschließen zu einem heftigen Wortduell, nachdem Criville Doohan erklärt hatte, er sehe die Schuld für die Kollision bei ihm. "Bullshit! Du hast mich abgeschossen. Ich glaube, dein Gespür fürs Rennfahren muss mal ein bisschen nachjustiert werden", warf Doohan seinem Herausforderer an den Kopf. Der Australier behielt mit fünf Titeln in Serie von 1994 bis 1998 im Teamduell stets die Oberhand. Erst 1999, nach Doohans verletzungsbedingtem Karriereende in Jerez, holte Criville seine erste und einzige 500ccm-Weltmeisterschaft.

Wayne Gardner vs. Eddie Lawson

Yamaha gegen Honda - das war schon in den Achtzigerjahren eine große Sache. Mitte der Achtzigerjahre duellierten sich Wayne Gardner (Honda) und Eddie Lawson (Yamaha) drei Jahre in Folge um den WM-Titel. 1989 wurden aus erbitterten Rivalen plötzlich Teamkollegen, als Honda Dreifachweltmeister Lawson loseiste und ihn Gardner zur Seite stellte. Der Australier erfuhr von diesem Transfer erst aus den Medien und war wenig erfreut darüber, dass der Fahrer, der ihm wenige Monate zuvor den Titel 1988 weggeschnappt hatte, nun in seiner Box sitzen würde.

Gardner und Lawson waren nur eine Saison lang Teamkollegen, Foto: Milagro
Gardner und Lawson waren nur eine Saison lang Teamkollegen, Foto: Milagro

"So viel zu Loyalität! Ich habe mir für Honda meinen Arsch abgefahren, während die an diesem Deal gefeilt haben. Sie hatten nicht einmal die Courage, mir vorab davon zu erzählen. Ich musste es aus der Zeitung erfahren", war Gardner fuchsteufelswild. Schon im ersten Rennen kam es zum direkten Duell in Suzuka, doch das Schicksal verhinderte eine zu schlimme Eskalation des Duells. Denn in Laguna Seca stürzte Gardner, brach sich ein Bein und versäumte die fünf darauffolgenden Rennen. Damit waren seine Chancen in der WM dahin und er musste zähneknirschend Lawson zum vierten Titel gratulieren. Dieser wiederum verließ Honda nach nur einem Jahr, sodass sich Gardner letztlich als moralischer Sieger des Duells fühlen durfte.

Valentino Rossi vs. Jorge Lorenzo

Alte Liebe rostet nicht. Dasselbe gilt scheinbar für die Rivalität zwischen Teamkollegen. In ihrer ersten gemeinsamen Yamaha-Ära von 2008 bis 2010 bekriegten sich Valentino Rossi und Jorge Lorenzo bei jeder sich bietenden Gelegenheit, egal ob auf der Strecke mit knallharten Manövern oder abseits davon mit direkten Wortgefechten und Untergriffen über die Medien. All das gipfelte in der berühmt gewordenen Trennwand innerhalb der Yamaha-Box, welche die Seite der Nummer 46 und die der 99 streng voneinander abschirmte. Mit Rossis Wechsel zu Ducati konnte der Konflikt zwei Jahre lang abkühlen, ehe er 2013 zu Yamaha zurückkehrte. Lange ging die Partnerschaft der Teamkollegen gut, doch mittlerweile ist wieder mentale Kriegsführung angesagt, wenn auch dieses Mal auf einer wesentlich subtileren Ebene als früher.

2015 war der wohl härteste Kampf um den Titel zwischen Rossi und Lorenzo, Foto: Milagro
2015 war der wohl härteste Kampf um den Titel zwischen Rossi und Lorenzo, Foto: Milagro

Da kommt man sich eben einmal zufällig im Qualifying auf der Strecke in die Quere oder schneidet sich versehentlich beim Boxenstopptraining den Weg ab. Und wer Rossi und Lorenzo kennt, weiß auch, dass für die beiden das vom Doktor in Misano mit seinem Helmdesign begonnene Spiel mit sich als süßem Fisch und Lorenzo als bösartigem Hai nicht nur Spaß ist. Zu schelmisch war das Grinsen Rossis als Lorenzo darauf angesprochen wurde, zu sehr zelebrierte der Spanier in Aragon seine Jubelgeste, die massiv an die Finne eines Hais erinnerte. Mit seinem Titel 2015 konnte der Spanier endgültig mit seinem großen Widersacher gleichziehen, sodass es jetzt zwei zu zwei im Teamduell Rossi gegen Lorenzo steht.

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