Maverick Vinales sah lange Zeit wie der sichere Nachfolger von Jorge Lorenzo bei Yamaha aus. Nun deutet aber vieles daraufhin, dass ein anderer Spanier den Platz den amtierenden Weltmeisters einnehmen wird. Vinales und sein Management scheinen im Transferpoker zu viel gewollt zu haben, immer wieder war von überhöhten finanziellen Forderungen die Wahl. Yamaha scheint sich daher anderweitig umgesehen zu haben und bei Honda und Dani Pedrosa fündig geworden zu sein. "Wir haben immer einen Plan B, wenn es mit Maverick nicht klappt", hatte Yamaha-Motorsportchef Lin Jarvis schon in Jerez erklärt.

Nun soll der Wechsel Pedrosas, der seine gesamte MotoGP-Karriere von 2006 an für Honda bestritten hat, durch zu sein. Das vermeldet die für üblich gut informierte spanische Tageszeitung 'El Pais'. Von Honda oder Pedrosa selbst gibt es bisher keine Stellungnahme zum angeblichen Wechsel. Yamaha-Teamchef Massimo Meregalli gibt sich ebenfalls noch bedeckt. "Dani hat nichts mit Yamaha unterschrieben. Ich kenne die Gerüchte, weiß aber nicht, wie sie entstanden sind", meinte er am Samstagmorgen mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Maverick Vinales' Manager Paco Sanchez will von dem Deal ebenfalls noch nichts wissen: "Ich schenke dieser Meldung keinen Glauben. Wir verhandeln weiterhin mit Yamaha und Suzuki."

HRC-Teamchef Livio Suppo wurde von der Meldung überrascht und suchte sofort das Gespräch mit Dani Pedrosa und dessen Management. "Sie haben mir erklärt, dass das nicht stimmt und ich glaube ihnen", erklärte Suppo Samstagmittag. "Wir verhandeln mit Dani über eine Verlängerung und es läuft relativ problemlos. Natürlich wissen wir aber auch, dass er andere Angebote hat." Suppo hält es sogar für möglich, dass das Gerücht bewusst aus dem Umfeld von Yamaha gestreut wurde, um Vinales endlich zu einer Entscheidung zu bringen. "Vielleicht wollen sie Druck auf ihn ausüben und zeigen, dass sie echte Alternativen haben", vermutet er.

Langjährige Verbindung Pedrosas zu Movistar

Doch was spricht eigentlich für einen Wechsel Pedrosas. Zu allererst seine Nationalität, denn, wie auch Valentino Rossi am Donnerstag in Le Mans vermutete, Titelsponsor Movistar will auf der zweiten Werks-Yamaha einen Spanier sehen. Das unterscheidet Pedrosa aber noch nicht von Vinales. Was ihn aber sehr wohl hervorhebt, ist seine große Erfahrung in der Königsklasse. Nach Valentino Rossi selbst ist Pedrosa der mit Abstand längstdienende Fahrer der MotoGP.

Pedrosa fährt seit 2006 für Honda in der MotoGP, Foto: Honda
Pedrosa fährt seit 2006 für Honda in der MotoGP, Foto: Honda

Hinzu kommt, dass Pedrosa gefühlvoller Fahrstil gut zur Charakteristik der Yamaha M1 passen könnte. Die körperlich extrem anspruchsvolle Honda RC213V war in den vergangenen Jahren alles andere als ideal für den kleinen und schmächtigen Pedrosa, was sich in dieser Saison durch Einheitselektronik und die Michelin-Reifen noch verstärkte.

Ein weiteres Ass im Ärmel Pedrosas könnte seine langjährige Verbindung zu Yamaha-Geldgeber Movistar. Der spanische Mobilfunkkonzern, der seit einigen Jahren auch einen Fernsehsender betreibt und dort die MotoGP in Spanien ausstrahlt, unterstützte Pedrosa über lange Phasen seiner Karriere. Er wurde 1999 im Movistar-Cup von Mentor Alberto Puig entdeckt und auch bei seinen Weltmeistertiteln in den Klassen bis 125 und 250ccm war Movistar als Hauptsponsor auf seinem Motorrad zu finden. Nach einem Jahrzehnt bei Repsol Honda könnte sich nun also der Kreis schließen.

Pedrosa 2005 auf dem Weg zu seinem dritten WM-Titel, mit Movistar als Hauptsponsor, Foto: Repsol Honda
Pedrosa 2005 auf dem Weg zu seinem dritten WM-Titel, mit Movistar als Hauptsponsor, Foto: Repsol Honda

Wer folgt Pedrosa bei Honda

Honda muss sich dann also nach einem Nachfolger für Pedrosa umsehen. Die Auswahl in den eigenen MotoGP-Reihen ist begrenzt. Jack Miller und Tito Rabat haben noch nicht ansatzweise Leistungen gezeigt, die für einen Werksvertrag reichen würden. Cal Crutchlow überzeugte zuletzt zwar auch nicht wirklich, war aber der mit Abstand stärkste der Honda-Satellitenpiloten. Er soll daher auch in der Pole Position für den zweiten Platz im Factory-Team stehen. Ein anderer Bewerber könnte jetzt natürlich auch wieder Maverick Vinales werden. Zudem gilt Alex Rins als heiße Aktie. Der Moto2-Pilot hat klargestellt, dass er bei einem MotoGP-Aufstieg sofort in ein Werksteam will. Und natürlich muss auch einer der beiden Andreas, also Dovizioso oder Iannone, aufgrund der Verpflichtung von Jorge Lorenzo Ducati am Saisonende verlassen. Das Transferkarussell dreht sich also munter weiter.