Nachdem Scott Redding nach einem Reifenschaden bei hoher Geschwindigkeit in Argentinien nur knapp einer Katastrophe entging, erklärte Nicolas Goubert vom MotoGP-Reifenhersteller Michelin in Jerez, wie es dazu kommen konnte und was man daraus für Konsequenzen zieht. Auch Scott Redding schilderte die Geschehnisse noch einmal.

Michelin: Reifenmischung permanent zurückgezogen

Nach dem Reifenchaos in Argentinien hatte man bei Michelin betont, keine voreiligen Schlüsse ziehen zu wollen. Mittlerweile ist der Schaden am Hinterreifen von Reddings Pramac-Ducati analysiert und der technische Direktor des französischen Reifenkonzerns, Nicolas Goubert, erklärte in Jerez die Hintergründe dazu. Nach Ansicht von Michelin trugen mehrere Faktoren dazu bei, dass sich die äußere Gummihülle am Reifen gelöst hat, so Goubert: "Die Ergebnisse der Analyse zeigten, dass im Prinzip das Zusammenkommen einer sehr hohen Asphalttemperatur, eines sehr anspruchsvollen Streckenlayouts und eines gut gebauten Fahrers zu viel für den Reifen war. Der Reifen konnte die Belastung nicht aushalten." Daraus zieht Michelin Konsequenzen, die verwendete Reifenkonstruktion wird permanent aus dem Verkehr gezogen. Für den Rest des Jahres wird ausschließlich die seit Austin benutzte, robustere Reifenkonstruktion verwendet, allerdings sollen in Jerez andere Mischungen dafür getestet werden.

Einen Lichtblick allerdings sah Goubert in Reddings Beinahe-Unfall: "Bei Scott blieb, als das im FP4 in Argentinien passierte, der Reifen aufgeblasen, so dass er das Bike ohne Crash abstellen konnte. Das war ein positiver Punkt, aber es hätte natürlich trotzdem nicht passieren dürfen." Erneut betonte man bei Michelin, dass der spektakuläre Reifenplatzer von Loris Baz beim Test in Sepang auf ganz andere Ursachen zurückzuführen war. Etwas sei von außen in den Reifen eingedrungen, so dass dessen Explosion nichts mit der Konstruktion an sich zu tun hatte.

Redding: Vielleicht ein fehlerhafter Reifen

Für Scott Redding endete der Reifenschaden in Argentinien schmerzhaft, Foto: Twitter/Scott Redding
Für Scott Redding endete der Reifenschaden in Argentinien schmerzhaft, Foto: Twitter/Scott Redding

Mit Scott Redding allerdings hatte man wohl noch nicht genauer über den Vorfall gesprochen, er meinte jedenfalls: "Es gab keine Nachbesprechung dazu, was passiert ist. Nach dem, was ich sagen kann, war das Problem die Vibration am Hinterrad. Wir hatten in Argentinien ziemlich starke Vibrationen am Hinterreifen, das kann man auch auf den Videoaufnahmen sehen, das Hinterrad wird richtig geschüttelt. Das kann die äußere Gummihülle vom Reifen ziehen." Der Brite überlegt sich auch mögliche Konsequenzen, damit so etwas nicht noch einmal vorkommt: "Vielleicht müssen wir den Reifen anpassen oder das Setup des Bikes verändern." In ein ähnliches Horn hatten nach den Problemen in Argentinien schon Valentino Rossi und Pol Espargaro gestoßen, die die reifenmordende Power der Ducati als Schuldigen ausgemacht hatten.

Neben den Vibrationen kommt für den Pramac-Piloten auch eine andere mögliche Ursache in Frage: "Vielleicht war es einfach ein fehlerhafter Reifen. Jedenfalls wissen wir jetzt, dass das jedem passieren kann." Eines betont jedoch auch Redding: "Was mir und Baz passiert ist, waren zwei verschiedene Dinge. Baz‘ Reifen ist explodiert, bei mir löste sich nur der Gummi ab." Sein Vertrauen in Michelin sieht Redding allerdings durch den Vorfall in Argentinien nicht erschüttert, im Gegenteil, er will in Jerez alles geben, näher an die Spitze heranfahren und im Poker um die Werks-Bikes 2017 ein Wörtchen mitreden.