Drei Kommentatoren und zwei Experten - so sieht das Line-Up von Eurosport für die TV-Übertragungen der MotoGP-Saison 2016 aus. Die Expertenriege bilden Ralf Waldmann und Stefan Nebel. Während Waldmann zusammen mit Jan Stecker nur moderieren wird, sitzt Nebel zusammen mit Johannes Orasche (Moto2 und MotoGP) und Harry Weber (Moto3) als Fachmann in der Kabine und kommentiert dabei auch die Grands Prix. Im Interview mit Motorsport-Magazin.com verrät er, was die Fans davon erwarten dürfen.

Stefan, du bist 2016 bei Eurosport der einzige Experte, der die Rennen kommentiert...
Die anderen zwei mach ich schon noch zu Experten! (lacht)

Hervorragend! Was kannst aktuell aber nur du in die Übertragung einbringen?
Stefan Nebel: Ich bin früher als Fahrer selbst in der Box auf einem Stuhl gesessen und hab meinem Team erklärt, wie ich mein Motorrad abgestimmt haben will. Heute stehe ich auf der anderen Seite und schau denen dabei zu. Daher kann ich gewisse Dinge lesen. Rennfahrer haben zum Glück die Angewohnheit, sehr viel mit den Händen zu gestikulieren. Daraus kann ich sehr gut erkennen, welche Probleme gewisse Piloten haben. Das ist ein großer Vorteil für mich und somit auch für Eurosport, die so einen Experten haben, der Sachen sieht, die der Ottonormalverbraucher nicht unbedingt wahrnimmt. Mit dem richtigen Know-How und der passenden Erklärung können das dann wirklich interessante Hintergrundinformationen sein.

Du siehst dich also eher in der Rolle des Technikexperten und Analytikers?
Stefan Nebel: Ich möchte die Leute schon auch ein wenig unterhalten. Das liegt einfach in meiner Natur. Es ist aber nicht wirklich meine Aufgabe, weil ich einfach keine Ausbildung im Bereich Journalismus oder Moderation habe. Dafür fühle ich mich aber im MotoGP-Fahrerlager wirklich zuhause und kann mich dort extrem entspannt bewegen. Dass ich dadurch eine gewisse Lockerheit habe, kann ich mir zunutze machen. Wenn man das mit den Fähigkeiten eines Johannes Orasche verbindet, der zwar begeisterter Motorsportler, aber eben doch eher Journalist ist, ergibt das meiner Meinung nach eine sehr gute Mischung.

Professionell sind die Positionen also klar verteilt. Wie sind die Rollen menschlich gesehen vergeben?
Stefan Nebel: Wir sind alle relativ ähnlich Charaktere. Jeder von uns fährt gerne an die Rennstrecke, was Grundvoraussetzung für eine funktionierende Zusammenarbeit ist. Jeder kennt auch die Stärken der Anderen. Ich glaube, dass unser Team so sehr gesund ist. Wir haben als Truppe auch einen neuen Charakter.

Stefan Nebel im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com-Redakteur Markus Zörweg, Foto: Motorsport-Magazin.com
Stefan Nebel im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com-Redakteur Markus Zörweg, Foto: Motorsport-Magazin.com

Zu einer gewissen Neuorientierung wart ihr ja durch den Abgang von Alex Hofmann auch gezwungen.
Stefan Nebel: Alex Hofmann können und wollen wir auch nicht kopieren, das ist klar. Er hat ein Alleinstehungsmerkmal und er hat den Job aus meiner Sicht sensationell gemacht. Er hat eine Show abgeliefert, die viele gemocht haben. Manche haben das aber auch als hochnäsig empfunden. Unsere Mannschaft verfügt auf jeden Fall auch über extrem viel Wissen. Wenn alle zusammenarbeiten, haben wir mit Jan Stecker einen guten Moderator, mit Ralf Waldmann einen flapsigen Experten an seiner Seite, der nicht auf den Mund gefallen ist, einen Harry Weber der sehr viel Wissen aus der Vergangenheit hat, einen Johannes Orasche, der absolut für diesen Job brennt und mit mir einen Typen, der ohne das einfach nicht leben kann. Da kann man schon eine schöne Suppe daraus kochen und die dann den Zusehern zuhause servieren.

Willst du im Vergleich zum Vorjahr ein paar deiner Zutaten für diese Suppe ändern?
Stefan Nebel: Ich möchte vielleicht eine Spur mehr Lockerheit gewinnen. Wenn man eigentlich als Fahrer immer auf der einen Seite steht und interviewt wird, dann spricht man einfach so von der Leber weg. Wenn man dann das erste Mal einen roten Faden verfolgen soll, auf dem linken Ohr die Regie hat und auf dem rechten die nächste Frage, dann ist das schon manchmal verwirrend und man wird vielleicht auch nicht so wahrgenommen, wie man wirklich ist. Das ist aber ein Lernprozess, in dem ich über konstruktive Kritik auch sehr dankbar bin. Alles andere wird sich über die Saison ergeben. Das ist ein Puzzle, das man zusammensetzen muss.

Werden wir dich auch in Streckenvorstellungen auf dem Motorrad sehen, so wie das Alex Hofmann in den letzten Jahren gemacht hat?
Stefan Nebel: Es ist geplant. Die 15 Strecken, an denen wir vor Ort sind - Japan, Australien und Malaysia werden wir voraussichtlich aus dem Studio begleiten - wollen wir vorstellen und ich soll dabei auch wie Alex in den letzten Jahren auf dem Motorrad sitzen. Da bin ich einfach daheim und da fühle ich mich am wohlsten. Ich werde also wohl meine Runden drehen und freue mich da schon sehr darauf, am Rennwochenende auch mal am Motorrad Platz zu nehmen.