Valentino Rossi hat die mit Abstand größte Entourage im MotoGP-Paddock hinter sich. Für jede Aufgabe hat Rossi einen eigenen Angestellten, der diese gewissenhaft erfüllt. Bei den Testfahrten auf Phillip Island ist Rossis Mannschaft nun um noch eine Person angewachsen. Luca Cadalora machte die Reise mit dem Doktor nach Australien mit, feierte am Dienstag seinen Geburtstag mit ihm und stand am ersten Testtag in der Box Rossis. Nun wird fleißig spekuliert, was Cadalora dort so macht.
Er pflegt jedenfalls schon lange ein enges Verhältnis zu Rossi und ist auch oft auf dessen Ranch zu Gast, um zusammen mit ihm Dirttrack oder Motocross zu trainieren. Offiziell begleitet Cadalora seinen Landsmann Rossi auch nur als Freund zu den Testfahrten ans andere Ende der Welt. Die Spekulationen gehen aber eher in die Richtung, dass Rossi sich mit Cadalora einen persönlichen Berater, eine Art Riding Coach, an die Seite gestellt hat. Cadalora selbst wollte das noch nicht bestätigen, verneinte Nachfragen aber auch nicht. Rossi selbst erklärte, dass er und Cadalora zusammen die Yamaha R1 vorbereitet hätten, mit der er regemäßig in Misano trainiert. Ob er ihm auch Tipps für die MotoGP geben könne, müsse man sehen, so Rossi.
Nun äußerte sich Rossi in einem Interview mit Movistar+ erstmals zu den Spekulationen und dazu, warum Cadalora eigentlich mit nach Australien gereist ist. "Luca ist oft zu meiner Ranch gekommen, um mit uns Flat Track zu fahren. Also habe ich ihn gefragt, ob er mitkommen möchte und sich die Testfahrten auf Phillip Island anschauen möchte. Das war nur als Scherz gedacht, aber er war glücklich darüber und hat zugestimmt", lacht Rossi. Hintergrundgedanken hatte Rossi dabei aber keine, wie er beteuert: "Wir werden sehen, ob er mir ein paar interessante Tipps geben kann. Aber im Moment steckt da nicht mehr dahinter!"
Der Doktor wäre mit einer Verpflichtung Cadaloras in guter Gesellschaft. In den letzten Jahren haben sich viele Piloten dazu entschieden, ehemalige Rennfahrer als persönliche Fahrtrainer anzustellen. Jorge Lorenzo etwa setzt seit Jahren auf die Meinung von Wilco Zeelenberg. Bradley Smith wird von Randy Mamola gecoacht und in Sepang tauchte Dani Pedrosa mit Sete Gibernau an seiner Seite auf, der ebenfalls eine derartige Position einnehmen soll.
Cadaloras Referenzen sprechen auf jeden Fall für ihn. 34 Grands Prix konnte der mittlerweile 52-Jährige aus Modena in allen drei Klassen gewinnen. 1986 holte er auf Garelli seinen ersten Weltmeistertitel bei den 125ern, 1991 und 1992 folgten auf der 250er-Honda zwei weitere. In der Königsklasse bis 500ccm sollte ihm ein Titel verwehrt bleiben, sein bestes Gesamtergebnis blieb die Vizeweltmeisterschaft 1994 auf Yamaha. Damals musste er sich Dominator Mick Doohan aber deutlich geschlagen geben. Im Jahr 2000 beendete er seine Karriere. Nun könnte er die von Valentino Rossi noch einmal vorantreiben.
Redaktionskommentar
Motorsport-Magazin.com: Ein Riding Coach vom Kaliber eines Luca Cadalora könnte auch dem vielleicht besten Motorradrennfahrer der Geschichte gut tun. Cadaloras Talent und Fachwissen sind unbestritten. In einer anderen Ära der Königsklasse als seiner aktiven wäre ihm ein Titel wohl sicher gewesen. Außerdem hat die Vergangenheit gezeigt, welchen Schub Rossi neue Personen in seinem engsten Umfeld geben können. Schließlich kehrte erst mit dem Abschied von Jeremy Burgess und der Verpflichtung von Silvano Galbusera der ganz große Erfolg zurück. (Markus Zörweg)
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