Wie ist Baz' Unfall passiert?

Der zweite Testtag war gerade einmal 40 Minuten alt, da flog Loris Baz ab - und zwar mitten auf der Start-Ziel-Geraden, bei 290 km/h! "In der letzten Kurve habe ich ein komisches Geräusch gehört und wollte nur noch diese Runde zu Ende fahren, bevor ich an die Box kommen wollte", gab Baz hinterher zu Protokoll. Doch da war es bereits zu spät: "Ich dachte zuerst, dass es ein Problem mit dem Motor oder dem Getriebe ist, aber wahrscheinlich war es wohl bereits ein Teil des Reifens, das am Motorrad gestreift ist." Wenige hundert Meter später löste sich Baz' Michelin-Hinterreifen in seine Einzelteile auf.

Loris Baz verunfallte schwer, Foto: Twitter/Screenshot
Loris Baz verunfallte schwer, Foto: Twitter/Screenshot

Wie geht es dem Piloten?

Baz hatte sich bei dem Unfall zur allgemeinen Verwunderung nicht verletzt. Der Franzose wurde für einen Check ins Clinica Mobile gebracht, wo man lediglich Prellungen am rechten Ellenbogen festgestellt habe, wie Dr. Michele Zasa später im offiziellen Stream auf der MotoGP-Homepage berichtete. Baz erklärte hinterher: "Gestern hatte ich meinen 23. Geburtstag, aber heute bin ich neu geboren worden." Die Schutzengel hatte Baz definitiv auf seiner Seite, und das wusste der großgewachsene Franzose. Wenige Stunden später veröffentlichte sein Rennstall Avintia Racing auf Instagram ein Foto, das Baz im vertrauten Plausch mit einem Mechaniker zeigt. Baz machte sich für einen weiteren Stint bereit - der Unfall hinterließ also keinen nachhaltigen Eindruck bei ihm.

Wie hat Michelin drauf reagiert?

Umso betroffener war man dafür im Michelin-Lager. Die Franzosen, ab diesem Jahr neuer Einheitsausrüster der MotoGP, ernteten für ihre Verbesserungen über den Winter nach dem ersten Tag noch Lob vom Fahrerfeld. Nach Baz' Reifenplatzer bei 290 Stundenkilometer war all dies jedoch Makulatur. Die Session wurde für über eine Stunde unterbrochen, um Zeit für eine genaue Analyse zu haben. Nach Sichtung und Auswertung der Daten von Ducati war klar, dass der Reifen Auslöser für den Unfall war. Michelin sorgte umgehend dafür, dass kein Fahrer mehr in Sepang mit der weichen Mischung auf die Strecke geht. Außerdem schrieb Michelin einen höheren Mindestluftdruck vor, da man zunächst vermutete, Baz könnte mit zu niedrigem Luftdruck unterwegs gewesen sein. Zuhause im Michelin-Werk in Clermont-Ferrand will man den geplatzten Reifen dann auf Herz und Nieren überprüfen.

Was bedeutet das für die MotoGP?

Der Wechsel zurück auf die harte Mischung bedeutete für das MotoGP-Fahrerfeld vor allem eins: Zurück zu den häufigen Stürzen über das Vorderrad. Nicht weniger als fünf solcher Crashs ereigneten sich im weiteren Tagesverlauf, nachdem die Rennleitung die Strecke wieder freigab. Als heikelste Stelle entpuppte sich Turn fünf, eine schnelle Linkskurve. In dieser Kurve gingen Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa, Yonny Hernandez und gleich zwei Mal Pol Espargaro zu Boden. Rookie Esteve Rabat machte zudem noch Bekanntschaft mit dem Kiesbett in der letzten Haarnadel vor Start-Ziel. Auf Michelin wartet also noch einiges an Arbeit, speziell mit der harten Mischung, um den Fahrern ein besseres Gefühl für das Limit der Front zu vermitteln.