Zwei Brüder mischten auch 2015 wieder in der MotoGP mit: Pol und Aleix Espargaro. Die beiden Katalanen gelten derzeit als das schnellste Brüderpaar der Motorrad-WM und stehen auch bei den Fans als Publikumslieblinge hoch im Kurs. Motorsport-Magazin.com blickt auf die Saison der Espargaro-Brüder zurück und zieht ein Fazit des Bruder-Duells:

Die Fahrer

Pol Espargaro absolvierte 2015 seine zweite MotoGP-Saison und seine zweite in Diensten des Tech3-Yamaha-Teams. Nachdem er 2014 bereits mit dem vierten Platz in Le Mans aufhorchen ließ und sein Debütjahr mit 136 Punkten auf dem sechsten Gesamtrang abschloss, hingen für ihn die Trauben in diesem Jahr ziemlich hoch. Umso ernüchternder verlief das Jahr 2015 für Pol Espargaro. Schon nach dem zweiten Rennen in Austin stand der Spanier unter Druck. In den USA prallte er in der ersten Runde mit Scott Redding zusammen und musste daraufhin aufgeben.

Danach sammelte Pol Espargaro eifrig Punkte und legte in Jerez sein bestes Wochenende der Saison hin. Doch drei Ausfälle in den vier Rennen zwischen Silverstone und Motegi holten den fröhlichen Spanier wieder auf den harten Boden der Tatsachen zurück. Erst beim Finale in Valencia stellte Pol Espargaro sein bestes Rennergebnis des Jahres aus Jerez und Assen als Fünfter wieder ein. Insgesamt blieb er jedoch klar im Schatten seines Teamkollegen Bradley Smith, der in Misano als Zweiter sogar auf das Podest klettern durfte. Espargaro blieb am Ende der neunte Gesamtrang mit 114 Punkten.

Pol Espargaro landete in der Gesamtwertung vor seinem Bruder Aleix, Foto: Tech3
Pol Espargaro landete in der Gesamtwertung vor seinem Bruder Aleix, Foto: Tech3

Aleix Espargaro startete in diesem Jahr nach etlichen Saison auf nicht konkurrenzfähigem CRT- und Open-Material erstmals auf einer Werksmaschine. Die Comebacker von Suzuki nahmen den Spanier, der stets überragende Pace an den Tag legte, für den Neubeginn unter Vertrag. Da war es wenig verwunderlich, dass Espargaro bereits beim dritten Rennwochenende in Argentinien den Freitag mit zwei Bestzeiten dominierte und dort im Rennen erstmals Führungsluft schnupperte.

Doch im Mai und Juni sollte Espargaro zunächst einen Rückschlag nach dem anderen erleben: Blessur an der Hand und defekte Bikes in Le Mans, abgeschossen von Cal Crutchlow in Mugello und nach der alles überstrahlenden Pole-Position der nächste Nuller in Barcelona. Nach weiteren schwierigen Rennen im mittleren Saisondrittel holte Espargaro als Sechster in Aragon seine beste Platzierung des Jahres. 105 Punkte hat Espargaro auf seinem Konto gesammelt, das reichte für den elften Platz in der Gesamtwertung.

Die Motorräder

Pol Espargaro war 2015 erneut auf der Satelliten-Yamaha des Tech3-Teams und damit auf der besten Kundenmaschine des Jahres unterwegs. Welches Potenzial diese Maschine besaß, machte Teamkollege Bradley Smith deutlich, der regelmäßig die Rennen in den Top-6 beendete. Die Yamaha war 2015 deutlich einfacher zu handhaben als die Honda und auch die Ducati konnte in den Kurven nicht mithalten. Vor diesem Hintergrund ist die Leistung Espargaros aus diesem Jahr ausbaufähig. Einzig in puncto Topspeed hängt Yamaha traditionell etwas hinter der Konkurrenz zurück.

Die Suzuki brillierte in den Trainings von Barcelona, Foto: Bridgestone
Die Suzuki brillierte in den Trainings von Barcelona, Foto: Bridgestone

Suzukis völlig neue GSX-RR setzte vor allem beim Handling, gemeinsam mit der Yamaha M1, neue Maßstäbe. Auf mittelschnellen, flüssigen Abschnitten war die Suzuki eine Klasse für sich. Probleme bereitete dafür der Motor. Mit einem Nachteil von gut 20 bis 30 PS gegenüber der Konkurrenz war Suzuki ein gefundenes Fressen für Ducati, Honda und Yamaha. Topspeed-Unterschiede von zehn bis 20 km/h waren an der Tagesordnung. Auch beim Herausbeschleunigen machte sich das PS-Manko bemerkbar, wie Aleix Espargaro in Jerez erstmals öffentlich anprangerte. Die Elektronik der GSX-RR bereitete ebenfalls die eine oder andere Schwierigkeit und verhinderte dadurch bessere Positionen.

Die Highlights

Die stärkste Leistung 2015 lieferte Pol Espargaro beim vierten Saisonrennen in Jerez ab. Schon im FP3 setzte Pol mit der zweitschnellsten Zeit ein Glanzlicht. Im Qualifying fuhr Espargaro auf Startplatz vier - seine beste Qualifikations-Leistung 2015! Nur im Motorland Aragon konnte der Spanier diese Platzierung egalisieren. Im Rennen lag Espargaro nach dem Start auf Rang drei noch vor Valentino Rossi, der ihn jedoch schon in Runde zwei überholte. Auch Cal Crutchlow kämpfte sich noch an Espargaro vorbei, doch der Tech3-Pilot konnte sich bis ins Ziel auf dem fünften Platz behaupten und damit Ducati-Werkspilot Andrea Iannone in Schach halten. Selbstvertrauen holte sich Pol Espargaro jedoch auch abseits der MotoGP durch seinen Sieg bei den Suzuka 8h gemeinsam mit Teamkollege Bradley Smith.

Jerez war Pol Espargaros bestes Wochenende 2015, Foto: Tobias Linke
Jerez war Pol Espargaros bestes Wochenende 2015, Foto: Tobias Linke

Betrachtet man rein die Performance über das gesamte Wochenende, überstrahlt das Barcelona-Wochenende den Rest von Aleix Espargaros Saison. Auf der Heimstrecke der Espargaro-Brüder glänzte der Suzuki-Fahrer mit der Bestzeit im zweiten freien Training sowie zwei dritten Plätzen in der ersten und dritten Session. Der Paukenschlag folgte dann im Qualifying, als Espargaro trotz des PS-Defizits seiner GSX-RR mit einem neuen Rundenrekord zur Pole-Position vor Teamkollege Maverick Vinales fuhr. Getrübt wurde das überragende Wochenende nur durch den Ausfall im Rennen. Sein bestes Rennergebnis der Saison holte Aleix Espargaro als Sechster in Aragon, zudem erzielte er am Freitag in Argentinien in beiden Sessions die Bestzeit.

Die Lowlights

Vor allem im September brachte Pol Espargaro kein Bein auf den Boden. Zwischen den Rennen von Silverstone und Motegi beendete der Tech3-Pilot drei der vier Läufe in diesem Zeitraum vorzeitig. In Großbritannien fuhr Espargaro zwischenzeitlich auf Rang drei, musste nach zwei Ausrutschern jedoch vorzeitig zusammenpacken. Mit der falschen Boxenstrategie verpokerte sich Espargaro beim Chaosrennen von Misano. Zwar kam er in der gleichen Runde wie Rossi, Marc Marquez und Jorge Lorenzo zum ersten Stopp, mit dem zweiten Halt wartete der Spanier jedoch zu lange. Kurz vor Schluss schied Espargaro schließlich aus, das gleiche Schicksal ereilte ihn beim Regenrennen in Motegi.

In Motegi lief es für beide Espargaros schlecht, Foto: Suzuki
In Motegi lief es für beide Espargaros schlecht, Foto: Suzuki

Besonders bitter verlief für Aleix Espargaro das Rennwochenende in Le Mans. Schon in den freien Trainings stürzte der Suzuki-Pilot zwei Mal. Beim zweiten Crash flog er übel per Highsider ab und verletzte sich leicht an der Hand, was ihn aber nicht davon abhielt, im Rennen zu starten. Weit kam Espargaro dort aber nicht. Schon vor dem eigentlichen Start sprang seine Einsatzmaschine nicht an, sodass er das Rennen auf dem Ersatzbike angehen musste. Dieses stellte er aber schon nach zwei Runden an der Box mit Kupplungsproblemen ab. Ein Wochenende zum Abhaken also für Aleix Espargaro.

Statistiken zum Espargaro-Bruderduell 2015

Kat.Pol EspargaroAleix Espargaro
Siege00
Podien00
Beste Platzierung5. (SPA, NED, VAL)6. (ARA)
Ausfälle5 (USA, CAT, GBR, RSM, JPN)3 (FRA, ITA, CAT)
Schnellste Runden00
Punkte114105
Gesamtposition9.11.
Poles01
Erste Reihe03
Bester Startplatz4. (SPA, ARA)1. (CAT)
Trainingsbestzeiten03 (FP1 ARG, FP2 ARG, FP2 CAT)