Ist Jorge Lorenzo ein Nutznießer der Auseinandersetzung zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez? Oder ist er am Ende der große Leidtragende? Einerseits braucht der Spanier einen motivierten Marquez in zumindest einem der beiden Rennen als Puffer auf Rossi, andererseits sollte er es tunlichst vermeiden, in beiden Rennen hinter seinem Landsmann zu landen und somit wichtige Punkte zu verlieren.

Die Aussagen Rossis verurteilte Lorenzo am Freitag in Sepang jedenfalls: "Das war kein kluger Schachzug von Valentino. Er hat genau das, was er Marc jetzt vorwirft, vor einiger Zeit selbst so gemacht, etwa gegen Biaggi oder Gibernau. Er hat immer wieder herumgespielt, das Renntempo verzögert, nur um am Ende wieder anzuziehen und zu gewinnen."

Rossi mit altbekannten Verhaltensmustern

"Es ist seltsam, dass er sich jetzt über etwas aufregt, was er in der Vergangenheit selbst praktiziert hat", so Lorenzo. Überhaupt habe Marquez auf Phillip Island Lorenzo selbst mehr Punkte gekostet als Rossi. "Sein Sieg bedeutete fünf Punkte weniger für mich. Und damit hätte ich es in den letzten beiden Rennen noch selbst in der Hand gehabt."

Lorenzo sieht aber klares taktisches Kalkül hinter Rossis Aussagen. Diese seien keineswegs aus einem spontanen Gefühlsausbruch erfolgt, sondern von langer Hand geplant und am Donnerstag gezielt gesetzt worden. "Wenn Valentino sich für fähig ansehen würde, die beiden noch ausständigen Rennen zu gewinnen, würde er solche Dinge nicht sagen."

"Aber vielleicht hat er jetzt Angst, dass er hier auf dieser Strecke nicht schnell genug ist, mit mir, Marc oder auch Dani kämpfen zu können. Daher sind solche Aussagen Teil seiner Strategie." Rossi hatte Marquez am Donnerstag vorgeworfen, Lorenzo im Titelkampf Schützenhilfe zu geben, da er nach den harten sportlichen Auseinandersetzungen in Argentinien und den Niederladen Rossi den Titel nicht gönnen würde.