Neben ihren Werksteams haben die drei großen Hersteller in der MotoGP - Honda, Yamaha und Ducati - auch Satelliten-Teams, die auf fast gleichwertigem Material unterwegs sind, um Daten sammeln und eventuelle Talente für die Zukunft an den jeweiligen Hersteller zu binden. Während Pramac Ducati, Tech3 Yamaha und LCR Honda in den vergangenen Jahren strauchelten, sieht es in dieser Saison nun vierversprechend aus.

Bradley Smith ist zurzeit der erfolgreichste Satelliten-Pilot, Foto: Milagro
Bradley Smith ist zurzeit der erfolgreichste Satelliten-Pilot, Foto: Milagro

Aufwärtstrend

In den letzten Jahren kam es nur vereinzelt zu wirklich sehendwerten Ergebnissen von Satelliten-Fahrern. Im Jahr 2012 schafften es die damaligen Tech3-Piloten Cal Crutchlow und Andrea Dovizioso acht Mal auf das Podium, wobei der Italiener den Löwenanteil dieser Statistik ausmachte. Von den acht Podien des französischen Teams im Jahr 2012 war es sechsmal Dovizioso und nur zweimal Crutchlow, die den Weg aufs Treppchen schafften. Trotzdem war dies eines der erfolgreichsten Jahre für ein Satelliten-Team in der MotoGP.

Auch Alvaro Bautista konnte für Gresini Honda im Jahr 2012 in Japan und San Marino das Podium erklimmen. Ein Jahr zuvor schafften es die Satelliten-Teams der beiden Hersteller aus Fernost wenigstens einmal auf das Podium. Für einen ansehnlichen Platz in der Gesamtwertung, geschweige denn für einen eventuellen Platz im Titelkampf, reichen diese vereinzelten Lichtblicke jedoch nur selten. In diesem Jahr hat sich die Lage verändert, denn jedes der drei großen Werke hat einen Satelliten-Piloten, der in diesem Jahr gute Leistungen zeigt.

Bei Ducati sieht es in Sachen Satelliten-Podien etwas anders aus. Da das Werksteam in den letzten Jahren mit argen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, sieht die Statistik der Satelliten-Bikes ähnlich aus. Toni Elias war beim Brünn GP im Jahr 2008 der letzte Fahrer vor dieser Saison, der es mit der Satelliten-Ducati auf das Podium schaffte. Der letzte Sieg eines Satelliten-Fahrers liegt jedoch noch zwei weitere Jahre zurück. Beim Portugal-Rennen in Estoril erkämpfte sich Elias den Sieg um 0,002 Sekunden vor Valentino Rossi.

Während es bei seinem Heim GP in Silverstone weniger gut lief, schaffte es Bradley Smith in Misano aufs Treppchen, Foto: Milagro
Während es bei seinem Heim GP in Silverstone weniger gut lief, schaffte es Bradley Smith in Misano aufs Treppchen, Foto: Milagro

Yamahas Hoffnung: Bradley Smith

Der im Moment stärkste Satelliten-Fahrer ist mit Sicherheit Bradley Smith. Nach einigen Schwierigkeiten in den letzten Jahren zeigt der Brite seit Saisonbeginn konstante Leistungen, die in dem zweiten Platz im Chaos-Rennen von Misano gipfelten. Kein einziges Mal beendete der 24-Jährige im Jahr 2015 ein Rennen außerhalb der Top 10, die schlechteste Platzierung waren zwei achte Plätze beim Saisonauftakt in Katar und Jerez de la Frontera.

Im letzten Jahr fiel Smith eher durch Ausfälle auf, aber auch durch einen dritten Platz auf Phillip Island. Der Brite war also schon immer in der Lage, gute Ergebnisse zu erzielen, nur an Konstanz hat es ihm bisher gemangelt. Nun scheint sich dieses Problem von selbst erledigt zu haben, denn Smith ist mit seinem fünften Rang in der Gesamtwertung bester Satelliten-Pilot. Hinter ihm folgen mit Dovizioso und Dani Pedrosa zwei Werksfahrer, erst dann folgt der nächste Satelliten-Fahrer Danilo Petrucci. Seinen Teamkollegen Pol Espargaro lässt Smith sogar ganze vier Plätze hinter sich. Im vergangenen Jahr sah dies noch anders aus. Der jüngere Espargaro landete noch vor dem großen Bruder Aleix und Smith auf Rang sechs. Die Sterne stehen also günstig für Smith.

In Silverstone durfte sich Danilo Petrucci zum ersten Mal für ein MotoGP-Podium selbst feiern, Foto: Milagro
In Silverstone durfte sich Danilo Petrucci zum ersten Mal für ein MotoGP-Podium selbst feiern, Foto: Milagro

Die Überraschung von Silverstone: Danilo Petrucci

Wohl kaum jemand im Silverstone-Fahrerlager hätte darauf gesetzt, dass Pramac-Fahrer Danilo Petrucci ein Kandidat für das Podium im Regen sein könnte. Am allerwenigsten Petrucci selbst, wie er nach dem Rennen in der Pressekonferenz bildlich beschrieb. Fakt ist jedoch, dass der Italiener sich seitdem konstant hält. Im vergangenen Jahr beendete er die Weltmeisterschaft auf Rang 20, damals allerdings noch auf einer Aprilia ART.

Mit seinem Wechsel zu Ducati schaffte es Petrucci bisher um ganze 13 Plätze nach vorne, auf Position acht in der Gesamtwertung. Damit liegt er zwar hinter den beiden Werks-Ducatis Andrea Iannone und Dovizioso, aber Pramac-Teamkollege Yonny Hernandez liegt klar hinter ihm und wird zur Saison 2016 aufgrund mangelnder Leistungen ersetzt. An Petrucci wird das Team jedoch weiterhin festhalten, denn nach seinem Podium in Großbritannien schaffte es der 24-Jährige zuletzt in Misano auf den sechsten Platz.

Hinter Valentino Rossi und Andrea Dovizioso sicherte sich Cal Crutchlow in Argentinien sein bisher einziges Podium der Saison, Foto: Monster
Hinter Valentino Rossi und Andrea Dovizioso sicherte sich Cal Crutchlow in Argentinien sein bisher einziges Podium der Saison, Foto: Monster

Doppelte Chancen für Honda: Cal Crutchlow & Scott Redding

Doppelt hält besser. So oder so ähnlich scheint man bei Honda gedacht zu haben, denn der japanische Hersteller hat gleich zwei Teams, in denen Satelliten-Fahrer an den Start gehen. Cal Crutchlow bewegt die Werks-Honda im LCR-Team von Lucio Cecchinello, während Teamkollege Jack Miller mit der Open-Maschine erste Erfahrungen in der MotoGP sammeln muss. Bei Marc VDS pilotiert Scott Redding die Honda RC213V.

Die beiden Briten spielen, was gute Ergebnisse angeht, in diesem Jahr Bäumchen wechsle dich. Während Crutchlow zu Beginn der Saison stark erschien und sich in Argentinien sogar ein Podium sichern konnte, stürzte er in Le Mans, Mugello und Barcelona gleich dreimal hintereinander. Drei Nuller auf dem Konto, der teaminterne Abschuss durch Miller und der Ausfall in Brünn gar nicht mitgerechnet. Obwohl Crutchlow so vielversprechend in seine nunmehr fünfte MotoGP-Saison startete, muss der 29-Jährige nun nachlegen, wenn er seinen Platz als beste Satelliten-Honda halten will.

Auch Scott Redding schaffte es in Misano zum ersten Mal auf ein Königsklassen-Podium, Foto: Marc VDS
Auch Scott Redding schaffte es in Misano zum ersten Mal auf ein Königsklassen-Podium, Foto: Marc VDS

Redding liegt momentan zwar immer noch drei Plätze hinter ihm auf Rang 13, aber während Crutchlow seine beste Form zu Saisonbeginn hatte, blühte sein Landsmann erst zur Mitte der Saison auf. Zuletzt schaffte Redding es trotz eines frühen Sturzes in Misano aufs Podium. Beendet hat der 22-Jährige nur die Rennen in Austin, Le Mans und auf dem Sachsenring nicht, Marken-Konkurrent Crutchlow hat zwei Ausfälle mehr auf dem Konto.

Jedoch ist der Brite noch zu sehr MotoGP-Neuling, als das er mit Crutchlows Erfahrung mithalten könnte. Die Saison 2015 ist immerhin erst das zweite Jahr in der Königsklasse für Redding. Doch auch ohne Erfahrung schlug Redding seinen Landsmann Crutchlow im letzten Jahr. Der jüngere Pilot wurde in seiner Rookie-Saison auf der Open-Honda Zwölfter, Crutchlow kämpfte mit der von ihm verhassten Werks-Ducati einen Rang dahinter. Bisher sieht in diesem für Crutchlow allerdings besser aus. Vorausgesetzt, der Mann aus Coventry steigert seine Leistungen wieder.