"Ich gebe zu, das war eine völlig verrückte Entscheidung", gestand Bradley Smith eines der größten strategischen Wagnisse der Motorsportgeschichte ein. Der Engländer feierte seinen zweiten Podiumsplatz mit einer Herangehensweise, die nur mit Wahnsinn zu beschreiben ist. Niemand hätte in Runde 13 auch nur einen Pfifferling auf den Mann aus Oxford gesetzt, als er Slickreifen fahrend auf regennasser Fahrbahn auf dem 21. Rang lag. Als einziger Fahrer fuhr er das komplette Rennen auf einem Reifensatz durch und profitierte von vielen zu späten Wechseln der Gegner auf das Trockenbike.
Eigentlich kam diese verrückte Strategie durch einen eigenen Fehler zustande: "Ich habe es verpasst, an die Box zu kommen, als Rossi, Lorenzo und Marquez reingekommen sind", gab der 24-Jährige zu. "Ich war dann zwei Runden zu spät dran und habe gesehen, dass der Regen etwas weniger wurde. Da habe ich den Entschluss gefasst, mit Slicks weiterzufahren." Es folgten die schwierigsten Runden seiner Karriere.
Auf den Trockenreifen konnte er sich kaum auf der Strecke halten. "Das war furchterregend. In einer Runde bin ich eine Zeit von 2:18 Minuten gefahren und wäre beinahe in Turn 10 mit einem Highsider abgestiegen. Der Grip war nicht so schlimm wie befürchtet, aber es war trotzdem schwierig. In der 2:18er-Runde dachte ich, dass das einfach nur noch bescheuert ist." Zu diesem Zeitpunkt lag er auf dem 21. Platz, alle vor ihm hatten bereits das Motorrad gewechselt und keiner rechnete damit, dass Smith seine unglaublich konstante Serie halten könnte. Bislang war er in jedem Rennenzwischen den Plätzen fünf und acht ins Ziel gekommen.
Die große Wende bei Rennhälfte
Tatsächlich riss die Serie, aber auf eine völlig andere Art und Weise als jeder zu diesem Zeitpunkt es erwartet hätte. Die Strecke trocknete wieder ab und die Konkurrenten zauderten, wieder auf Slicks zu wechseln. "Ich wusste, dass es schnell trocken würde [sobald der Regen aufhört], weil noch viel Hitze im Asphalt gespeichert war." Als die Gegner das Motorrad zum zweiten Mal wechseln, wurde er immer weiter nach vorn gespült, bis nur noch Marc Marquez vor ihm war.
Während die Konkurrenz sich vom Nass-Bike erst wieder auf die Trockeneinstellungen umgewöhnen musste, war Smith schon voll im Rhythmus drin. Zwischenzeitlich fuhr er zwei Sekunden schneller als der Spitzenreiter, der aber bald in den Groove kam. "Ich habe hart gepusht, aber Marc hat den Abstand schnell gemanagt." Doch auch so konnte er sich freuen, schließlich habe er selbst nie und nimmer mehr mit einem Podiumsplatz gerechnet, als er im Regen um die Strecke bummelte, fügte er hinzu. So holte er das beste Ergebnis seiner MotoGP-Karriere. "Gott belohnt die Mutigen", so sein Fazit.
Der heimliche Star der Vorstellung ist die Yamaha M1, die es ihm erlaubte, die kritische Phase zu überstehen. "Die M1 ist ein wirklich freundliches Motorrad", lobte Bradley Smith. Bei sich selbst sieht er immer mehr Verbesserungen: "Ich habe in meinen ersten 18 Monaten in der MotoGP keinen guten Job gemacht, aber jetzt verbessere ich mich in jedem Rennen. Dieses Jahr habe ich mein wahres Potenzial gezeigt." Tech 3 sei für ihn weiterhin der beste Ort, fügte er hinzu. Smith ist bereits vor Großbritannien für das Team von Herve Poncharal im kommenden Jahr bestätigt worden.
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