Es hätte die Vorentscheidung im Kampf um den MotoGP-Weltmeistertitel 2015 sein können. Jorge Lorenzo stürzte in der 21. Runde des Grand Prix von San Marino bei hoher Geschwindigkeit in Kurve 15 und überschlug sich mehrmals im Kies, ehe er leicht benommen die Auslaufzonen auf eigenen Beinen verlassen konnte. Direkt nach dem Crash ging es für Lorenzo, der in den ersten Sekunden nach dem Abflug mit Sehstörungen zu kämpfen hatte, in das Medical Center. Er hatte starke Schmerzen in seiner rechten Hand und ließ sich von den erfahrenen Medizinern untersuchen.

Bald folgte die Entwarnung für den Mallorquiner. Keinerlei Brüche in seiner Hand, lediglich ein paar Prellungen und Zerrungen. Nun gab Lorenzo Auskunft über seinen aktuellen Gesundheitszustand. "Meine Hand hat sich noch nicht völlig erholt. Ich habe immer noch etwas Schmerzen. Auch die Hüfte und mein Nacken sind durch die Wucht des Aufpralls noch ein bisschen angeschlagen. Das Wichtigste ist aber, dass ich mich nicht schwerer verletzt habe", meinte er im Gespräch mit der offiziellen Seite der MotoGP.

So kann sich Lorenzo bereits wieder auf das nächste Rennwochenende in knapp zwei Wochen in Aragon konzentrieren. "Ich werde in Aragon zu 100 Prozent einsatzfähig sein", verspricht er. Das vorletzte Saisonrennen in seiner Heimat Spanien könnte für Lorenzo eine der besten Chancen sein, um den Rückstand von 23 Zählern auf Valentino Rossi in der Weltmeisterschaft deutlich zu verkleinern, wie er auch selbst glaubt: "Aragon war in den letzten Jahren nicht die beste Strecke für Valentino. Er hatte dort immer Probleme."

Weißer Fleck auf Rossis Landkarte

Tatsächlich ist die Strecke in Alcaniz, die sich seit 2010 im MotoGP-Kalender der einzige aktuelle Austragungsort neben Austin, an dem Rossi noch nie gewinnen konnte. Lorenzo kommt hingegen als Vorjahressieger ins Motorland Aragon, wo er und Rossi 2015 bereits fleißig Kilometer gesammelt haben. Auch da hatte der WM-Zweite stets die Nase vorne, wie er stolz verrät: "In den zwei Tests die wir in diesem Jahr dort hatten, war ich jedes Mal klar schneller als er."

Bei 23 Punkten Rückstand auf Rossi in der Weltmeisterschaft und noch fünf zu fahrenden Rennen kann Lorenzo nach wie vor aus eigener Kraft seinen dritten MotoGP-Titel holen. Er hofft aber bereits in Aragon auf kräftige Schützenhilfe: "Marc und Dani werden sicherlich sehr schnell sein und vielleicht auch Iannone auf der Ducati. Hoffentlich können sie mir helfen, ein paar Punkte in der Weltmeisterschaft gutzumachen."

Lorenzo muss 'nur' alle ausstehenden Rennen gewinnen, Foto: Milagro
Lorenzo muss 'nur' alle ausstehenden Rennen gewinnen, Foto: Milagro

Lorenzos Wunsch ist durchaus verständlich, denn so schwach Rossis Bilanz in Aragon mit bisher erst einer Podiumsplatzierung ausfällt, so stark ist der Altmeister an den beiden Rennwochenenden in Malaysia und Australien einzuschätzen, die nach dem Gastspiel in Japan das Übersee-Triple bilden. In Sepang konnte Rossi schon sechs Mal gewinnen, auf Phillip Island siegte er bisher gar acht Mal. "Das sind natürlich zwei Strecken, auf denen Valentino in der Vergangenheit immer schnell war", muss Lorenzo erkennen.

Dennoch vertraut er auf sein Können. "Ich muss einfach meine gute Form und mein tolles Gefühl mit dem Motorrad im Trockenen mitnehmen. Wenn es nicht regnet, ist unser Speed fantastisch. Wir sind konkurrenzfähig genug um auf allen Strecken um den Sieg zu kämpfen, nicht nur auf meinen Lieblingskursen", richtet Lorenzo eine Kampfansage in Richtung seines Weltmeisterschaftsrivalen Rossi.