2012 entschied Max Biaggi die Superbike-Weltmeisterschaft ein zweites Mal nach 2010 für sich. Mit nur einem halben Punkt Vorsprung auf Tom Sykes setzte er sich durch und beendete daraufhin seine Karriere als aktiver Rennfahrer. Vor den zwei WM-Titel bei den Superbikes hatte sich Biaggi von 1994 bis 1997 bereits vier Mal in Serie zum Weltmeister in der Klasse bis 250ccm gekrönt und gilt somit als einer der erfolgreichsten italienischen Motorradpiloten der Geschichte. Wenig verwunderlich, dass sein sensationelles Comeback mit einer Wildcard für Aprilia am kommenden Wochenende nicht nur bei den Fans des Sports, sondern auch bei seinen ehemaligen Gegnern oder Weggefährten für Aufsehen sorgt.

"Es wird sicherlich interessant", schmunzelte Valentino Rossi am vergangen Wochenende in Barcelona. Er und Biaggi waren sich während ihrer gemeinsamen Zeit in der MotoGP öfter als nur einmal in die Haare gekommen. Beim Saisonauftakt in Suzuka 2001 versuchte Biaggi Rossi von der Strecke zu drängen, der sich wiederum revanchierte, indem er ihm wenig später den Mittelfinger zeigt. Fünf Rennen später eskalierte der Konflikt zwischen den beiden Landsmännern endgültig und es kam auf dem Weg zur Podiumszeremonie nach dem Katalonien-Grand-Prix zu Handgreiflichkeiten, Biaggi trug sogar ein Cut über dem Auge davon.

Das Verhältnis zwischen den beiden Italienern war stets frostig, Foto: Milagro
Das Verhältnis zwischen den beiden Italienern war stets frostig, Foto: Milagro

Heute, gut 14 Jahre später, ist diese Auseinandersetzung aber fast vergessen. "Max hat wohl schon länger darüber nachgedacht, weil er ja auch Testfahrer bei Aprilia ist. Wenn man körperlich und mental in einer guten Verfassung ist, dann kann man nur sehr schwer mit dem Rennsport aufhören. Ich gehe davon aus, dass seine Rundenzeiten gut sind. Er wird versuchen, im Spitzenfeld zu landen", schätzt Rossi seinen ehemaligen Rivalen ein. Da das Rennen in Misano nur wenige Kilometer von Rossis Wohnort Tavullia entfernt liegt, könnte er Biaggi sogar einen Besuch abstatten. "Ich werde mir die Rennen sicherlich im Fernsehen ansehen oder vielleicht sogar nach Misano fahren."

Lorenzo lobt Biaggis Feuer

Eine völlig andere Beziehung verbindet Biaggi mit Rossis Yamaha-Teamkollegen Jorge Lorenzo. Sie sind eng befreundet. "Max liebt den Motorradsport einfach, deshalb war es für ihn nicht einfach, sich zurückzuziehen. Er ist aber immer viel Supermoto gefahren und hat auch körperlich trainiert. Er ist zwar 44 Jahre alt, aber er wirkt deutlich jünger, auch mental. Er ist immer noch motiviert, um zu testen und Rennen zu fahren", weiß Lorenzo. Er traut seinem Freund viel zu: "Ich denke, wenn Troy Bayliss in Phillip Island dieses Jahr so stark war, kann auch Max in Misano ein gutes Ergebnis einfahren."

Biaggi besucht Lorenzo immer wieder bei MotoGP-Rennen, Foto: Milagro
Biaggi besucht Lorenzo immer wieder bei MotoGP-Rennen, Foto: Milagro

Die Karrierewege von Biaggi und Marc Marquez kreuzten sich nicht mehr. Als der amtierende MotoGP-Champion 2008 in die Motorrad-Weltmeisterschaft kam, bestritt Biaggi bereits seine zweite Saison bei den Superbikes. "Ich glaube, dass das eine wirklich tolle Sache für die Superbike-Weltmeisterschaft ist", schätze Marquez den Wert Biaggis für die WSBK ein. "Max ist immerhin ein Weltmeister." Er gab aber auch mögliche Schwierigkeiten bei der Rückkehr zu bedenken: "Ich bin schon gespannt, auf welchem Niveau er ist. Normalerweise, wenn ein Fahrer so ein Comeback gewagt hat, war es nicht sehr erfolgreich. Ich wünsche ihm aber das Allerbeste. Er ist ein großartiger Pilot und kann mit seinem Fahrstil wohl ziemlich schnell sein."