Valentino Rossi muss zittern: Nach zwei Trainings in Barcelona liegt der Yamaha-Pilot außerhalb der Top-10. 0,013 Sekunden trennen den Italiener von Rang zehn und damit der sicheren Qualifikation für das zweite Qualifying-Segment am Samstag. "Ich bin ein bisschen besorgt, denn meine Position ist nicht gerade fantastisch. Wegen eines Hauchs bin ich außerhalb der Top-10", erklärte Rossi am Freitagabend. Grund waren laut Rossi die plötzlichen Zeitenattacken einiger Konkurrenten.

Theoretisch hat der neunfache Weltmeister am Samstag im dritten Training noch die Möglichkeit, direkt in Q2 einzuziehen. Allerdings macht Rossi die Wettervorhersage Sorgen. Sollte es regnen, oder die Strecke von der Nacht noch etwas feucht sein, dürfte der Zug für den Yamaha-Mann abgefahren sein. Damit müsste er durch Q1, keine einfache Aufgabe, wie erst zuletzt in Mugello Marc Marquez demonstrierte. "Ich hoffe morgen Früh auf gute Bedingungen, damit ich meine Position noch verbessern kann und in die Top-10 komme", führte Rossi an.

Foto: Tobias Linke
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Herkulesaufgabe Qualifying

Selbst mit der Direktqualifikation für Q2 wartet auf den WM-Führenden eine schwierige Aufgabe. Durschnittlich lag Rossi 2015 auf Startplatz sieben. Lediglich in den USA gelang ihm mit Rang vier im Qualifying ein Ausreißer nach oben. "Ich muss an mir und meinem Fahrstil arbeiten, aber auf eine Runde war ich noch nie besonders schnell", gab er ehrlich zu. In den letzten drei Rennen hatte der Italiener zudem mit der Balance und dem Setup seines Bikes zu kämpfen. Nun sieht er sich und Yamaha durch einige Verbesserungen auf dem richtigen Weg. "Ich hoffe, dass ich morgen mit einem besseren Gefühl auf dem Motorrad auch konkurrenzfähiger sein werde."

Verbesserungen bei Yamaha auf der einen Seite, die weichen Reifen der Konkurrenz von Suzuki und Ducati auf der anderen. Beide Teams liegen nach dem Freitag sicher in den Top-10 und werden auch am Samstag auf die Trumpfkarte der weichen Pneus im Qualifying setzen. "Es wird morgen sehr hart, eine gute Startposition herauszufahren, denn viele Bikes sind sehr schnell besonders auf eine Runde", erinnerte Rossi. "Die weichen Reifen helfen sehr viel, vor allem den Suzukis und den Ducatis." Aus diesem Grund rechnet der Italiener mit einem schwierigen Qualifying.

Foto: Yamaha
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So auch Teamkollege Jorge Lorenzo. Der Spanier blieb bei seinem Heimrennen 0,876 Sekunden hinter der Bestzeit zurück und war damit die beste Yamaha. "Die Pace der Yamahas - abgesehen von meiner - ist hier im Moment nicht großartig", gab der zweifache Weltmeister ohne Umschweife zu. Aber auch er selbst sieht sich mit seinem Bike noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen. Am Samstag will Lorenzo durch einige Verbesserungen noch ein oder zwei Zehntel aus seiner Yamaha kitzeln.

Ob das am Ende aber gegen die starke Konkurrenz reicht, vermochte er nicht zu sagen: "Wir müssen abwarten, wie stark wir das Bike verbessern können - normalerweise gelingt uns auch auf eine Runde nochmals ein Sprung", hoffte er. Wie Rossi erwartet Lorenzo ein enges Qualifying mit starken Suzukis und Ducatis. "Mein Ziel ist die erste Reihe, aber es wird wahrscheinlich die zweite werden. Beides wäre gut, wobei die erste Reihe in den ersten Rennrunden natürlich vieles einfacher machen würde."

Potenzial fürs Rennen

Eine gute Startposition ist umso wichtiger, da Yamaha die Stärken der Maschine im Rennen ausspielen kann. Sowohl Rossi als auch Lorenzo machten am Freitagnachmittag große Fortschritte im Bereich der Balance und des Setups. "Wir müssen an der Balance und an den Reifen noch arbeiten, um das Bremsen zu verbessern, aber die Pace ist gut", konstatierte der neunfache Weltmeister. "Wir haben am Nachmittag das Bike aber klar verbessert."

Lorenzo arbeitete an den bereits zuvor bekannten Baustellen bei Yamaha. Durch den mangelnden Grip in Barcelona haperte es an der Stabilität seiner Maschine. "Jeder hatte ein bisschen Probleme. Wir mussten einiges an Arbeit hineinstecken, aber jetzt hatte ich die Stabilität, um auf meinem letzten Run mit sehr alten Reifen eine 42.5 zu fahren", schilderte er die Longrun-Arbeit für das Rennen. Viele andere Piloten zogen in den Schlussminuten nochmal einen frischen Hinterreifen auf und verbesserten sich um rund eine Sekunde. Genau darauf verzichtete Lorenzo bewusst, um an der Rennpace zu arbeiten, womit er seinen siebten Platz in der kombinierten Zeitenliste rechtfertigte.