Die Favoritenrollen sind verteilt, die Ausgangslage ist klar: Marc Marquez und Repsol Honda greifen auch 2015 wieder nach den MotoGP-Weltmeistertiteln bei Fahrern und Konstrukteuren - und das scheinbar unaufhaltsam. Nicht nur die Vorsaison, sondern vor allem die Wintertestfahrten 2015 offenbarten den teilweise gar gigantischen Leistungsvorsprung von Mensch (Marquez) und Maschine (RC213V). Der Hattrick der Doppel-Weltmeisterschaft ist Hondas erklärtes Ziel. Momentan spricht wahrlich wenig dagegen, wie Motorsport-Magazin.com beweist…

Die Fahrer

Marc Marquez: Der Ausnahmefahrer schlechthin ist auch 2015 wieder das Aushängeschild Repsol Hondas und heißester Anwärter auf den WM-Titel sowie weitere unzählige Einträge in die Geschichtsbücher. Im dritten Jahr in der Königsklasse der Motorrad-Weltmeisterschaft könnte sich Marquez 2015 zum dritten Mal die Krone aufsetzen, wäre somit bereits im Alter von dann 23 Jahren nicht mehr aus der Ruhmeshalle der MotoGP wegzudenken.

Marc Marquez hat ob exzellenter Aussichten für die Saison 2015 wahrlich gut lachen, Foto: Milagro
Marc Marquez hat ob exzellenter Aussichten für die Saison 2015 wahrlich gut lachen, Foto: Milagro

Das draufgängerische Ausnahmetalent Marquez weist nahezu keine Schwächen auf. Ob auf eine schnelle Runde, im Longrun, im beinharten Zweikampf, bei der Fahrt von der Spitze weg oder in der (seltenen) Verfolgerrolle: Der dauerlachende Spanier findet immer einen Weg, die Messlatte in noch schwindelerregendere Höhen zu legen. Unabhängig von Streckenlayout und Witterungsbedingungen ist Marquez bei jedem Qualifying und bei jedem Rennen zumindest auf dem Papier Favorit.

Eigene Fehler und Verletzungen ausgeschlossen bedarf es auch 2015 wieder außergewöhnlicher Leistungen der zugegebenermaßen auch außergewöhnlich starken Konkurrenz an der Spitze des MotoGP-Feldes, um Marquez zu bewingen. Kann der Spanier seine eigene Traumsaison 2014 mit 13 Siegen, 13 Pole Positions und dem Weltmeistertitel noch einmal überbieten? Wir lassen uns überraschen...

Dani Pedrosa: Das traurige Schicksal des Dani Pedrosa könnte sich in der Saison 2015 bereits zum neunten Mal wiederholen. Der dreifache Weltmeister der kleineren Klassen der Motorrad-Straßen-Weltmeisterschaft jagt auch in der zehnten Saison im Oberhaus weiter seinem ersten 'richtigen' WM-Titel hinterher.

Pedrosa ist als Teil der 'Großen Vier' an guten Tagen definitiv zu allem fähig, ließ in den letzten beiden Jahren jedoch die Konstanz früherer Jahre vermissen. Gegen die Elite um Teamkollege Marquez sowie das Yamaha-Duo Valentino Rossi und Jorge Lorenzo muss für Pedrosa zumindest gefühlt alles zu seinen Gunsten laufen, will er im Kampf um Siege und vielleicht gar noch mehr bestehen.

Dani Pedrosa will 2015 endlich wieder an alte Erfolge anknüpfen, Foto: Repsol Honda
Dani Pedrosa will 2015 endlich wieder an alte Erfolge anknüpfen, Foto: Repsol Honda

Vor allem beim Start sowie mit vollem Tank zu Rennbeginn offenbarte der kleine Katalane massive Schwächen, die nicht selten bereits vorzeitig über sein Rennschicksal bestimmten. Trotz zehn Podien 2014 inklusive des Sieges in Brünn, der Marquez' Wahnsinnsserie von zehn Erfolgen zu Beginn der Saison unterbrach, musste Pedrosa vor allem in der zweiten Saisonhälfte gegenüber dem Spitzentrio abreißen lassen.

Bleibt Pedrosa verletzungsfrei und konserviert seine jüngst zu selten gezeigte Topform, kann mit ein paar Erfolgen des Spaniers durchaus gerechnet werden. Hinter einem ernsthaften Angriff auf den WM-Titel stehen jedoch mehr denn je viele und große Fragezeichen...

Das Motorrad

Auf den ersten Blick gilt die RC213V als Wunderwaffe, als das klar stärkste Paket im Feld. Vor allem hinsichtlich der Elektronik, auf der Bremse und am Kurvenein- und -ausgang zeigt Honda der Konkurrenz von Yamaha und Ducati regelmäßig die lange Nase. Zudem gehen die Rennmaschinen von Marquez und Pedrosa höchst pfleglich mit den Reifen um, was sich gegen Ende der Grand Prix´ meist in deutlichen Vorteilen gegenüber der Kontrahenten manifestierte.

Jedoch ist auch bei Honda längst nicht alles Gold, was glänzt. So attestierte Shuhei Nakamoto Yamahas M1 eine deutlich bessere Fahrbarkeit. Während Ausnahmetalent Marquez dieses Defizit mit seinem außergewöhnlichen Können konstant zu überspielen scheint, könnte dieser Umstand durchaus Pedrosas steigende Schwierigkeiten hinsichtlich einer konstanten Rennperformance erklären.

Eine perfekte Liaison: Marc Marquez mit Hondas Wunderwaffe RC213V, Foto: Honda
Eine perfekte Liaison: Marc Marquez mit Hondas Wunderwaffe RC213V, Foto: Honda

Auch in Sachen Kurvengeschwindigkeit forderte Marquez bereits mehrfach Verbesserungen. Bei den jüngsten Tests in Katar schien die RC213V hinter der Desmosedici GP15 zurückzuliegen - und somit erstmals seit langem nicht das beste Bike gewesen zu sein.

Das Team

Repsol Honda gilt als das Erfolgspuzzle schlechthin. Hondas überragende und überlegene Technik paart sich quasi unter einem Dach mit dem Knowhow des Treibstoffgiganten Repsol, was die Entwicklung der Rennmaschinen bislang auf ein völlig neues Level gehoben hat. Das Team verfügt über ein scheinbar endloses Budget, hinzu kommt eine Mentalität der absoluten Erfolgs-Maxime.

HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto und Teamchef Livio Suppo dulden keine Niederlagen, was sich bei Repsol Honda allgegenwärtig äußert. Auch in Zeiten des überschwänglichen Erfolges bleiben die Zahnräder beim Team niemals stehen, was sich zumindest jüngst in anhaltender Dominanz widerspiegelte. Alleine schon, dass das Team den zweifachen Ex-Weltmeister Casey Stoner kostspielig für Testarbeiten einspannt, spricht mehr als nur Bände…

Marc Marquez lebt den Geist des Teams perfekt aus und ist damit das ideale Zugpferd. Trotz WM-Titels in seiner Rookie-Saison tauschte er kurzerhand seine Crew gegen seine langjährigen Weggefährten aus, was ihn und das Team letztlich auf ein nie dagewesenes Level brachte. Die Mentalität der Perfektion ist eine der stärksten Waffen des Rennstalls.

Das Erfolgs-Team schlechthin: Repsol Honda, Foto: Repsol Honda
Das Erfolgs-Team schlechthin: Repsol Honda, Foto: Repsol Honda

Die Kundenteams

LCR Honda: Cal Crutchlow schien bei den Testfahrten auf dem Honda-Satelliten-Bike wieder zu alter Stärke zurückgefunden zu haben - zumindest was den Speed auf eine Runde betrifft. Zwar gilt es für LCR noch einige Kinderkrankheiten an der Maschine auszumerzen, jedoch offenbarte das Team bislang vielversprechendes Potential.

Crutchlow scheint motiviert und erpicht darauf, sein Horror-Jahr bei Ducati vergessen zu machen. Im Normalfall sollten LCR und Crutchlow deutlich besser abschneiden als 2014. Jack Miller musste nach seinem Aufstieg aus der Moto3 auf dem Production Racer Hondas trotz permanenter Steigerungen bislang mächtig Lehrgeld zahlen. Obwohl Miller über großes Potential verfügt, darf er sich auf eine schwierige erste Saison in der Zweirad-Königsklasse einstellen.

Marc VDS Racing: Scott Redding ist dem Ziel seiner Träume bereits einen Schritt nähergekommen. Nach einem soliden ersten MotoGP-Jahr auf dem Honda Production Racer pilotiert der Engländer für Neueinsteiger Marc VDS Racing 2015 eine Satelliten-Honda. Redding ist hochtalentiert und verfügt über reichlich Potential - zumindest bei den Testfahrten gelang es ihm jedoch noch nicht, auf Crutchlows Niveau und somit in der Spitze mitzufahren. Dennoch dürfen ihm gute bis sehr gute Ergebnisse durchaus zugetraut werden.

Scott Redding will auf der Satelliten-Honda 2015 mächtig Gas geben, Foto: Milagro
Scott Redding will auf der Satelliten-Honda 2015 mächtig Gas geben, Foto: Milagro

Aspar, Cardion AB: Der Honda Production Racer entpuppte sich in der abgelaufenen Saison nur als zweite Wahl bei den Open-Bikes, zeigte hinsichtlich der Performance doch einige Defizite gegenüber den Yamaha-Maschinen. Für Aspar mit Nicky Hayden (Leon Camier), Hiroshi Aoyama und Cardion AB mit Karel Abraham entpuppte sich jede Fahrt in die Top-15 und somit in die Punkteränge als harter Kampf. Lediglich bei Chaos-Rennen trumpfte Aspar als Abstauber auf. Auch 2015 wird es wohl eine harte Saison…

Die Prognose

Motorsport-Magazin.com meint: Stand jetzt wäre alles andere als eine doppelte Titelverteidigung für Repsol Honda und Marc Marquez eine faustdicke Überraschung. Das Team hat definitiv seine Hausaufgaben gemacht und stellt dem Ausnahmefahrer einmal mehr Arbeitsgerät und Infrastruktur zur Verfügung, sein gigantisches Potential auf der Strecke voll ausschöpfen zu können.

Obwohl die Konkurrenz nicht schläft und ebenfalls berechtigte Ansprüche auf Rennsiege und WM-Chancen stellt, muss sie erst beweisen, dass sie die Kombination Marquez-Honda ernsthaft und dauerhaft gefährden kann. Dani Pedrosa zeigte bei den ersten Sepang-Tests groß auf, ließ in der Folge jedoch die Konkurrenz kaum erschaudern. Für ihn bleibt zu hoffen, dass mit dem Katar-Wochenende der Knoten platzt. In Bestform und mit mehr Konstanz ist Pedrosa vieles bis alles zuzutrauen…