Ducati sorgt im MotoGP-Paddock weiter für Überraschungen. Nach den verblüffend starken Leistungen bei den Testfahrten in Sepang und der Bestzeit durch Andrea Iannone an Tag eins in Katar zog man am Sonntag mit einer ungewöhnlichen Verkleidung die Blicke auf sich. An der Desmosedici GP15 wurden seitlich keine Flügel oder Winglets, wie sie ihm aerodynamischen Fachjargon heißen, montiert. Doch welche Erwartungen steckt man bei Ducati in diesen Versuch?

Schon 2010 experimentierte Ducati mit Winglets, Foto: Milagro
Schon 2010 experimentierte Ducati mit Winglets, Foto: Milagro

"Das Ziel ist, den Abtrieb zu erhöhen", erklärt Konstrukteur Gigi Dall'Igna. Die GP15 soll durch die Winglets stärker auf die Fahrbahn gepresst werden und das Vorderrad so weniger leicht den Kontakt zum Asphalt verlieren. Die Winglets erfüllen nun somit eine ganz andere Aufgabe, als das bei ihrem letzten Einsatz an einer Ducati der Fall war. 2010 baute man derartige Teile an die Kundenmaschine von Karel Abraham, um eine bessere Kühlung zu ermöglichen. "Das System ist jetzt völlig anders als in der Vergangenheit", bestätigt Dall'Igna.

Zu viel hineininterpretiert wollte der Technikguru in seine neueste Entwicklung trotz der von Andrea Dovizioso damit erzielten Samstags-Bestzeit nicht wissen: "Wir haben heute an der Verkleidung einfach mal etwas Neues versucht. Es war wirklich nur ein Experiment um Daten zu sammeln. Zu 99 Prozent können wir das System nicht im Rennen nutzen." Wo die Gründe dafür liegen, bleibt vorerst Dall'Ignas Geheimnis.

Spitzenreiter Dovizioso, der alle seine Runden auf der härteren Reifenmischung absolvierte und mit seiner Bestzeit von 1:54.907 Minuten mehr als zwei Zehntel unter dem Rundenrekord lag, zeigte sich mit dem Verhalten der GP15 jedenfalls sehr zufrieden. "Wir waren den ganzen Tag über konstant schnell und sind sowohl mit neuen als auch gebrauchten Reifen konkurrenzfähig. Ich bin eine halbe Runde lang hinter Marquez gefahren. Er ist sehr schnell und vielleicht etwas konstanter als wir, aber ich konnte ihm folgen", freute sich der Italiener.

Stolz präsentiert Dovizioso die Verkleidung mit Winglets, Foto: Ducati
Stolz präsentiert Dovizioso die Verkleidung mit Winglets, Foto: Ducati

Wie Dall'Igna, der bei Ducati aufgrund des noch frühen Entwicklungsstandes der GP15 eine Menge verbleibende Arbeit sieht, war auch Dovizioso noch nicht restlos glücklich. "In einigen Bereichen, wie der Stabilität beim Anbremsen, müssen wir uns immer noch verbessern. Auch beim Herausbeschleunigen aus den Kurven bewegt sich das Bike am Anfang zu viel", verriet er. "Das sind aber alles nur Kleinigkeiten in unterschiedlichen Bereichen. So macht die Arbeit wirklich Spaß."

Iannone arbeitet an Renntrimm

Andrea Iannone wurde starker Dritter und verpasste einen weitere Doppelführung für Ducati im Duell mit Marc Marquez nur um 13 Tausendstel, knapp zwei Zehntel fehlten auf Teamkollege Dovizioso. Die Zeitenjagd stand für den Neuling im Werksteam aber ohnehin nicht im Vordergrund, wie er klar stellte: "Wir haben heute hauptsächlich an der Rennperformance gearbeitet, weil das im letzten Jahr noch meine größte Schwachstelle war. Dabei haben wir ein unterschiedliches Elektroniksetup getestet und das war wirklich richtungsweisend für uns."