Rennsport kann verwirrend und eigenartig, manchmal auch brutal sein. Das musste Alvaro Bautista 2014 am eigenen Leib erfahren. Bei den Testfahrten zu Saisonbeginn präsentierte sich der Spanier konstant stark und war stets im Spitzenfeld zu finden. Alles deutete auf ein gutes Jahr für Bautista hin, der in den Vorsaisons die Plätze fünf und sechs in der Gesamtwertung belegt hatte. Diese Erwartungen bestätigte er dann auch im Qualifying beim Saisonauftakt in Katar. Er stellte die Gresini-Honda auf Startplatz zwei, nur um 57 Tausendstel musste er sich Dominator Marc Marquez geschlagen geben. Auch im Grand Prix überzeugte Bautista und lag auf Podiumskurs - bis zur drittletzten Runde. Er rutschte über das Vorderrad weg und war aus dem Rennen. Es sollte der Anfang zu einer Unserie sein, wie sie der 30-Jährige in vier Saisons MotoGP zuvor noch nicht erlebt hatte.
Der Fahrer
Nach dem Saisonauftakt in Katar folgte der Grand Prix von Texas. Bautista stürzte erneut aus dem Rennen. Dritter Saisonlauf war der Argentinien-GP. Bautista hielt nicht einmal eine Runde durch. Eine der positiven Überraschungen der Testfahrten hielt nach drei Rennen also bei null Punkten. Da war auch Teamchef Fausto Gresini fassungslos: "Die Enttäuschung ist groß. Es ist eine Schande, dass wir nach drei Rennen noch immer mit null Punkten dastehen. Ich hoffe innig, dass sich in Jerez etwas ändert."
Tatsächlich sah Bautista bei seinem Heimrennen zum ersten Mal 2014 die Zielflagge. Er wurde Sechster. Kein überragendes Ergebnis und doch das zweitbeste Resultat für ihn in dieser Saison. Lediglich beim kommenden Grand Prix in Le Mans lag er als Dritter weiter vorne. In den restlichen 13 Rennen folgten fünf weitere Ausfälle, bei den Zielankünften landete Pedrosa auf Rang sechs oder noch weiter zurück.
In der Endabrechnung bedeutet das für den Gresini-Piloten den enttäuschenden elften Rang, nur acht Punkte vor seinem Teamkollegen, der sich aber mit einem leistungsmäßig deutlich unterlegenen Production-Racer herumschlagen musste. Im Schnitt erreichte Bautista nicht einmal fünf Punkte pro Rennen. Das war ihm in der MotoGP erst einmal passiert, 2011 in seiner letzten Saison bei Suzuki. Damals hatte er als einziger Pilot der Marke aber auch einen schweren Stand.
Das Team
Gresini zählt zu den erfahrensten Teams in der Königsklasse und ist seit 1997 Teil des Paddocks. Teamchef Fausto Gresini hat eine hochprofessionelle Truppe um sich geschart, doch musste sich der Rennstall in den letzten drei Jahren mit einer Schwierigkeit herumschlagen. Als einziger MotoGP-Rennstall setzte man zwei verschieden Motorräder. Neben der Factory-Honda von Bautista wurde zwei Jahre lang eine CRT-Maschine beziehungsweise in dieser Saison der Production-Racer für Scott Redding eingesetzt. Das bedeutet nicht nur mehr Arbeit, sondern auch mangelnde Vergleichsmöglichkeiten, wie sie beispielsweise Pol Espargaro und Bradley Smith bei Tech 3 haben.
Das Motorrad
Die Factory-Honda, welche Bautista in dieser Saison bei Gresini pilotierte, ist zwar grundsätzlich dasselbe Motorrad, wie es auch Marc Marquez und Dani Pedrosa bei Repsol Honda oder Stefan Bradl fuhren, doch unterschied sich die Gresini-Honda in zwei wesentlichen Punkten von den anderen RC213V im MotoGP-Feld. Während praktisch alle Teams auf Bremsanlagen von Brembo und Stoßdämpfer von Öhlins setzen, experimentiert man bei der Truppe von Fausto Gresini mit Nissin-Bremsen und Federungselementen von Showa.
Unbestritten ist, dass sowohl Teile von Nissin als auch Showa nicht dieselbe Performance bieten, wie welche von den Marktführern Brembo und Öhlins. Bautista beklagte sich immer wieder über mangelnden Grip und die schlechte Fahrbarkeit, was zweifelsohne auch diesen Experimenten geschuldet war, zu denen man bei Gresini aber von der Honda-Konzernspitze verdonnert wurde. Der größte Motorradbauer der Welt hält immerhin Anteile an den Unternehmen Nissin und Showa. Trotz dieser Nachteile bleibt die Factory-Honda aber ein überaus leistungsstarkes Motorrad, das definitiv mehr als Weltmeisterschaftsrang elf ermöglicht.
Redaktionskommentar
Platz elf in der Weltmeisterschaft, nur eine Podiumsplatzierung, acht Ausfälle in 18 Rennen. Alvaro Bautistas Saison 2014 als enttäuschend zu bezeichnen wäre eine massive Untertreibung. Vom Saisonauftakt in Katar an lief für das Team und Bautista selbst einfach alles schief. Nach drei Nullnummern zum Auftakt war das Selbstbewusstsein des ehemaligen 125ccm-Champions sichtlich in Mitleidenschaft gezogen und er kam nie mehr so richtig in Schwung. Abhaken und weitermachen - etwas anderes bleibt Bautista nicht übrig. 2015 bekommt er bei Gresini mit Aprilia eine neue Chance. (Markus Zörweg)
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