Die Dominanz von Marc Marquez in der ersten Saisonhälfte 2014 war geradezu erdrückend. Zehn Grands Prix gewann er in Serie, die Konkurrenz konnte über die Überlegenheit des Youngsters nur staunen und anerkennend gratulieren. Klar ist aber auch, dass es die Herren Lorenzo, Pedrosa und Rossi innerlich mächtig wurmte, so im Schatten Marquez' zu stehen. Dennoch mussten sie Rennwochenende für Rennwochenende dieselben Fragen über sich ergehen lassen. Der Erfolgslauf der Nummer 93 und was man tun müsste, um diesen zu beenden, war praktisch das einzige Thema. Eine Situation, die am Ende auch Marquez selbst schon unangenehm wurde.

"In den Pressekonferenzen wurden den anderen Fahrern immer dieselben Fragen gestellt: 'Was musst du tun um Marc zu schlagen? Wie kann man ihn aufhalten?'", erinnert er sich auf der offiziellen Seite der MotoGP. "Ich habe mich dabei ziemlich unwohl gefühlt, denn ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man nur über seine Rivalen und nicht über sich selbst befragt wird. Wenn es nur ein oder zwei Fragen sind, ist es okay, aber sie bekamen ständig die gleichen Fragen über einen ihrer Gegner gestellt. Ich hatte Angst, dass Fahrer, mit denen ich mich gut verstehe, mich am Ende hassen würden."

Dazu kam es nicht, auch weil in Brünn schließlich die Serie von Marquez riss und er nur Vierter wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich von der Konkurrenz aber bereits mehr als deutlich abgesetzt. Vor allem Jorge Lorenzo, 2013 noch bis zum Saisonfinale in Valencia erbitterter Titelrivale des Repsol-Honda-Piloten, war schon arg ins Hintertreffen geraten. Bereits nach den ersten zwei Grands Prix lag er 44 Zähler in der Weltmeisterschaft zurück. "Wenn der Fahrer, der eigentlich dein größter Rivale sein sollte, nicht bei 100 Prozent seines Leistungsvermögen ist und du sehen kannst, dass er Probleme hat, dann musst du das einfach nutzen und dir einen Vorteil verschaffen", erklärt Marquez.

Beim Tschechien-GP musste sich Marquez erstmals 2014 geschlagen geben, Foto: Milagro
Beim Tschechien-GP musste sich Marquez erstmals 2014 geschlagen geben, Foto: Milagro

"Tief drinnen weißt du nämlich, dass er früher oder später gestärkt aus dieser Situation zurückkommen wird. Das war bei Jorge in der zweiten Saisonhälfte ja auch der Fall. Er war wieder sehr schnell", analysiert der Weltmeister. Doch nicht nur Lorenzo machte Marquez fortan das Leben schwer - auch Altmeister Valentino Rossi agierte wieder in Topform und gewann wie sein Yamaha-Teamkollege zwei Rennen.

Yamahas setzen Marquez unter Druck

So sah es zu einem Zeitpunkt der Saison, nach zwei Stürzen Marquez' in den aufeinanderfolgenden Rennen von Misano und Aragon tatsächlich noch einmal kurz so aus, als könnte er den Titel verspielen. "Yamaha scheint bei den Testfahrten in Brünn im Sommer etwas gefunden zu haben und sie waren danach deutlich stärker. Somit ging es in den Rennen viel enger her und ich musste auch größere Risiken eingehen", gesteht Marquez.

In Motegi fixierte Marquez mit Platz zwei den Titel, Foto: Milagro
In Motegi fixierte Marquez mit Platz zwei den Titel, Foto: Milagro

Der 21-Jährige zollte seinem Wagemut Tribut: "In Misano war ich eigentlich nicht schnell genug, um um den Sieg kämpfen zu können. Platz zwei oder drei wäre an diesem Tag wohl das Maximum gewesen. Ich habe es aber dennoch versucht und bin gescheitert. Beim nächsten Rennen in Aragon wollte ich unbedingt einen Heimsieg feiern und habe wieder versagt. Das war der Moment in dem mir gesagt habe, dass ich erst den Titel fixieren muss und so lange keine unnötigen Risiken eingehen darf." Im folgenden Rennen, dem Grand Prix von Japan in Motegi, wurde Marquez schließlich Zweiter und fixierte seinen zweiten MotoGP-Titel.