Marc Marquez ist eines der größten Talente in der Geschichte des Motorradrennsports, so viel ist mittlerweile klar. Nicht umsonst wird er bereits regelmäßig in einem Atemzug mit Giacomo Agostini, Mick Doohan oder Valentino Rossi genannt. Doch was genau macht den Mann mit der Nummer 93 so stark? Was kann er besser als ein Jorge Lorenzo oder Dani Pedrosa? Freddie Spencer, 500ccm-Champion der Jahre 1983 beziehungsweise 1985 und vor Marquez jüngster Weltmeister der Königsklasse, glaubt das Geheimnis zu kennen.

"Er ist offensichtlich ein unglaubliches Talent und es ist beeindruckend, was er leistet. Es überrascht mich aber nicht, dass er so stark ist. Man kann in jeder Session erkennen, dass er schneller wird und sich sicherer fühlt. So einen Fahrer gibt es nur einmal in einer Generation", meint Spencer. Den Unterschied würde aber eine ganz besondere Stärke Marquez' machen: "Er hat verstanden, dass es das Wichtigste ist, das Motorrad in eine Position zu bringen, in der er beschleunigen kann. Da geht es nur um Zentimeter am Scheitelpunkt, die es ermöglichen die Kurve schneller zu Ende zu fahren, das Bike früher aufzurichten und so früher zu beschleunigen. Das ist seine größte Stärke!"

Elektronik fährt keine Motorräder

Oft rettet sich Marquez mit unglaublichen Reflexen vor Stürzen, Foto: Repsol
Oft rettet sich Marquez mit unglaublichen Reflexen vor Stürzen, Foto: Repsol

Der Kritik mancher Beobachter, Marquez sei nur durch die übermäßige Verwendung von elektronischen Hilfsmitteln in den modernen MotoGP-Maschinen so schnell, kann Spencer nichts abgewinnen: "Es dreht sich alles um Gefühl und Vertrauen in das Motorrad. Wie er das beherrscht ist beeindruckend. Natürlich gibt es die ganze Elektronik, die den Fahrern hilft aber man muss immer noch unglaublich gut antizipieren können was passiert. Diese gab muss man besitzen und Marc hat sie."

Seine besondere Gabe zeigt Marquez auch regelmäßig, wenn es darum geht, sich aus brenzligen Situationen zu retten. So musste er trotz seines aggressiven Fahrstils an den bisherigen sechs Rennwochenenden dieser Saison noch keinen einzigen Sturz hinnehmen. " Dazu braucht es Können und Erfahrung. Es gibt Fahrer, die diese Situationen so gut antizipieren können, dass es einfach aussieht wenn sie sich retten. Im vergangenen Jahr hatte er in den Trainingssessions einige Stürze, aber in dieser Saison hat er daraus schon gelernt. Diese Fähigkeit, ihr Niveau zu steigern und Fehler zu minimieren macht großartige Fahrer aus", ist sich Spencer im Gespräch mit MCN sicher.

Spencer gewann 1985 die Titel in den Klassen bis 250ccm und 500ccm, Foto: Milagro
Spencer gewann 1985 die Titel in den Klassen bis 250ccm und 500ccm, Foto: Milagro

Schon jetzt stellt man sich im Fahrerlager die Frage, ob es dem erst 21-jährigen Marquez gelingen wird, alle Rennen in diesem Jahr zu gewinnen. 'Fast Freddie' will es unter gewissen Umständen nicht ausschließen: "Wenn er beginnt, darüber nachzudenken, wird es ihm wohl nicht gelingen. Der beste Zugang ist sein aktueller, in dem er einfach von Session zu Session denkt. Wenn man zu weit nach vorne blickt macht man Fehler und das weiß er auch. Er hat die richtige Einstellung. Alles ist möglich!"