Valentino Rossi zählt zu den erfolgreichsten Motorradfahrern der Welt und gilt in der MotoGP als Ikone. Um dahin zu kommen, wo der Italiener jetzt ist, bedarf es nicht nur Schnelligkeit und Talent, sondern auch einer starken Truppe im Hintergrund. Bei all seinen Teamwechseln begleitete ihn die Mehrheit seiner treuen Crew. Doch bei seiner Rückkehr zu Yamaha stieß er auch auf das ein oder andere neue Gesicht. Teammanager Wilco Zeelenberg kannte Rossi bereits, denn er ist seit 2010 im Team. Bisher war er allerdings eher für Jorge Lorenzo zuständig. Heute ist er gemeinsam mit Massimo Meregalli für alle Team-Belange zuständig.

I. Die Legende

Rossis Popularität entgeht niemandem. Neben sportlichen Erfolgen macht der Pilot aus Tavullia seit Jahren mit schauspielerischen Einlagen auf sich aufmerksam. Mit Tricks, Verkleidungen, besonderen Helm- oder Motorraddesigns machte sich Rossi auch einen Namen als 'Il Dottore', wofür ihn seine Fans lieben und ihm auch in zwei erfolglosen Jahren bei Ducati die Treue hielten. Auch Yamaha weiß, wie wichtig der Marketingkünstler ist. "Vale ist natürlich einer der Helden der MotoGP. Er hat diese Klasse mit all seinen Siegen und Feiern enorm populär gemacht und dabei nicht nur den Sport, sondern auch Yamaha", bemerkt Zeelenberg.

Obwohl ihn einige in den vergangenen zwei Jahren schon abgeschrieben hatten, wagte er den Schritt zurück. "Er hat eine sehr starke Position. 2004 hat er mit dem Yamaha-Bike endlich wieder gewonnen und das war fantastisch. Ich habe in dieser Zeit auch für Yamaha gearbeitet, aber in einer anderen Funktion und nicht in der MotoGP", erinnert sich Zeelenberg an Rossis weltmeisterliche Ankunft bei den Japanern.

II. Der Kämpfer

Rossi hatte nicht nur in den zwei Jahren auf Ducati, sondern auch in der abgelaufenen Saison gegen die jungen Wilden einige Probleme, wieder auf die Erfolgstrecke zurückzukehren. Obwohl er viele Siege, Titel und Durchbrüche feierte, kein Novum für den 34-Jährigen. "Schon als er sehr jung war, ist er in den Rennen immer schlecht gestartet und musste sich jedes Mal von ganz hinten durchs Feld an die Spitze kämpfen", denkt Zeelenberg zurück. Ebendiese Kämpfe sind es, die Rossi zum Fanliebling machten.

Valentino Rossi ist und bleibt ein Kämpfer, Foto: Yamaha Factory Racing
Valentino Rossi ist und bleibt ein Kämpfer, Foto: Yamaha Factory Racing

"Ich denke, die Leute mögen diese Rennen sehr. Wenn man von achter, neunter oder zehnter Position startet, sich nach vorne kämpft und in der letzten Runde zum Sieg fährt, macht man sich enorm beliebt. Das hat er jahrelang gemacht. Er hat großartige Kämpfe gewonnen." Rossis Persönlichkeit und sein Durchsetzungsvermögen auf dem Motorrad faszinieren die Zuschauer und zieht sie wie ein Magnet zur Rennstrecke. "Er war immer sehr positiv für diesen Sport, aber auch immer sehr höflich im Umgang mit all den Zuschauern. Er hat diesen Sport in einem anderen Licht dastehen lassen und hat ihn auf ein anderes Niveau gebracht."

III. Die internen Feinde

Auf ein anderes Niveau kam er auch als ihm 2008 plötzlich ein neuer Teamkollege zur Seite stand. Ein Pilot der ihm ohne jegliche Erfahrung plötzlich die Stirn bieten konnte. Dabei war programmiert, dass Rossi seine Nummer-1-Stellung im Team ungern mit Lorenzo teilen wollte. Zeelenberg erinnert sich an das Jahr, in dem Lorenzo dem erfahrenen Italiener die Krone abnahm: "2010 gab es zwischen den beiden nicht nur auf, sondern auch abseits der Strecke einen Kampf."

Aus erbittertem Kampf wurde Friede, Freude, Eierkuchen, Foto: Yamaha Factory Racing
Aus erbittertem Kampf wurde Friede, Freude, Eierkuchen, Foto: Yamaha Factory Racing

Zwei Jahre später hatte sich die Situation verändert. Lorenzo war Yamahas klare Nummer 1 und wollte Rossi zurück, so musste er sich wohl oder übel 2013 erst einmal unterordnen. "Uns war aber ziemlich klar, dass wir beide Fahrer in diesem Jahr gern wieder im Team haben wollten. Der einzige Kampf hat sich auf der Rennstrecke abzuspielen. Sie sind natürlich noch immer Gegner, haben aber mit den mentalen Spielchen aufgehört." Heute herrscht Friede, Freude, Eierkuchen. Rossi hat in zwei extrem harten Jahren einiges gelernt und auch Lorenzo ist gereift.

IV. Das Comeback

Lorenzo kämpfte hart um die Titelverteidigung, Rossi selbst schaffte es bisher nur mit Pech der anderen nach ganz oben. Doch noch immer glauben Fans und sein Team an seinen Erfolg. "Er ist noch immer in der Lage, Rennen zu gewinnen. Das haben wir dieses Jahr in Assen gesehen", stellt Zeelenberg klar.

"Diese jungen Fahrer sind aber enorm stark. Sie denken nicht viel nach und sind einfach nur schnell. Wenn man älter wird, hat man zwar mehr Erfahrung und weiß genau, was zu tun ist, wenn das Bike okay ist oder wenn es eben nicht okay ist. Oft macht einen all diese Erfahrung aber nicht viel schneller und deshalb hat er es etwas schwer momentan. Die jungen Fahrer sind einfach etwas schneller, nicht so sehr, aber eben doch ein bisschen." Der Niederländer fuhr selbst auf höchstem Niveau und versteht, was bei Rossi vor sich geht. Er sagt lachend: "Das ist aber keinesfalls eine Schande, schließlich ist er 10 bis 15 Jahre älter als sie. In diesem Alter hat man zwar viel mehr Erfahrung, bricht sich aber auch viel leichter seine Knochen."

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