Italien - das Land von Pizza, gutem Wein, Ape, Ferrari und Rollern. Ein Mekka für Motorradfans. Wer einmal die Reise zum Grand Prix in San Marino auf sich nimmt, sollte vor oder nach dem Rennwochenende definitiv noch etwas mehr Zeit einplanen. Denn man kann nicht nur am Strand in Misano Adriatico wunderbar entspannen, sondern auch rund um Misano eine Menge entdecken. Das Motorsport-Magazin begab sich auf die Reise und ließ sich auch von einem verregneten Tag nicht abschrecken, der nahezu ideal war, um sich auf die Suche nach Marco Simoncellis und Valentino Rossis Heimat zu machen.

Die Rennstrecke wurde nach dem verstorbenen Marco Simoncelli benannt, Foto: adrivo Sportpresse
Die Rennstrecke wurde nach dem verstorbenen Marco Simoncelli benannt, Foto: adrivo Sportpresse

Schon auf dem Weg vom Misano World Circuit Marco Simoncelli zum etwa zehn Kilometer entfernten Ort Coriano stechen dem geneigten Motorrad-Fan viele sonderbare Dinge ins Auge. Die Italiener sind für ihre Liebe zu Kreisverkehren und deren individuelle Gestaltung bekannt. Ein Motorrad in der Mitte eines Kreisels kommt aber definitiv selten vor. Obwohl die GP-Strecke kaum ausgeschildert ist, weisen doch viele derartige Merkmale auf die Motorradleidenschaft der Bewohner hin. Nur ein Stückchen weiter das nächste Indiz: Erste Flaggen mit der 58, Simoncellis Startnummer und Markenzeichen.

Coriano selbst wirkt wie ein etwas verschlafener, sehr ruhiger Ort. Im Regen begegnet man nur wenigen Menschen auf den Straßen, dafür wird man von einem riesigen Banner empfangen, der Simoncelli zu Ehren auf dem Weg zum Zentrum thront. Die Aufschrift: "Marco hai ottenuto la Pole Position anche nei nostri cuori. Grazie Sic" bedeutet so viel wie: "Marco, du hast die Pole Position in unseren Herzen. Danke Sic." Ein emotionaler Empfang, der von Fahnen, Aufschriften und Plakaten in der ganzen Stadt begleitet wird. Simoncelli ist bereits vor zwei Jahren beim Malaysia Grand Prix tödlich verunglückt. Seine Heimatstadt, die Rennstrecke und die ganze Umgebung zeigen aber, dass der Italiener hier immer allgegenwärtig sein wird.

Etwas weiter in Richtung Stadtzentrum entdeckt man die Kirche, in der Simoncelli vor knapp zwei Jahren beigesetzt wurde. Am Fuße des Gotteshauses wurde ein gläsernes Denkmal für den ehemaligen MotoGP-Piloten errichtet. An dieser Stelle erweisen viele Fans dem Verstorbenen eine letzte Ehre. Das Monument ist von Blumen, Briefen, Kuscheltieren und vielen weiteren Gegenständen umringt. Unter der großen 58 steht: "Mi piacerebbe essere ricordato come uno che in gara sapeva emozionare" - "Ich möchte als einer erinnert werden, der im Rennen begeistern konnte". Und genau das gelang dem außergewöhnlichen Fahrer.

Nach einem weiteren Abschied von Marco Simoncelli begeben wir uns in Richtung Tavullia. Mit der Buslinie 58 geht es nach Morciano und von dort aus weiter. Reiner Zufall? Wer weiß das schon. Noch bevor man das legendäre Ortseingangsschild sieht, weiß man, dass 'Rossi-Land' genau hier anfängt. Denn etwa zwei Kilometer vor Tavullia steht das riesige VR46-Firmengebäude, von dem aus alle originalen Valentino-Rossi-Fanartikel, aber auch Produkte anderer Fahrer und Teams, in die ganze Welt hinaus verschickt werden. Im Ort selbst gilt - entgegen aller Gerüchte - Tempolimit 50. 46 km/h werden lediglich am GP-Wochenende ausgeschrieben.

Tavullia selbst ist fast so verschlafen wie Coriano, wirkt durch die zahlreichen gelb-schwarzen Flaggen, die nahezu jede Brücke, jeden Straßenrand und viele Bäume schmücken aber etwas aufgeweckter. Von vielen Terrassen schaut ein Papp-Rossi auf die Straßen und selbst die Tischdecken der Straßencafés passen sich dem allgemeinen Farbbild an: Sie sind gelb. Für die Gestaltung der Ortsmitte hat sich der offizielle Fanclub des Italieners so einiges einfallen lassen. Riesige Plakate erinnerungswürdiger Momente des neunfachen Weltmeisters schmücken die Fassaden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Rossis Motorrad-Ranch, Foto: adrivo Sportpresse
Rossis Motorrad-Ranch, Foto: adrivo Sportpresse

Seit etwa zweieinhalb Jahren ist der Fanshop im 8000-Seelen-Ort um eine Attraktion erweitert: Pizzeria Ristorante da Rossi - die Pizzeria des MotoGP-Fahrers. Obwohl Rossi der Besitzer ist, wird das Restaurant von drei Freunden des ehemaligen Weltmeisters betrieben. 60 Gäste finden Platz und werden kulinarisch zwar nicht unbedingt verwöhnt, allerdings bietet das da Rossi richtig gute und vor allem auch bezahlbare Pizza. Ein Besuch lohnt sich, doch man sollte etwas Zeit mitbringen. Die Italiener haben es besonders in Tavullia wohl noch weniger eilig. Aber wer kann schon von sich behaupten, dass er bereits bei Rossi Pizza essen war?

Zum krönenden Abschluss überrascht Rossis neuestes Projekt bei der Ausfahrt aus der Kleinstadt. Die berühmte Motor Ranch liegt zwar etwas abseits des Ortes, ist aber kaum zu übersehen. Schon viele Star-Kollegen des Yamaha-Piloten traten auf der gigantischen Offroad-Strecke gegeneinander an. Auf Bildern und Videos scheint der Kurs bereits riesig, sieht man von der Hauptstraße aus in Rossis Offroad-Paradies hinab, hat die Ranch noch eine ganz andere Wirkung: Sie hebt sich extrem von der umliegenden Landschaft ab und ist nicht einfach nur groß, sondern regelrecht kolossal. Die gewaltigen Tore blieben an diesem Tag leider geschlossen. Doch wir kommen natürlich gerne wieder.

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