Marc Marquez brach 2013 sämtliche Rekorde und krönte sich in seiner Rookie-Saison mit vier Punkten Vorsprung zum Weltmeister in der Königsklasse. "Für mich geht heute ein Traum in Erfüllung. Vielleicht ist es jetzt sogar noch zu früh, ich hätte nicht gedacht, dass ich bereits in meiner ersten MotoGP-Saison Weltmeister werde. Das ist wirklich ein unglaubliches Gefühl", strahlte er nach dem Titelgewinn in Valencia.

Mittlerweile haben wir schon so viel vom Weltmeister selbst gehört, dass das Motorsport-Magazin es vorzog, einen Einblick in sein näheres Umfeld zu wagen. Emilio Alzamora ist Marquez' Manager und langjähriger Begleiter. Alberto Puig brachte den jungen Spanier vor über fünf Jahren in die Weltmeisterschaft.

Emilio Alzamora

Wie hat sich Marc als Fahrer und menschlich entwickelt?
Emilio Alzamora: Er ist gewachsen - bei beidem. Marc ist ein sehr netter Junge, ist aber in jedem Aspekt gewachsen. Die Entscheidungen, die er an der Strecke getroffen hat, waren immer gemeinsam mit seinem Technikern: Erst bei KTM mit Harald Bartol, als er den 125ccm-Titel mit Aki Ajo gewann, danach mit Santi Hernandez. Er ist mit diesen Leuten zusammengewachsen.

Was war das Lustigste, das du mit ihm erlebt hast?
Emilio Alzamora: [lacht] Jedes Rennen ist lustig! Ich habe viele Erinnerungen. Als ich begann mit ihm zu arbeiten und er zwölf Jahre alt war, habe ich das sehr genossen. Als wir mit KTM ein Team für ihn in der 125er fanden, waren wir sehr glücklich. Der Traum eines Jeden ist es, in die Weltmeisterschaft zu kommen. Ein weiterer Traum ist es, die WM zu gewinnen und mit Aki Ajo ist uns das gelungen. Das war eine unglaubliche Saison. Danach habe ich natürlich noch weitere tolle Erinnerungen mit dem Moto2-Team von Monlau, das wir extra für ihn zusammenstellten. Ich habe alles auf den Tisch gelegt, damit er das beste Material und die besten Mechaniker bekommt. Am Ende gewannen wir auch diese Weltmeisterschaft. Der beste Moment war aber ihn bei Honda in der MotoGP zu sehen und den Titel in Valencia zu gewinnen.

Du warst 1999 selbst Weltmeister. Was war deine beste Rennerfahrung?
Emilio Alzamora: Als ich den Titel in Argentinien 1999 gewann, natürlich. Ich habe das Rennen zwar nicht gewonnen, aber ich gewann die Weltmeisterschaft und das war in diesem Moment wichtiger.

Wie würdest du die 125er-Klasse damals mit der kleinen Klasse heute vergleichen?
Emilio Alzamora: Um das Motorradfahren zu lernen, sind die Zweitaktmaschinen sehr gut. Es ist schwer, mit diesen Bikes umzugehen, das Gas, das Tempo und viele andere Dinge zu kontrollieren. In der ersten Saison der Moto3 haben wir gesehen, dass die Power nicht groß genug war, um sie mit den 125ern von Aprilia oder anderen Herstellern zu vergleichen. Mittlerweile sind die Bikes aber sehr schnell und am Ende denke ich, dass es schon mehr Sinn macht, die jungen Piloten auf den Viertaktern fahren zu lassen. Schließlich fahren sie auch in den weiteren Kategorien auf Viertakt-Motorrädern. So lernt man den Fahrstil recht früh, besonders die Bremspunkte. Wenn man mit dem Viertakter bremst, ist das - genauso wie die Gangschaltung und die Motorbremse - einfach ähnlicher. Auf technischer Seite waren die Zweitakter in der 125er zwar besser. Jetzt, da die neue Kategorie mehr Power hat, ist es eigentlich ausgeglichen.

Alberto Puig arbeitet für Dani Pedrosa. Doch auch zu Marc Marquez' Erfolg hat der Spanier beigetragen, Foto: Repsol Media
Alberto Puig arbeitet für Dani Pedrosa. Doch auch zu Marc Marquez' Erfolg hat der Spanier beigetragen, Foto: Repsol Media

Was hat sich in den letzten Jahren generell im Fahrerlager verändert?
Emilio Alzamora: Ich denke, dass die Dorna gute Arbeit geleistet hat. Es ist professioneller, die Teams können sich besser darstellen, die Medien spielen ebenso mit rein. Die Dorna arbeiten sehr gut mit den Medien, denn die MotoGP ist mittlerweile extrem beliebt. Besonders die Veränderungen im Reglement, am Ende in allen Klassen die Viertaktmaschinen durchzusetzen, war sicherlich nicht leicht für sie, denn nicht alle Fahrer können mit diesen Bikes umgehen. Dazu zogen sich die Hersteller zurück. Daran müssen sie jetzt arbeiten, also Suzuki, Kawasaki und alle zurückzuholen. In jedem Fall ist es für die Show gut. Es ist unglaublich, eine Viertaktmaschine auf der Strecke zu sehen. Ich denke, es ist gut, die Moto2 einheitlich zu machen, denn es ist schließlich günstiger. Für die Fahrer ist es optimal: Egal ob sie im besten oder schlechtesten Team unterkommen, sie haben alle den gleichen Motor und das ist echt gut. Die Moto3 ist ähnlich gut konzipiert. Dazu gibt es heute auch die Sicherheitskommission und lauter solche Dinge, die auch noch für die Sicherheit der Fahrer sorgen. Es ist wirklich gut.

Alberto Puig

Wie kann zum Beispiel ein junger talentierter deutscher Fahrer einen Weg in die WM finden?
Alberto Puig: Deutschland hat in der Vergangenheit viele richtig gute Fahrer hervorgebracht. Wir müssen aber auch bedenken, dass alles einen eigenen Weg hat. Warum gibt es in Spanien so viele gute Fahrer? Wir haben eine gute Umgebung, wir haben perfektes Wetter, wir haben tolle Strecken, die spanische Föderation gibt viel und deshalb haben wir so viele gute Fahrer. Im Winter kann ich mir in Spanien ein Bike schnappen und fahren gehen, wenn ich in Deutschland oder Österreich bin, gehe ich raus und stehe im Schnee. Wie kann man da trainieren? Ich glaube, dass es für 'Nordeuropäer' nicht so leicht ist. Das bedeutet aber nicht, dass es keine guten Fahrer geben kann. Wir haben bereits viele gute gesehen. Sei es in Deutschland oder auf einem anderen Teil des Planeten: Ich bin überzeugt, dass ein Fahrer seinen Weg findet, wenn er richtig gut ist. Sie kommen an einen Punkt, an dem sie wissen, wie sie hierher kommen.

Du hast Marc in die WM gebracht?
Alberto Puig: Ich habe ihn nicht entdeckt, das war Alzamora. Aber zu dieser Zeit habe ich das Repsol Team in der 125er als Teammanager betreut, also ja: Wir haben ihn in die Weltmeisterschaft gebracht. Alzamora hat sich aber um ihn gekümmert. Ich habe mich um das Team gekümmert, aber natürlich waren wir super glücklich, ihn in unserer Crew zu haben und halfen ihm in seinem ersten Jahr. Er war schon damals sehr gut.

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